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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Der jugendliche Kollege zog die Brauen zusammen. »Die sehen gar nicht wie Mörder aus.«
    »Mörder, die wie Mörder aussehen, habe ich noch nie gesehen.« Der Donner folgte jetzt den Blitzen auf dem Fuße, Barbara fröstelte. »Sie könnten mich bei meinem Wagen absetzen.«
    »Und wo ist das?«
    »Tja«, sie hob die Schultern, »irgendwo in der Nähe von …«
    »Ja?«
    »Fahren Sie zum Kirchplatz«, bat Barbara. Irgendwo dort musste der Wagen stehen. Irgendwo.
     
    Leo Schacht war sieben und hatte planmäßig zwei mittlere Schneidezähne verloren, einen in der oberen und einen in der unteren Zahnreihe. Nicht nur das verlieh ihm ein verwegenes Aussehen, sondern auch die abstehenden Ohren und eine kleine Narbe an der Nasenwurzel. Das rote Tuch, das er um den Kopf geschlungen hatte, der quergestreifte Pulli und ein breiter Ledergürtel mit großer Schnalle ließen Uplegger vermuten, dass der Junge den Fluch der Karibik kannte. Auf seiner Brust baumelte eine silberfarbene Kette mit einem Anhänger in Form eines Papageien.
    Der kleine Pirat wurde von seinen Eltern begleitet, die überaus elegant wirkten. Frau Schacht trug ein kurzes rotes Kleid, das durchaus als Cocktailkleid durchging, und sie war sorgfältig frisiert; kein Strähnchen wagte den Ausbruch aus der blond getönten und dezent gewellten Haarpracht. Der Mann hatte sich für casual wear entschieden, aber für sehr gehobene, nämlich für blaue 501er und ein braunes Tweedsakko über einem blütenweißen Oberhemd. Eine verspiegelte Sonnenbrille auf seinem dunklen Haar ließ ihn wie einen Cabriofahrer aussehen.
    »Wir sind in Eile«, sagte er sofort.
    »Termine«, warf seine Gattin hin.
    »Wohin wollen Sie denn, wenn ich fragen darf?«
    »Zum Sail -Unternehmerstammtisch im Borwin . Der OB hat geladen.«
    »Dann haben Sie also ein Unternehmen?«
    Frau Schacht machte einen spitzen Mund: »Sonst würde man uns kaum zum Unternehmerstammtisch einladen, nicht wahr?«
    Uplegger ließ sich von Arroganz nicht ins Bockshorn jagen. »Welches Unternehmen?«
    »Die HPP «, sagte Herr Schacht in einem Ton, als müsse die ganze Welt sie kennen. Uplegger hatte von dieser Firma schon gehört, wusste aber nicht, was sie fabrizierte. Bevor er fragen konnte, krähte Leo: »Geile Pizzen!«
    »Pizzas«, berichtigte die Cocktailmama.
    Eigentlich pizze , dachte Uplegger und blickte zum Lorbass, der sich einen Stuhl organisiert hatte und vor dem Fenster saß, sodass er die Zeugen von der Seite betrachten konnte. Lutze rümpfte die Nase. Seltsamerweise hatte Frau Schacht am Wort geil keinen Anstoß genommen.
    »Also betreiben Sie eine Pizzabäckerei? Mit Lieferservice, nehme ich an?« Wenn man Schachts zum Stammtisch ins Borwin lud, musste es schon eine Großbäckerei sein.
    »Eine Pizzabäckerei?« Das Ehepaar sah aus, als hätte Uplegger ihnen eine Müllabfuhr angedichtet. »HPP steht für Hanse Performance and Presentation und ist die zweitgrößte Catering-und Eventagentur Mecklenburg-Vorpommerns. Noch!«
    »Wieso noch? Stecken Sie in Schwierigkeiten?«
    Der Lorbass biss sich auf die Lippen, dabei hatte Uplegger die Frage ernst gemeint.
    »Noch die zweitgrößte !«, sagte Schacht gereizt.
    »Da Sie es eilig haben … Leo, du baust an der Hütte im Gespensterwald mit?«
    »Klar. Unser Wikingerhaus.«
    »Ach, ihr seid Wikinger?«
    »Manchmal.«
    »Lebten die Wikinger nicht von Raub?«
    »Was?« Leo schaute etwas ratlos drein.
    »Na, sie waren doch Piraten, oder?«
    »Nee, nicht nur. Wir waren mal in Dänemark. Mama, Papa und ich. Und Ida, meine Schwester. Da sind wir auch im VikingeCenter in Ribe gewesen, das war cool. Mit richtigen Falken und Handwerkern und solchen Sachen.«
    »Aber heute siehst du mir wie ein Pirat aus. Und Fasching ist ja noch nicht.«
    »Heute wollen wir in See stechen …«
    »Und die Bude ist das Schiff?«
    »Nee«, Leo duckte sich, »die Bank da.«
    »Leo«, sagte Frau Schacht in gestrengem Ton, »du weißt genau, dass du momentan nicht in den Wald darfst. Es ist zu gefährlich.«
    Der Junge nickte, aber Uplegger zweifelte nicht, dass er nur darauf wartete, seine Eltern los zu sein.
    »Du meinst diese Bank, wo man Picknick machen kann? Ist das euer Schiff?«
    »Ja.«
    »Und wen überfallt ihr? Das machen Piraten doch: Leute überfallen?«
    »Na, wer so vorbeikommt …«
    »Kinder, nehme ich an?«
    »Logisch.« Leo hielt Upleggers Blick stand. Diese Unschuldsmiene kannte der von seinem Sohn.
    »Nur Jungs? Oder auch Mädchen?«
    »Ist schon vorgekommen

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