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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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ihrem »The Man with the Golden Gun« sehr unglücklich zu sein. Zwar bekam sie eine schicke Choreografie mit drei Bond-Boys und einer goldenen Pistole verordnet, aber der Song passte irgendwie nicht zu ihrem zarten Typ, und das sexy Image eines Bondgirls wirkte bei ihr eher wie Travestie. Eine Lilie aufgedonnert zur Pfingstrose.
    In der ersten Pause beschloss Sascha ihr ein bisschen Mut zu machen. Er konnte sich vorstellen, wie es in ihr aussah, gerade auch wegen Xena, die natürlich bei »Goldfinger« Gas gab und schon bei den Proben Zwischenapplaus von allen Anwesenden eingeheimst hatte. Lilly sah dagegen bleich und müde aus.
    »Vitamine?« Sascha streckte ihr einen seiner selbst gemischten Spezial-Showbiz-Drinks hin. »Grassaft und Red Bull – das gib richtig Kraft und Power!«
    »Danke, das kann ich diese Woche brauchen.« Lilly lächelte und probierte Saschas Gebräu. »Schmeckt merkwürdig!« Sie nahm noch einen Schluck. »Fühlt sich aber an, als könnte es helfen.«
    »Madonna trinkt das täglich«, sagte Sascha. »Natürlich ohne Red Bull. Der Teil des Drinks wäre ihr wahrscheinlich zu unspirituell.«
    Lilly lächelte wieder. »Du bist natürlich Madonna-Fan«, sagte sie. »Das habe ich mir schon gedacht …«
    »Sie ist mein Vorbild und mein Alptraum«, gab Sascha zu. »Ich will mit 30 so berühmt sein wie sie, aber auf keinen Fall mit 50 so verspannt. Ich wäre gern eine Art Madonna Light …«
    »Ich mag sie auch. Aber besonders die Balladen. ›Frozen‹ oder ›Secret‹. Nicht so gerne die Disco-Anfangszeit mit ›Holiday‹ und so.«
    Sascha staunte. Er hatte Lilly noch nie so viel am Stück reden hören.
    »Als Kind musste ich immer endlos ›Holiday‹ singen«, fuhr sie fort. »Das fand meine Mutter am niedlichsten. Mit viel Hopsen!«
    Sascha sah sich um. »Wo ist denn deine Mutter heute? Shoppen bei Pimkie?« Das war die Gelegenheit, mehr über die wandelnde Modekatastrophe zu erfahren.
    Aber Lillys Blick verdunkelte sich sofort. »Ihr geht es nicht so gut. Sie ist zu Hause, sie …«, sie stockte und schaute Sascha prüfend an. Dann schien sie sich einen Ruck zu geben. »Sie … darf nicht mehr zu den Proben kommen. Die Produktion hat es verboten.«
    »Und – bist du darüber wirklich traurig?« Einen Moment lang dachte Sascha, er hätte sich zu weit vorgewagt, aber im Gegenteil – Lilly musste lachen.
    »Nein, gar nicht. Sie ist doch oft etwas – fordernd. Weißt du …«, langsam schien sie wirklich Vertrauen zu fassen, »ich mach das hier schon sehr lange. Genauer gesagt, seit ich vier bin.«
    »Das kann ich toppen! Mit drei Jahren den ersten Werbevertrag!«, sagte Sascha und grinste. »Ich war das Milupa-Baby!«
    »Nein, wie süß, das kenne ich noch!« Lilly war jetzt vollkommen entspannt. »Da warst du aber ein hübsches Baby!«
    »Und jetzt?« Sascha ließ kokett seine Wimpern klimpern.
    »Jetzt bist du ein hübscher Junge. Mit einer sehr guten Stimme, wenn ich das mal sagen darf. Und einer sehr guten Performance.« Plötzlich wurde ihr schmales Gesicht ernst. »Weißt du – ich möchte nicht, dass wir uns wehtun. In der Show.«
    Sascha zog es den Magen zusammen. Er hatte Lilly bis heute insgeheim als eher blasses braves Girlie eingeordnet, aber irgendwo hatte sie doch eine große emotionale Tiefe. Das erklärte auch, warum ihre Balladen so ausdrucksstark klangen. Ein Engel mit einer sehr traurigen Aura. Und gleichzeitig viel netter, als er gedacht hatte. »Ja, hoffentlich müssen wir nicht zu hart gegeneinander kämpfen«, sagte er und meinte es ernst.
    »Hoffentlich nicht«, gab Lilly zurück. »Aber du weißt ja, wie es ist …«
    »Ja, ich weiß …« Sascha nickte nachdenklich. »Und eigentlich wollte ich ja auch nie was anderes. Immer nur das hier.«
    »Da hast du doch richtig Glück.« Lilly sah ihn mit großen Augen an. »Ich wollte immer etwas anderes.«
    »Na, trautes Glück? Willst du die Schwuchtel noch umdrehen? Viel Spaß dabei!« Mike D hatte sich hinter die beiden gestellt und brüllte ihnen ins Ohr. »Viel Spaß bei deiner nächsten Haft!«, gab Sascha zurück. »Vielleicht kannst du ja noch mit elektronischer Fußfessel auftreten.«
    Mikes Augen wurden schmal. Er griff nach Saschas Sweatshirt und zog ihn ganz nah zu sich ran. »Pass auf, was du rumtölst, Töle!«, zischte er, »ich würde dir nicht raten, dich mit mir anzulegen!«
    »Du bist auch gar nicht mein Typ!« Sascha machte sich los und ging innerlich kochend, aber äußerlich ruhig zu seinen Probensachen

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