Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
Vom Netzwerk:
verschwommenen Foto Ähnlichkeit mit einem normalen Arztzimmer gehabt. Er war bis unter die Decke gekachelt, der Boden war gefliest. Die Kacheln hatten eine gelblichen Farbton, die Fliesen waren rotbraun. Vier Neonröhren spendeten grelles Licht. In einer Ecke standen zwei Medizinschränke mit Chemikalien, Zellstoff, Sterican -Kanülen, Spritzen zur Entnahme von Körperflüssigkeiten und dergleichen. Auf dem linken Schrank stand eine rote Kabeltrommel, auf dem rechten ein opaker Plastikbehälter mit Aquadest sowie blaue Stapelboxen. Eine Wand wurde von einem braunen Schreibtisch eingenommen, auf dem sich eine Halterung für drei unterschiedlich große Rollen durchsichtiger Folie befand, daneben stand irgendein elektronisches Instrument mit Skalen. Über dem Schreibtisch hingen ein Desinfektions-und ein Dienstplan, ein Telefon und eine runde Uhr.
    Gegenüber dem Eingang stand auf einer Bodenwaage ein hoher Metalltisch mit Rollen, abgedeckt mit einem weißen Tuch, dahinter befand sich die Rundskala der Waage, daneben ein fahrbares Gestell mit einem violetten Plastiksack. Neben einem Waschbecken waren links ein Seifen-und rechts ein Desinfektionsmittelspender angebracht, und nach solchem Mittel roch der ganze Raum. Zwei Türen führten zu Nebenräumen, die eine, rechts vom Eingang, war durch die Aufschrift Röntgen und das Zeichen für ionisierende Strahlung gekennzeichnet, die zweite, linke mit dem Schild Kühlung . Diese stählerne Schiebetür rollte die Assistenzärztin auf.
    Elina Gundersen hatte eine Hand in Upleggers rechten Oberarm gekrallt und starrte voller Furcht in das dunkle Gelass. Dr. Bittner wechselte den Kittel, von weiß zu blau, dann trat sie in den Kühlraum. Neonlicht flammte auf. Elina gab einen heiseren Schrei von sich.
    Anders als in Kriminalfilmen wurden die Leichen nicht in Boxen aufbewahrt, sondern in einem offenen Lagersystem mit vier Etagen. Alle vier Toten befanden sich in der unteren Etage auf Hubwagen, und die Obduzentin zog einen davon heraus.
    »Nej!«, stöhnte die Zeugin, aber sie hielt sich aufrecht.
    Der Hubwagen wurde in den Annahmeraum geschoben, wo Geldschläger den Sack soweit öffnete, dass man ein Gesicht sehen konnte. Alle anderen Anwesenden traten näher.
    »Nej!«, heulte die junge Frau. »Acke! Acke, Acke …« Sie wandte sich ab und rannte hinaus. Barbara folgte ihr.
    Sie lehnte im Flur an der Wand, hatte den Kopf auf die Brust sinken lassen und atmete heftig. Durch ein aufgeklapptes Oberlicht drang Vogelgezwitscher, doch hinaussehen konnte man nicht, denn die Fensterscheiben bestanden aus Milchglas. Barbara berührte die Frau vorsichtig an der Schulter, und sie hob ein wenig den Kopf. Aus riesengroßen, tränenlosen Augen starrte sie die Kommissarin an. Barbara zog den Flachmann hervor, und sie nahm ihn. Mit zitternden Händen löste sie den Verschluss und trank einen mächtigen Schluck.
    Schließlich gelang es, der Frau aus Stockholm alle Opfer vorzuführen, die sie als ihre Angehörigen identifizierte. Der Kühlraum wurde aber noch nicht ganz geschlossen, denn in einem abgetrennten Bereich befanden sich die Asservate. Geldschläger füllte Formulare aus, unterzeichnete sie und reichte sie Uplegger. Der überflog die Eintragungen, unterschrieb ebenfalls als Zeuge, gab Stift und Papiere an Elina weiter. Auch sie unterschrieb. Alles hatte seine Ordnung.
    Dr. Bittner verteilte blaue Kittel, dann ging es zu den gesicherten Beweisstücken, die man auf mehreren Metalltischen ausgebreitet hatte. Zum einen war es die Kleidung der Opfer, darunter die Lammnappajacke von SAKI , nach Geldschlägers Auskunft der Artikel Joseph braun antik . Elina schluckte, während sie jedes Teil in Augenschein nahm, und auch Tränen flossen nun. Besonders lange verweilte sie vor einem Brustbeutel mit der Trickfilmfigur Peter Pan. Neben dem Beutel hatte man den Inhalt abgelegt, ein paar Öre-und Centmünzen, eine rostige Stahlmutter, drei Fußball-Sammelbilder, eine Möwenfeder. Die Schätze eines kleinen Jungen. Sie zerbiss sich die Lippen, um nicht loszuschreien, und Blutstropfen rannen über ihr Kinn. Endlich konnte man sie erlösen und in ein Büro führen, das bei weitem freundlicher aussah. Dr. Bittner brachte Kaffee, Barbara verlängerte ihn mit Wodka, was Uplegger ein Stirnrunzeln abnötigte. Doch statt etwas dazu zu sagen, wandte er sich an die Zeugin.
    »Frau Gundersen, Sie haben sich die Gegenstände angesehen, die wir bei den Opfern gefunden haben. Gibt es etwas, das Sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher