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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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…«
    »Welche Mädchen?«
    »Urlauber.« Er blickte nieder auf seine Hände, die sich am Stoff seiner Hose rieben. Ohne Zweifel sagte er nicht die Wahrheit.
    »Und wenn keine Urlauber da sind? Ich kann mir das gut vorstellen: Man liegt mit dem Schiff auf der Lauer, und dann kommen Mädchen auf Fahrrädern vorbei …«
    Herr Schacht brauste auf: »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Nichts. Leo, haben die Piraten auch schon einmal Mädchen aus dem Ort überfallen?«
    Er schwieg.
    »Leo?«
    »Hm. War ich aber nicht dabei«, sagte er schließlich.
    Uplegger war nicht sicher, ob er log.
    »Welche Mädchen waren das?«
    »Na, das … das …« Ein paar Tränen zeigten sich.
    »Das Mädchen, das jetzt tot ist?«
    Ein schwaches Nicken. »Und die Freundin von der.«
    »Ulli?«
    Nicken.
    »Was wurde mit ihnen gemacht?«
    »Nix Schlimmes.«
    »Das glaube ich dir ja. Also, was habt ihr … was haben die anderen gemacht?«
    »Gefesselt. Aber nicht doll! Dann mussten die uns was geben.«
    »Dann warst du also doch dabei?«
    Ein sehr leises »Ja« war die Antwort.
    »Gefesselt?«, fragte Frau Schacht entsetzt. Ihr Mann schüttelte den Kopf.
    »Das machen Piraten mit ihren Opfern«, sagte Uplegger, »sonst könnten die ja weglaufen. Stimmt doch?«
    »Stimmt.«
    »Und was haben Karina und Ulli euch gegeben?«
    »Also bei Karina durfte jeder mal mit ihrem Fahrrad fahren, das ist vielleicht ein geiles Teil. Und von Ulli haben wir eine Münze gekriegt.«
    Uplegger merkte auf. Auch der Lorbass hatte sich gespannt vorgebeugt. »Was für eine Münze?«
    »Von früher. Hatte sie von ihrem Opa, glaub ich.«
    »Glaubst du? Könnte sie auch von ihrem Vater sein?«
    »Weiß nicht. Vielleicht.«
    »Und wer hat die Münze jetzt?«
    »Ali.«
    »Das ist wohl der Wikingerhäuptling und Oberpirat?«
    »Nee, nicht richtig. So was haben wir nicht.«
    »Wie sah die Münze aus?«
    »Weiß nicht.«
    »Groß, klein, leicht, schwer?«
    Leo hob die Schultern. Herr Schacht meldete sich: »Ich muss Sie daran erinnern, dass wir …«
    »Nur eine Minute.« Uplegger schaute dem Jungen tief in die Augen. »Seid ihr auch vorgestern bei der Hütte gewesen?«
    Leos Blick trübte sich, und er wirkte mit einem Mal ziemlich hilflos. Auch wenn er erst sieben war, wusste er natürlich, wohin die Frage zielte.
    »Wart ihr vorgestern bei der Hütte?«
    »Nur bis Mittag.«
    »Stimmt das, Frau Schacht?«
    Die Mutter machte eine abwehrende Handbewegung. »Wenn er es sagt. Ich war in der Firma.«
    Uplegger sah zum Vater, der aufgebracht wirkte. »Und Sie?«
    »Ich auch. Genauer gesagt, war ich unterwegs. Wir haben den Kongress des Bundesverbands deutscher Banken in Heiligendamm ausgestattet. Die Deko stammt von uns.«
    Uplegger wandte sich wieder dem Jungen zu.
    »Es ist jetzt sehr wichtig, Leo: Gab es vorgestern irgendetwas Besonderes? Etwas … Auffälliges? Seltsame Leute oder so? Jemanden, der sich komisch verhalten hat?«
    Leo kaute auf der Lippe, dann sagte er: »Da waren so Männer.«
    »In der Nähe der Hütte?«
    »Nee, weiter weg.«
    »Und was haben diese Männer gemacht?«
    »Ich weiß nicht genau. Rumgegangen, Bäume angeguckt. Was aufgeschrieben.«
    »Und andere Leute?«
    »Da sind doch immer ganz viele … Die wollen zum Strand.«
    »Was habt ihr eigentlich gespielt an diesem Tag? Vormittag?«
    Nun heulte er los.
    »Das war doch nur Spaß!«, rief er verzweifelt, und mehr war aus ihm nicht herauszuholen.
     
    Am Kirchplatz war Barbara eingefallen, dass sie den Wagen in einer Nebenstraße abgestellt hatte, von der sie nun wusste, dass sie John Brinckman gewidmet war. Auf der geruhsamen Rückfahrt hatte sie sich mit dem Güstrower Korn gestärkt, und nach dem exzessiven Verzehr von Fisherman’s Friends fühlte sie sich allen Herausforderungen gewachsen.
    Dominic Brauer wartete im VR 1, Piet Henke im VR 2. Barbara überflog die Berichte, die über sie vorlagen, dann klemmte sie sich eine Mappe unter den Arm und suchte VR 1 auf.
    Brauer, der in seiner Jugendzeit Erfahrungen mit der Polizei gesammelt hatte, wirkte demonstrativ desinteressiert. Zurückgelehnt und mit verschränkten Armen beobachtete er, wie Barbara ihm gegenüber Platz nahm und die Mappe auf den Tisch legte. Einige Zeit starrte sie ihn nur an und wartete auf Anzeichen von Nervosität. Es stellten sich keine ein; offenbar fühlte er sich im Recht. Barbara las die obligatorische Zeugenbelehrung vom entsprechenden Formblatt ab, dann konfrontierte sie ihn damit, dass er erneut zur Mordsache im

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