Mörder Quote
beschloss, die verbleibenden vier Belohnungsminuten mit seinen zwei Lieblingshobbys zu verbringen – Transen und Koks. Er klickte schnell in seinem Computer auf den Ordner »Steuerunterlagen«, in dem sich ausschließlich Fotos von Transsexuellen befanden. Darunter auch ein paar besonders schöne von Chantal. Die hatte sie ihm persönlich gemailt, als Dank für die Aufnahme in die Show. Chantal war wirklich ein dankbares Mädchen. Auch während der Proben war sie immer für ihn da gewesen, wann immer er sie in seinem Büro sehen wollte. Und sie hatte ihm alle seine Träume erfüllt. Ein echter Star – eine Art zwischengeschlechtliche Marilyn für das Jahr 3000. Wenn sie weiter brav wäre, würde sie vielleicht sogar gewinnen. Und zur Feier ihres Sieges würde er ihr all diese unvorteilhaften Pornofotos zurückgeben, die er hier vor sich sah. Sehr amateurhaft. Und sehr deftig. Apropos deftig – Peter zog sein kleines silbernes Döschen aus der Schreibtischschublade und griff beherzt zu. Ein guter Schnief noch, und dann würde er draußen alle Fragen beantworten.
Ein schrecklicher Vorfall! Unvorstellbar! Und das heute noch in Deutschland! Er machte sich eine weitere Notiz: Marco die versprochene Kiste Whisky liefern lassen. Auch der war ein viel besserer Schauspieler, als alle dachten. Sein alter Kumpel. Immer zusammen – rauf und runter. Mmh, das neue Zeug in der Nase war wirklich gut. Sehr scharf!
So scharf wie ich! Und das war der letzte Gedanke von PR -Experte Peter de Bruyn, bevor er tot nach vorne auf seinen Chromschreibtisch kippte.
WOCHE 4:
LIVE AND LET DIE
James-Bond-Songs
E-Mails an die Produktion nach der Sendung, Auszüge:
KAPITEL 12
Tanya tat das, was sie nach schweren Erschütterungen in ihrem Leben immer tat: Sie ging zur Kosmetik. Oder wie es jetzt hieß – ins Spa. Andere Menschen sollten ruhig Waldspaziergänge machen, meditieren oder die Wohnung aufräumen – für Tanya war ein Facial der beste Weg zur inneren Heilung. Gerne auch mit Mani- und Pediküre. In dem Moment, in dem sich das erste heiße Handtuch auf ihr Gesicht legte, konnte sie wieder klar denken. Und das musste sie dringend.
Die Nachricht von Peters Tod hatte sie erst Sonntagnachmittag erreicht, weil sie alle ihre Kommunikationsmittel für den heiligen Sonntag ausgeschaltet hatte. Der Produzent der Sendung selber hatte sie angerufen, mit belegter Stimme, fast glaubhaft. Auf ihrer Mailbox hatte sie danach noch Marco, Pitterchen und einzelne Leute vom Team gehabt, die alle denselben faken Tonfall gehabt hatten. Fakt war: Der Tod von Peter de Bruyn hatte die Menschen schockiert, aber so richtig traurig war niemand.
Woran lag das? Sicher, Peter war oft ein manipulierendes, zynisches Biest gewesen, besonders in der letzten Woche mit dem singenden Neonazi, aber er hatte ja immer im Dienste der Show gehandelt. Ohne so einen scharfen Hund wie Peter wäre MS 3000 nie das geworden, was es war – Deutschlands erfolgreichste TV -Show. Indirekt hatte er wahrscheinlich einen höheren Anteil an diesem Erfolg als alle jungen Goldkehlchen vor der Kamera zusammen. Er war eigentlich ihrer aller Arbeitgeber gewesen. Aber niemand mochte den Boss.
Am selben Nachmittag war Tanya spontan noch zu Peters Wohnung gefahren, um zu sehen, ob sie etwas helfen könnte. Doch diese Fahrt hätte sie sich sparen können – außer einer heulenden Putzfrau war niemand in Peters riesigem Penthouse anzutreffen gewesen. Wobei die Wohnung, in der Tanya zum ersten Mal stand, hochinteressant gewesen war: keine Anzeichen von persönlicher Geschichte, nur Design und leere Flächen, nicht mal ein hässlicher alter Wecker auf dem Nachttisch, kein alter Kochtopf, alles neu, gelackt und perfekt. Wie das Domizil eines sehr teuren Handlungsreisenden. Oder eines internationalen Callboys mit Waschzwang. Tanya hatte mit der Putzfrau einen Kaffee getrunken und war dann wieder nach Hause gefahren. Dieses teure Wohn-Nichts hatte sie fast noch mehr deprimiert als Peters Tod. Was für ein einsames Leben. Und was für ein sinnloser Tod.
Oder war er vielleicht nicht ganz sinnlos? Der Befund der Polizei war schlechtes Kokain gewesen, zu stark, zu hoch dosiert, nichts Ungewöhnliches bei einem so süchtigen Menschen wie Peter. Ein klassischer Tod aus der Medien- und Werbewelt. Aber Tanya reichte es jetzt langsam mit den »logischen« Unfällen rund um die Show. Jede Woche einer? Immer ein alleinstehender Mann, der zufällig in und um Deutschlands berühmtesten TV -Zirkus
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