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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Nienhäger Holz gehört werden solle. Brauer setzte sich gerade.
    »Sind Sie bereit auszusagen?«, fragte Barbara.
    »Über die Demo wollen Sie gar nichts wissen?«
    »Doch. Trotzdem beantworten Sie bitte meine Frage.«
    »Ja, ja, bin ich. Ich habe keinen Grund, Ihnen etwas zu verschweigen.«
    »Das ist fein«, sagte Barbara. Dass sie es ironisch meinte, bekam er nicht mit. »Fangen wir an: Warum sind Sie übers Wochenende in Warnemünde geblieben?«
    »Wegen der Demo.«
    »An anderen Wochenenden fahren Sie nach Hause?«
    »Nicht unbedingt.«
    Barbara notierte die erste Antwort in dem ihr eigenen Stenogrammstil. »Was heißt das?«
    »Manchmal fahre ich, manchmal nicht.«
    »Gibt es denn niemanden, der Sie in Eberswalde erwartet? Sie sind nicht verheiratet, aber …«
    »Sie meinen, eine Freundin?«
    »Ja, oder ein Freund.«
    Brauer gab einen Grunzlaut von sich. »Damit kann ich nicht dienen. Mit einem Freund, meine ich. Aber eine Freundin, die habe ich. Oder Lebensgefährtin, Lebensabschnittsbegleiterin – wie Sie wollen.«
    Barbara notierte. »Wie alt?«
    »Na, was denken Sie denn?«
    »Ist sie 27, 17 – oder sieben?«
    »Sie-ben?« Brauer wurde rot.
    »Ich bin Kummer gewohnt.« Barbara legte beide Hände auf den Tisch und betrachtete aufmerksam ihr Gegenüber. Von einer selbstgefälligen Haltung war nichts mehr zu sehen.
    »Sie ist älter als ich, 41, und Assistenzprofessorin an der Humboldt-Uni, Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät.«
    »Beschäftigt sie sich auch mit Bäumen?«
    »Nein. Sie arbeitet am Molekularbiologischen Zentrum. Wenn Sie es genau wissen wollen …«
    »Unbedingt.«
    »Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Spermaqualität von Besamungsebern.«
    »Na, so genau … Erzählen Sie mir ein bisschen von Ihrer Beziehung. Sind Sie glücklich?« Barbara dachte bei ihrer Frage durchaus auch ans Besamen.
    »Glücklich?« Brauer knetete die Hände. »Ja, Gott … sicher. Deshalb bleibe ich ja hin und wieder in Rostock: Weil sie mich besucht. Wir machen uns ein schönes Kuschelwochenende … Manchmal hat sie auch dienstlich in Dummerstorf zu tun, am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie. Und falls es Sie interessiert, ich habe sie schon vor über zehn Jahren im Wendland kennengelernt.«
    »Bei Anti-Castor-Demonstrationen?«
    »Genau. Dann haben wir uns aus den Augen verloren. Aber vor ungefähr zwei Jahren kam sie mit Ihrem Mann …«
    Barbara riss die Augen auf. »Sie ist verheiratet?«
    »War. Die Ehe war damals schon kaputt. Also, sie kam mit Mann und Tochter nach Eberswalde, Familien-Tagesausflug, Sie verstehen? Sie waren im Zoo, im Forstbotanischen Garten … dort sind wir uns wiederbegegnet. Und irgendwie fühlten wir uns gleich zueinander hingezogen …«
    »Aha.«
    »Wie?« Brauer war nun etwas fahrig.
    »Ich habe Aha gesagt.«
    »Ja, aber … Wie meinen Sie das?«
    »Aha ist Aha. Wie alt ist die Tochter?«
    »Bitte?«
    »Wie alt die Tochter ist?«
    Brauer stampfte mit einem Fuß auf. »Was wollen Sie mir eigentlich die ganze Zeit unterstellen? Dass ich mich für pubertierende Mädchen interessiere? Sie sind doch …«
    »Überlegen Sie sich jedes Ihrer Worte!« Barbara schrieb zufrieden ein paar Kürzel auf, von denen sie hoffte, dass sie bei der Abschrift noch erkennen konnte, was sie bedeuteten. »Die Tochter pubertiert?«
    »Sie ist 16!«
    »Interessantes Alter, nicht?«
    »Hören Sie!«
    »Nichts anderes tue ich.«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Herr Brauer, außer der schwedischen Familie ist im Nienhäger Holz auch ein kleines Mädchen … ungekommen. Und Sie, Herr Brauer, waren in der Nähe.«
    »Ja, aber … ich … ich war doch …« Ein paar Schweißtropfen zeigten sich auf seiner Stirn. »Ich stand die ganze Zeit unter Beobachtung.«
    »Sie waren zu viert, ja? Und das macht mich nachdenklich. Wissen Sie, warum?«
    »Natürlich nicht.«
    »Weil wir von mehreren Tätern ausgehen müssen.« Nun war es Barbara, die sich zurücklehnte. »Vier Mörder, das passt genau.«
     
    Lars Albrecht wurde von seiner Mutter begleitet, einer auffallend kleinen Person, die von ihrem neunjährigen Sohn fast schon überragt wurde. Lars alias Ali war allerdings auch sehr groß und ziemlich dürr – in Upleggers Kindheit hätte man einen solchen Jungen Bohnenstange genannt. Er war zweifellos frühreif, erweckte aber den gegenteiligen Eindruck, denn wegen seiner kindlichen Stimme wirkte er wie ein zurückgebliebener Dreizehnjähriger.
    Uplegger konnte nicht umhin, sich erst einmal der Mutter

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