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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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ihr, war nicht mehr viel zu holen, und sie wollte unbedingt noch Eidsvag auf den Zahn fühlen; zuvor würde sie sich an einem der Stände ein neues T-Shirt kaufen. Eines aber wollte sie noch wissen: »Kennen Sie Karina Dünnfelder?«
    Jähnickes Gesicht rötete sich unversehens, und seine Augen füllten sich mit Blut. Schon wieder kochte er vor Wut, vielleicht, weil ihn das Mädchen irgendwie geärgert hatte; ihn zu ärgern war schließlich nicht schwer.
    »Sie sprechen von der Tochter dieses Bauspekulanten?«
    »Die meine ich.«
    »Wie das in einem kleinen Ort so ist, kenne ich sie natürlich von der Straße. Die Villa ihres Vaters ist ja nicht zu übersehen. Aber richtig kennen? Nein. Sie grüßt mich nicht einmal.«
    Barbara dankte. Jähnicke rückte den Tisch von ihr fort, und er brachte sie sogar bis an die Bordwand. Hinter der Häuserzeile am Altem Strom war die Sonne zu sehen, und weil sich das Wetter gebessert hatte, herrschte großer Andrang beim Fischverkauf. Aber nicht nur Touristen und Einheimische wollten sich mit Räucherfisch oder einem Imbiss versorgen, auch die Möwen bewiesen Interesse, indem sie eifrig über ihren Köpfen kreisten und schrille Schreie ausstießen. Barbara zwängte sich an der Käuferschlange vorbei und gewann Land.
    Der Erwerb eines T-Shirts erwies sich als einfach und kompliziert zugleich. Auf Anhieb fand sie einen Stand, an dem welche feilgeboten wurden, auch in XXL, aber es gab keine schlichten weißen. Weil sie langes Suchen nervös machte, entschied sie sich für ein rotes, das acht Euro kosten sollte, vielleicht wegen eines Hanse-Sail -Abzockaufschlags. Sie kaufte es trotzdem und begab zum Wagen. Mehrere freundliche Menschen machten sie auf den Kaffeefleck aufmerksam, der ebenso unübersehbar war wie Dünnfelders Villa, und auch Kinder wiesen sie darauf hin, wenn auch unter Gelächter.
    Am Auto entledigte sie sich ihrer Jacke, öffnete die Fahrertür und stieg ein. Tasche und Jacke legte sie auf den Beifahrersitz, das eingeschweißte T-Shirt behielt sie auf den Knien. Sie riss die Plastikfolie ab, faltete ihren Neuerwerb auseinander – und ließ entsetzt die Arme sinken.
    Der Brustbereich war über und über mit Pailletten bestickt.
    ***
    Um nicht zu spät bei Magnus Eidsvag zu erscheinen, überließ Uplegger dem Lorbass den noch nicht befragten Jungen und bat ihn, die übrigen zu Hause aufzusuchen, insbesondere die Zwillinge. Noch etwa eine halbe Stunde hatte er Lars Albrecht vernommen, um die letzten wichtigen Fragen abzuarbeiten. Karina wollte Ali am Tattag nicht gesehen haben, die Baumzähler schon. Ansonsten erinnerte auch er sich an Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer, darunter einige Jugendliche. Vielleicht waren das diejenigen gewesen, die früher einmal bei der Bude geraucht, sie beschädigt hatten. Oder den Wagen der Waldinventaristen aufgebrochen oder die Papiertücher mit ihrem Sperma gefüllt hatten. Einer Taube den Kopf abgeschnitten. Oder oder oder …
    Nach dem Einsteigen hatte Uplegger das Smartphone in der Freisprecheinrichtung befestigt, und zwischen Rethwisch und Admannshagen wählte er Marvins Nummer. Sein Sohn ging nicht an den Apparat, auch zehn Minuten später nicht, als sich Uplegger kurz vor Lichtenhagen befand, und auch nicht nach weiteren fünf.
    Dafür teilte Barbara ihm telefonisch mit, dass sie schon seit einigen Minuten bei der Dorfkirche auf ihn wartete. Dann zögerte sie einen winzigen Moment, bevor sie fragte: »Und wo sind Sie?«
    Uplegger atmete auf. »Auf Höhe des Friedhofs und gleich bei Ihnen.« Eine Minute später hielt er neben ihrem Wagen. Das Thema Brüderschaft war vom Tisch.
    Barbara stieg aus, er ebenso. Mit einer Hand hielt sie ihre Jacke über der Brust geschlossen, dennoch entgingen ihm die Pailletten nicht. Mit wenigen Worten beschrieb er ihr, was die Befragung der drei Jungen erbracht hatte; währenddessen war ihr Blick starr an ihm vorbei in Richtung Friedhof gerichtet.
    »Ich mag diesen Ort nicht«, sagte sie schließlich. Zugehört hatte sie wohl, aber ihre Gedanken waren abgeschweift.
    Ihr Adamsapfel tanzte. »Sie erinnern sich an das 15-jährige Mädchen, das im Juli 1996 auf der Brücke zwischen Schmarl und Evershagen ermordet wurde?«
    »Daran erinnert sich ganz Rostock.«
    »Ja. Sie liegt … dort.« Barbara schüttelte betrübt den Kopf. »Es war auch während der Hanse Sail …«
    »Warum geht Ihnen das noch immer nahe?«
    »Weil wir fast zehn Jahre gebraucht haben, um die Tat aufzuklären, und ohne einen Tipp

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