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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Er legte auf.
    Barbara fasste den Inhalt ihres Gespräches für die Kollegin zusammen und widmete sich wieder dem Fax.
    Martin Beck hatte alle Personen aufgelistet, mit denen man gesprochen hatte, von der Direktion angefangen bis zum Pförtner. Das war nur eine Formalie, denn interessant war allein die Vernehmung der Chefsekretärin. Sie hatte ausgesagt, dass Axel Wetterstrom immer wieder gefragt habe, ob denn nicht ein weiteres Schreiben eingetroffen sei. Eines Tages Ende Juni oder Anfang Juli war es dann soweit, der erwartete dritte Brief war da. Er lag noch bei der unregistrierten Eingangspost, und da auch die schwedische Verwaltung ordentlich arbeitete, musste er ins Posteingangsbuch eingetragen werden. Wetterstrom nahm ihn jedoch an sich, bevor das geschah. Wie es ihm gelungen war, die Zustimmung der Sekretärin zu erlangen und sie zum Schweigen zu verdonnern, blieb offen; wahrscheinlich hatte er seinen Charme eingesetzt. In Barbaras Weltbild waren Chefsekretärinnen vertrocknete Jungfern – obwohl sie mit etlichen zu tun hatte, die alle Ehefrauen waren. Die einzige ihr bekannte vertrocknete Jungfer war sie selbst.
    Im Übrigen war der Brief bei der Hausdurchsuchung nicht zum Vorschein gekommen.
    Sie hob das Papier in die Höhe: »Kennst du den Inhalt?« Ann-Kathrin nickte. »Axel Wetterstrom muss die Offerte des Unbekannten ernst genommen haben. Offenbar als Einziger. Außerdem sieht es so aus, als hätte N. N. ihn dazu eingeladen, sich an einer Schatzsuche zu beteiligen, oder? Denn warum sonst der Tiefendetektor? Wenn die Rechnung vom 12. Juli stammt und er per Schiff versandt wurde, muss Wetterstrom ganz schön gezittert haben, dass der Sucher rechtzeitig eintrifft. Und last but not least: Wo ist der Brief jetzt?«
    »Hat er ihn denn mitgenommen?«
    »Wenn er die beiden ersten bei sich hatte, wird er wohl?«
    »Erscheint logisch.« Ann-Kathrin betrachtete entnervt ein gigantisches Dossier.
    »Was ist das?«
    »Eine Liste der Hotelanmeldungen aus Rostock und dem Nahbereich. Ab Dienstag. 12 226 Positionen. Eine Fleißarbeit der Vermisstenstelle.«
    »12 226 potenzielle Mörder? Zuzüglich Tagesausflügern und all jenen, die bei Freunden oder Verwandten untergekommen sind? Und die Leute auf den Schiffen? Und nur in der Stadt und drumherum? Mein Gott!«
    »Die Liste vom Campingplatz Markgrafenheide kommt auch noch. Aber Kinder kann man vielleicht abziehen.«
    »Da bin ich nicht mehr so sicher.« Barbara stand auf, zog ihre Jacke an und beschloss, einen Dienstwagen als Transporter für die gebundenen Zeitungen zu verwenden.
     
    Jonas Uplegger war angespannt, weil er nicht wusste, was ihn zu Hause erwartete: Er rechnete mit allem Möglichen, von einer leeren Wohnung bis zu einem abermals berauschten Marvin. Und müde war er, todmüde. Der morgendliche Kater war zwar verflogen, aber er hatte ein körperliches Unbehagen hinterlassen, dass nur Schlaf tilgen konnte.
    Er hatte schon den Schlüssel in der Hand, als die Nervensäge in seiner Jackentasche anschlug; leider durfte er sie nicht abstellen. Der Lorbass verlangte nach ihm. Er hatte mit weiteren Jungen und ihren Eltern gesprochen, aber auch mit Zeugen, die zur fraglichen Zeit im Wald unterwegs gewesen waren. Und er konnte Uplegger weitgehend von dem Druck befreien, der uneingestanden auf ihm gelastet hatte: Es sah tatsächlich danach aus, als hätten die jungen Hüttenbauer den Tatort vor dem Verbrechen verlassen. Nur für zwei konnte man das nicht mit Bestimmtheit sagen, die Zwillinge Chris und Morten Hinz. Die wollten noch zum Baden an den Strand gefahren sein, aber bislang gab es niemanden, der das bestätigen konnte. Dies berührte Uplegger seltsam. Zuerst hatten sie sich bis aufs Blut gestritten – und dann fuhren sie gemeinsam baden? Er wollte nicht denken: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich , und dachte es trotzdem.
    Uplegger schloss die Tür auf und stellte fest, dass nur die Falle eingeschnappt war, nicht aber der Riegel. In der Diele sah er die farbenfrohen Chucks wie Kraut und Rüben. Geräusche aus dem Kinderzimmer, wie Uplegger es immer noch nannte, ließen ihn aufhorchen. Es war kaum zu glauben, aber es klang, als würde jemand weinen.
    Uplegger streifte seine Schuhe ab und näherte sich auf Socken der Tür, an der in Sichthöhe ein Computerausdruck mit dem Hinweis Eintritt nicht nur für Schneider verboten! angebracht war. Immer sicherer wurde er, dass er ein Weinen hörte.
    Behutsam öffnete Uplegger die Tür und trat ein. Der Raum lag im

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