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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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zurück. Lilly war verschwunden.
    Dafür sprang Chantal mit einem Kimono und einer wie üblich zu großen Verschwörungsgeste auf ihn zu. »Saschalein, hast du ES schon gehört?«
    »Den Kokstod dieses ekeligen PR -Manns? Ja, schon dreimal. Und zwei Mal von dir!«
    Chantals tief getönte Wimpern zuckten nicht eine Sekunde. »Nein, nicht das, das ist doch Schnee von gestern! Echter Schnee!« Sie schüttete sich aus vor Lachen. »Kleiner Scherz! Nein, die Fatima ist nicht echt …«
    »Was – die war auch mal ein Kerl?« Sascha gingen Chantals Wortspiele immer schwer auf den Geist, aber er scherzte trotzdem zurück.
    »Nice try baby, but no! Das Gerücht ist: Sie ist keine Muslima, sondern Jungschauspielerin, frisch von der Schauspielschule. Im Netz sind Bilder aufgetaucht von einer gewissen Nesrin, die unserer kleinen Fatima hier verdammt ähnlich sieht. Natürlich macht so ein Kopftuch viel aus. Wenn du mich fragst, versteckt es deine Persönlichkeit – deshalb trag ich ja auch nie eines.« Sie sah sich um. »Ich muss dann mal wieder los … bye bye!« Mit großer Geste wandte sich Chantal ab und modelte direkt an Fatima vorbei, natürlich nicht ohne hinter deren Rücken ein großes Fragezeichen in die Luft zu malen. Fatimas Blick traf genau in diesem Moment auf Saschas fragendes Gesicht. Sie lächelte kühl und kurz und drehte sich dann weg.
    Sascha schüttelte den Kopf. Er glaubte Chantal wie immer kein Wort. Oder höchstens ein halbes? Während er seine Sachen zusammenräumte, um zum Gesangscoaching zu gehen, sah er kurz aus dem Fenster. Der Blick auf den S-Bahndamm war genauso unglamourös wie die ganze Probenraum- und Garderobenwelt des riesigen Studiokomplexes. Ein Zug ratterte vorbei, auf dem Bahndamm wuchs Unkraut, und einige Typen verluden Deko in einen Laster. Ein kleiner Trupp Tagesbesucher bekam gerade eine Tour durch die aufregende Welt des Entertainments. Ein paar von ihnen machten tatsächlich gerade Fotos vom Bahndamm und den Männern, die die Deko verluden. Das hier war wirklich nicht Hollywood, seufzte Sascha innerlich. Obwohl einige dieser Jungs in der Besuchertruppe ganz niedlich aussahen. Vielleicht sollte er jetzt einmal majestätisch aus dem Fenster winken, so nach dem Motto: »Der potenzielle MS -3000 -Gewinner Sascha grüßt huldvoll seine zukünftigen Fans«?
    Genau in dem Moment schaute einer der Besucher mit einer Baseballcap kurz zu Sascha hoch und senkte sofort wieder den Blick. Die Gruppe war schon hinter der nächsten Ecke verschwunden, und der Typ ging schnell hinter ihr her und verschwand. Sascha war verdutzt. Täuschte er sich? Oder hatte der Besucher wirklich so ähnlich wie sein Exkonkurrent und Hetero-Date-Trauma Sebastian ausgesehen? Aber was würde der in einer Besucherführung wollen? Sascha kniff sich in den Arm. Gott, nun hatte er schon Visionen von einem Ex-Schwarm, noch dazu einem leicht psychopathischen! Zeit, dass er endlich mal wieder richtigen Sex hatte. In Gedanken reservierte er den heutigen Abend im Rainbow für eine ganz genaue Recherche zum Thema »Nobody does it better«!
    Als Tanya in der Abenddämmerung zu ihrem Auto ging, lag das Studiogelände schon ziemlich verlassen da. Auf dem großen Parkplatz stand ihr Audi zwar auf einem der vorderen Plätze (natürlich hinter Marcos rotem BMW -Cabrio), aber der Weg dahin war trotzdem mühsam, besonders, wenn wie jetzt erste Regentropfen fielen. Sie musste trotzdem grinsen, wenn sie an ihre Fans dachte, die sie sonst nur in glamourösen Abendkleidern und auf beleuchteten Treppen kannten – wenn die sie jetzt sehen könnten, wie sie in dicker Daunenjacke eingepackt, mit Käppi und Turnschuhen über den Schotter schlurfte, wie eine etwas luxuriöse Putzfrau nach der Schicht. Sie war auch noch mit Tüten und Taschen behängt (sie hatte beschlossen, ihre Garderobe aufzuräumen, und eine Mischung von Fangeschenken und Trainingsklamotten mitgenommen, um sie zu Hause in Ruhe auszusortieren), und so kam sie nur langsam voran, auf jeden Fall zu langsam, um nicht gleich völlig nass zu werden. Zu allem Überfluss klingelte noch ihr Handy, das tief in ihrer Tasche steckte. Wahrscheinlich ein Anruf ihrer Mutter. Sie ließ es klingeln und dachte, dass zu ihrem Glück jetzt nur noch ein Paparazzo fehlte – für die Überschrift »Deutschlands TV Ladies – der ganz private Schmuddel!«.
    Als sie Uwe bemerkte, war es deshalb auch zu spät für jedes Ausweichmanöver. Er lehnte an ihrem Wagen, als ob nichts gewesen wäre, kein

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