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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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aus der Unterwelt wäre uns das wohl nie gelungen. Ich war ja nicht von Anfang an dabei, aber das ganze Ermittlungsverfahren war ein Riesenpfusch! Schon am Tatort … Ich bin ja nicht so leicht … Aber die Mutter! Die arme Mutter!« Sie schüttelte sich. »Doch geschehen ist passiert. Ich habe eine interessante Neuigkeit.«
    »Lassen Sie hören!«
    »Ann-Kathrin hat vor ein paar Minuten angerufen, wegen des verschwundenen Mobiltelefons von Axel Wetterstrom. Er war Kunde beim schwedischen Anbieter Telia Sonera , dessen hiesiger Roaming-Partner O2 ist. Man hat sich dort wegen der Schwere der Tat bereit erklärt, uns ohne richterlichen Beschluss entgegenzukommen. Kurzum, das Handy befindet sich in Lütten Klein. In der Nähe des Boulevards.«
    »In der Nähe von hier!«, warf Uplegger ein.
    »Auch das. Das Bemerkenswerte ist, dass das Handy seit zwölf Stunden nicht oder nur geringfügig bewegt wurde. Ich nehme an, es liegt entweder in einem der Geschäfte oder Büros am Boulevard oder in einer Wohnung, und dafür kommen nur die drei Punkthochhäuser an der Rigaer Straße in Frage. Wir haben eine Spur, Jonas!«
    »Aber keinen Verdächtigen oder Zeugen, der dort wohnt.«
    »Noch nicht.« Barbara nahm die Hand von der Brust, und nun sah er das neue Kleidungsstück in seiner ganzen Pracht. »Was halten Sie von den Jungs, die hin und wieder Massenmord spielen?«
    »Ich bin geneigt anzunehmen, dass sie den Tatort vor der Tat verlassen haben. Die Zeugen von der Ferienanlage haben sie gehört. Der Lorbass prüft, wann sie zu Hause eingetroffen sind. Wenn sie nicht alle lügen, haben sie mit den Morden nichts zu tun.«
    »Im Falle eines Falles, Jonas, was denken Sie? Könnten diese Kinder vier Menschen töten, vielleicht sogar fünf? Sind sie physisch und mental dazu in der Lage?«
    Uplegger schreckte vor der Antwort zurück, aber ganz tief in seinem Inneren kannte er sie und sprach sie nach einigem Zögern aus: »Im Prinzip ja.«
     
    Uplegger hatte das Navi programmiert und die Führung übernommen. Der Dorfkern mit seiner Kirche und den Bauerngehöften stand unter Denkmalschutz, ansonsten aber legte Lichtenhagen Zeugnis davon ab, dass nicht nur Catering-und Eventagenturen und andere Firmen expandierten, sondern auch ganze Dörfer. Der schrankenlose menschliche Drang nach einer eigenen Behausung und etwas Bleibendem, um das sich die Erben streiten konnten, hatte dazu geführt, dass um den alten Ort herum Neusiedlungen mit Einfamilienhäusern entstanden waren. Was schon zu DDR-Zeiten begonnen hatte, war nach der Wende explodiert. Während Uplegger den Aufforderungen der elektronischen Frauenstimme folgte, dachte er an Dünnfelder und fragte sich bei jedem Haus, wie viele Baumängel wohl darin stecken mochten.
    Magnus Eidsvag und seine deutsche Frau hatten im Quittenhof gebaut. Auch wer die Hausnummer nicht kannte, fand das Grundstück sofort: Den überaus gepflegten Vorgarten zierten drei Skulpturen aus rostigem Stahl. Das Haus selbst war riesig und überhaupt nicht hässlich. Der reetgedeckte Fachwerkbau mit gekreuzten Pferdeköpfen an den Giebeln wirkte gut mecklenburgisch. Die sichtbaren Balken waren schwarz gestrichen, die Ziegel in den Gefachen leuchteten rot in der sich dem Horizont nähernden Sonne. Es gab jede Mengen Blumen, teils am Haus, teils auf von Steinen umgebenen Rabatten. Da seine Eltern Kleingärtner waren, erkannte Uplegger Gartenhibiskus, Abelia, Odermennig und Wasserdost; die Magnolien erlebten wegen des verrückt spielenden Klimas eine zweite Blüte, und es gab Rosen in allen erdenklichen Farben, darunter auch die bernsteinfarbene Neuzüchtung Hansestadt Rostock . Uplegger war beeindruckt, Barbara wohl eher abgeschreckt, denn sie sagte: »Der Rasen sieht ja aus, als würde er jeden Morgen Heil Hitler! rufen.« Dann klingelte sie am Gartentor.
    Da Eidsvag sie erwartet hatte, erschien er umgehend in der Haustür, die mit den farbigen Ornamenten in den Kassetten einer Kapitänstür vom Darß glich und vielleicht sogar von dort stammte.
    Zweifelsohne war er ein gutaussehender Mann, groß, schlank, drahtig, dunkelhaarig. Am Leib trug er einen blau-rot-weißen Freizeitanzug von adidas , er schlüpfte in blaue Plastikpantinen, die man in Drogeriemärkten kaufen konnte, und kam den sich stilvoll windenden, aus rötlicher Erde bestehenden Gartenweg entlang. Zu beiden Seiten des Weges rankten sich Rosen um niedrige Gestänge aus blankem Metall.
    »Hej«, grüßte er und verschenkte ein Lächeln, an dem man sich

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