Mörder Quote
mein!
Jetzt ging endlich das Buhkonzert los. Alles sprang auf. Tanya stürmte auf Uwe zu und versuchte seinen Arm runterzuziehen. Die Securityleute rannten hinter ihr her, in der Absicht, sie von Uwe zu trennen. Marco Deutz hatte sich wieder hingesetzt und beobachtete das Ganze mit einem eisigen Lächeln. Und Pitterchen wollte das Set verlassen, aber Peter De Bruyn hielt ihn auf.
Der Moderator fand endlich Worte. »Bitte Ruhe! Bitte beruhigen Sie sich doch!« Tanya war außer sich. Sie spürte in sich eine ungeheure Kraft, die dadurch noch verstärkt wurde, dass sie diesem kleinen Arschloch direkt ins Gesicht schaute. »Schafft diesen Typen hier raus! Sofort!«, rief sie den Securityleuten zu, ohne nur einen Blick zu Marco oder Peter zu werfen. Die Männer folgten ihren Anweisungen und zerrten den völlig regungslosen, wie zu einer Statue erstarrten Uwe weg von der Bühne und hinter die Kulissen.
Tanya sah sich um. Hinter ihr das tobende Studio, links das Häufchen perplexer Kandidaten und vor ihr Marco, der nun mit beschwichtigenden Gesten auf sie zukam und sie wieder zum Pult führte.
»Sehr gut, Tanya!«, zischte er ihr ins Ohr. »Sehr emotional! Bleib so!« In diesem Moment kapierte Tanya es. Darum war Marco so ruhig geblieben. Das war alles genau so geplant gewesen! Sie sah sich zu Peter de Bruyn um. Der war verschwunden.
»Wir werden jetzt diese Show fortführen, weil wir Ihnen, den Zuschauern, und natürlich unseren Kandidaten verpflichtet sind!«, hörte sie wie im Nebel Marco in einem für ihn auf einmal sehr pastoralen Tonfall sagen. »Aber wir distanzieren uns aufs Deutlichste von rechtem Gedankengut, wie es der Kandidat Uwe Köhler gerade vorgebracht hat, und werden ihn hiermit aus der Show ausschließen. In Music Star 3000 ist kein Platz für solches Gedankengut, das habe ich in Abstimmung mit der Produktionsfirma und dem Sender eben beschlossen!«
Wann eben, dachte Tanya. Und wann hatte er diesen Text, der so eindeutig nach Peter klang, auswendig gelernt? Atemlos ließ sie sich auf ihren Platz fallen. Sie kämpfte mit den Tränen, aber die wollte sie Marco und Peter de Bruyn nicht auch noch schenken. Nicht so.
»Wir machen wegen dieses Vorfalles heute jetzt keine Schlussrunde«, fuhr Marco fort. »Alle anderen Kandidaten bleiben in der Show, und Sie können sie nächste Woche wiedersehen. In alter Frische. In neuer Frische. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.«
Tanya schaute während Marcos Schlussrede auf ihre Uhr. Der ganze »Skandal« und seine Auflösung hatten exakt so lange gedauert wie sonst die Schlussrunde der Show. Sie waren pünktlich fertig.
»Gott sei Dank!«, dachte Sascha. »Thank heaven for freaks!«
Peter de Bruyn schloss in seinem Büro die Tür hinter sich und drehte zweimal den Schlüssel um. Er wollte sich fünf Minuten Pause gönnen, bevor er den aufsehenerregendsten Skandal, den es jemals bei Music Star 3000 g egeben hatte, weiter medial bearbeitete. Das würde richtig fett Presse geben. Und endlich auch mal die sogenannte »seriöse« Presse.
»In Music Star 3000 ist kein Platz für solches Gedankengut!« Dieser hochmoralische Satz, gesprochen von Deutschlands Proll- und Show-Ikone Nummer eins, würde es bestimmt als Soundbyte in alle Sendungen und Internetportale Deutschlands schaffen. Vielleicht dieses Mal sogar in die »Tagesschau«.
Es war brillant. Nein. Er war geradezu genial. Es war gar nicht leicht gewesen, diesen Trottel ausfindig zu machen und geschickt an den Punkt zu führen, dass er selber dachte, er müsse in der Show mit genau diesem Lied ein Zeichen setzen. Und natürlich kannte er das Lied vorher gar nicht. Aber Gott sei Dank gab es ja YouTube und anonyme E-Mail-Gönner …
Peter war hochzufrieden. Die Show lief gut. Genug Konfliktpotenzial für die nächsten Wochen lag auch schon wieder auf seinem Schreibtisch. Mike D war immer noch so sauer über seine nationale Bloßstellung als Mini-Ganove, dass er ihm fast stündlich Hassmails schickte. Die Showmutti von Lilly war nach Drohungen und den verzweifelten sexuellen Avancen nun zum Bitten und Betteln übergegangen. Da ging sicher noch was: Er schickte eine kurze Mail an seine Assistentin, die Dame von jetzt an rigoros von allen Proben und auch aus dem Backstagebereich der Liveshow zu verbannen. Es kam immer auf die richtige Mischung an, mal Öl ins Feuer schütten, mal heldenhaft den Schaden begrenzen. That’s Entertainment!
Peter konnte nicht aufhören zu grinsen. Erfolg machte ihn geil. Er
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