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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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sich nicht vor.«
    »Wagenbach hat sich anscheinend doch vorgestellt.«
    »Wir haben uns ja auch getroffen. Nicht oft. Zwei Mal. Oder drei. Zum Tauschen. Darf man das?«
    »Wäre zu prüfen. Und ich glaube Ihnen nicht. Den einen und anderen werden Sie mit Namen kennen. Wenn man Ihnen die Ware schickt, steht ja vielleicht ein Absender auf dem Päckchen? Ich sage Ihnen, was passiert, wenn Sie nicht kooperieren. Ich rufe den diensthabenden Ermittlungsrichter an und beantrage einen Durchsuchungsbeschluss. Dann stellen wir Ihr Haus auf den Kopf. Wir graben sogar den Garten um, dann müssen Sie neuen Rasen aussäen. Also, Herr Eidsvag? Ihre Entscheidung!«
    »Ich kann nicht …«
    »Wie Sie wollen.« Barbara griff zum Handy. Uplegger hatte sein Smartphone noch in der Hand, benutzte es aber nicht, sondern schaute nur auf die Uhr: 19:12. Wieder würde es spät werden, und Marvin war allein zu Haus.
    Anderthalb Stunden später standen ein Gruppenwagen und zwei Zivilfahrzeuge der Polizei vor dem Grundstück im Quittenhof, außerdem ein silberfarbener Porsche Cayenne. Er gehörte nicht dem Staat, sondern Christina Barfuss, die von der Hanse Sail zurückgekehrt war und verständnislos dem Treiben in und an ihrem Heim zusah. Zwei Uniformierte sperrten das Tor, sie durfte nicht passieren. Auch das kleine blonde Mädchen, das mit seinen Zöpfen und dem blaugepunkteten weißen Kleid aussah wie aus dem 19. Jahrhundert, starrte auf das Anwesen. Es hatte die Fäuste geballt und sah kampflustig aus.
    Während Barbara auf Durchsuchungsbeschluss und Einsatzkräfte wartete, unternahm Uplegger einen Abstecher nach Lütten Klein, denn eine Person aus dem Bekanntenkreis von Barfuss-Eidsvag wohnte in der Rigaer Straße 12. Diese Nummer bezeichnete das mittlere der Hochhäuser, die sich in der Zone befanden, aus der Wetterstroms Handy lange Zeit sein Signal gesendet hatte. Doch Uplegger war skeptisch: Er hatte die Nummer gewählt, aber nicht einmal die Mailbox war erreichbar gewesen, kein Wunder, denn inzwischen durfte der Akku leer sein. Das bedeutete, die bekannte Position war die letzte bestimmbare und musste nicht die aktuelle sein.
    Dieter und Marion Erdvogel waren gescheiterte Existenzen. Ihre Beziehung zu Christina Barfuss war eine lose, denn schon zu DDR-Zeiten waren sie über die Dörfer gefahren und hatten alten Leuten all die Kostbarkeiten abgeschwatzt, die diese auf dem Speicher verstauben ließen, ohne ihren Wert zu kennen. Dieter Erdvogel hatte die Möbel und alles, was sich sonst noch fand, wieder instandgesetzt und dann für viel Geld an Liebhaber verkauft. Dieses Vorgehen funktionierte längst nicht mehr, denn die unwissenden Alten waren ausgestorben. Nur ganz selten hatten sie noch Glück, und stets boten sie die Antiquitäten zuerst Frau Barfuss an. Deshalb wurden sie mitunter zu Feiern geladen, und deshalb hatte Eidsvag sie erwähnt.
    Dieter Erdvogel war vielleicht sehr geschickt mit den Händen, seine Intelligenz lag vermutlich in den Fingerspitzen. Er sprach falsches Deutsch, und seine Frau stand ihm darin nicht nach. Sie war Köchin an der SED-Parteischule gewesen und er Hausmeister, jetzt waren sie arbeitslos und hatten sich mit Hartz IV in ihrer verwahrlosten Wohnung eingerichtet. Uplegger war sicher, dass sie tranken. Ihr Sohn tat ihm leid. Er war 15, ein später Nachkomme und das Nesthäkchen, die großen Kinder waren längst aus dem Haus. Uplegger hatte eine kurze Begegnung im Flur mit ihm gehabt, der Mangel an geistiger Anregung im Elternhaus hatte seine Miene gezeichnet. Prekariat, so nannte man solche Menschen auf Neudeutsch. Das Gespräch mit Kais Eltern war mühsam, und Uplegger war ziemlich sicher, dass diese Leute mit den Nienhäger Verbrechen nichts zu tun hatten: Sie hatten zwar vom Gespensterwald gehört, verlegten ihm aber kurzerhand nach Kösterbeck, und das war die falsche Richtung.
    Einmal in Lütten Klein, hatte Uplegger auch das Revier aufgesucht und sich Holtfreter vorgenommen, den Auffindungszeugen vom Schützenplatz. Da die Zeit knapp war, hatte er ihm nur angekündigt, dass er ihm eine Vorladung schicken würde, und er solle daran denken, dass Lügen kurze Beine hätten.
    Als er wenig später zurück zum Quittenhof kam, gesellte er sich zu Christina Barfuss und ihrer Tochter.
    »Sind Sie auch von der Polizei?«, fragte die sichtlich empörte Frau. Er nickte. »Was ist das für eine Schweinerei? Sie dringen bei uns ein … Das ist unerhört!«
    »Böser Mann!« Die Kleine trat nach Uplegger, der

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