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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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hatte. Nun fürchtete sie, dass die Schreckensbilder wieder ans Tageslicht kämen.
    Uplegger sagte: »Eine von Dünnfelders Firmen errichtet in Boltenhagen Ferienvillen.«
    »Ja, aber die verbrannte Datsche wurde in den 70er Jahren erbaut. Improvisiert, wäre vielleicht das bessere Wort.« Der Mann ohne Eigenschaften trommelte mit den Fingern aufs Fax. »Die Zeugin Grunow ist alleinerziehende Mutter und hat einen sechsjährigen Sohn. Der hat sich mit Kranbauer angefreundet; manchmal sind wohl nur wenige Kinder in der Siedlung. Vor allem Kranbauers Schätze hatten es ihm angetan. Es gab alte Petroleumlampen, einen historischen Rundfunkempfänger, solche Sachen. Und Zigarrenkisten voller Krimskrams. Eine dieser Kisten aber … Unter Tränen räumte der Junge ein, dass er sich heimlich etwas mitgenommen hat. Zwei Münzen.«
    Barbara schoss in die Höhe: »Münzen?«
    Wendel nickte. »Der Junge sagt: hundert. Und zwei gefielen ihm so sehr«, Wendel schmunzelte, »dass er sozusagen eine Eigentumsübertragung ohne Einverständnis des Besitzers vorgenommen hat. Er nahm die beiden mit, die am schönsten geglänzt haben: Silbermünzen. Und nun kommt es: eines der beiden Stücke ist ein halber Pommerscher Riksort von 1654.«
    »Schwedisch?«, fragte Uplegger. Wendel nickte.
    Barbara fragte: »Woher wissen wir das? Machen bei den Schwerinern denn Numismatiker die Brandermittlungen?«
    »Viel simpler. Als sie endlich im Schutt wühlen konnten, fanden sie einen angekohlten Resopaltisch. Resopaltisch, Münzen – da fiel ihnen sofort unsere Sachfahndung ein. Doch es kommt noch besser. Kranbauer hatte auch Bücher im Haus. Manche davon waren noch zu erkennen, darunter mehrere über die slawische Besiedlung sowie ein Lexikon der Archäologie. Und Münzkataloge. Aber keine Zigarrenkiste!«
    »Er ist also Sammler«, resümierte Uplegger.
    »Seine Überlebenschancen stehen übrigens schlecht.«
    »Wohin hat man ihn gebracht?«
    »Auf die Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte der Klinik für Plastische und Handchirurgie in Lübeck.«
    »Lübeck!«, rief Barbara.
    »Ich weiß, was du denkst. Und du liegst richtig. Boltenhagen hat die Postleitzahl 23946, Grevesmühlen die 23936. Alle mit 23 beginnenden PLZ gehören zum Einzugsbereich des Briefzentrums Lübeck. Und bei der Durchsuchung von Kranbauers Grevesmühlener Wohnung wurde ein Buch aus der Universitätsbibliothek Regensburg gefunden, in dem ein Fernleiheschein der Stadtbibliothek Lübeck steckte.« Wendel nahm einen Zettel vom Schreibtisch. »Sveriges besittningsmynt. Die Münzen der schwedischen Besitzungen. Coins of the Swedish Possessions 1561–1878.«
    »Nein!«
    »Das Buch ist 1967 in Stockholm erschienen, der Fernleiheschein steckte zwischen den Seiten 122 und 123. Auf Seite 123 ist eine Münze behandelt, die wir alle kennen: der unter Fredrik I. geschlagene Wismarer Dukat.«
    ***
    Barbara hatte sich vorgenommen, in ihrem Leben nie mehr nach Grevesmühlen zu fahren. Nun aber saß sie neben Uplegger, der den Wagen auf dem Brüllbeton der A 20 genau dorthin lenkte. Es war der Kofferträger gewesen, der den Vorschlag gemacht hatte, dass sie sich vor Ort umschauen sollten, und damit hatte Breithaupt ihr nur das Wort aus dem Mund genommen. Wie fast immer war in ihr die Kriminalistin stärker als das gepeinigte Kind, das sie ohnehin unterdrückte.
    Vor Ort erwartete sie Oberkommissar Tietze, den Uplegger bereits kannte. Vor vielen Jahren hatten sie bei der Aufklärung einer Einbruchsserie zusammengearbeitet, die sich auf ganz Nord-und Westmecklenburg erstreckt hatte. Während der Fahrt hatte Barbara erfahren, dass Tietze Freizeitmaler war und sich auf Seestücke spezialisiert hatte, weshalb ihn seine Kollegen Tizian nannten. Tizian hatte sich erboten, ihnen den Brandort zu zeigen, aber Barbara wollte unter keinen Umständen nach Boltenhagen. Grevesmühlen reichte ihr.
    Auf den Knien hatte sie eine Faxkopie sowie eine ausgedruckte Mail von Tizian. Für ihren Fahrer, der soeben die Anschlussstelle Wismar-Mitte passiert hatte, fasste sie zusammen: »Der Geschädigte hat das Grundstück in der Kolonie Frohes Wochenende 1974 gepachtet und verbringt dort die Sommermonate. Er ist 67 und seit acht Jahren im Vorruhestand. Zuvor hat er als Schiffbauer gearbeitet, auf der Werft in Wismar. Heute Nordic Yards , ehemals Wadan Yards MTW , ehemals Aker MTW Werft , und als Kranbauer dort gelernt hat, hieß sie VEB Mathias-Thesen-Werft .«
    »Sind die nicht pleite?«
    »Was ist nicht pleite in

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