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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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ihrem Lapsang-Tee kam.
    Es stimmte, jetzt war sie sicher. Bei ihm war sie sicher.
    Sie ergriff sanft sein Gesicht mit beiden Händen und zog es zu sich herab. Nils sah sie fragend an. »Aber dieses Mal läufst du nicht wieder weg, oder?«
    Tanya schüttelte den Kopf. Dieses Mal nicht. Denn dieses Mal küsste nicht Tanya, sondern Tanja.

KAPITEL 14
    Am nächsten Tag musste Tanya dauernd ein Grinsen unterdrücken, während sie Einspielfilmchen von den Proben drehen musste. Nicht nur hatte der Kuss, den sie Nils gegeben hatte, zu etwas geführt, was sie normalerweise nie machen würde – Sex in ihrer Garderobe –, sondern der Sex war auch so lust- und liebevoll gewesen, dass sie sich gleich für den Abend wieder mit ihm verabredet hatte. Auch um zu reden. Oder wie er es im Gehen ausgedrückt hatte: sehr gerne für eine zweite Runde. Diese ewigen Sportmetaphern musste sie ihm allerdings abgewöhnen. Dann am Abend in Tanyas Penthouse hatten sie nicht nur eine zweite Runde eingelegt, sondern auch noch eine dritte und – so weit es nach Tanya ging und wenn sie doch in diesem Bild bleiben wollte – sich einen Pokal verdient. Man konnte ja über Altersunterschiede so viel meckern wie man wollte – was die sexuelle Energie der unter 30-jährigen Männer anging, wollte Tanya nie wieder, in keiner Talkshow der Welt, etwas Negatives von sich geben. Begeisterungsfähigkeit war ihr in der Sexualität so wichtig wie in ihrem Beruf, und der Abend war quasi eine endlose sexuelle La-Ola-Welle gewesen. Am Schluss hatte der zu diesem Zeitpunkt definitiv neue Vorsitzende des Tanya-Beck-Fanclubs seinen Star sogar auf ihren Wunsch hin allein in ihrer Wohnung gelassen und sich leise aus dem Schlafzimmer zurückgezogen wie ein englischer Butler in einem 5-Sterne-Hotel. Tanya hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen.
    Sie dachte an ihr Zögern gestern und an ihre Grundsätze, die sie einfach über Bord geworfen hatte. Sie hatte wirklich nie mit einem Fan eine Beziehung eingehen wollen, aber Nils’ Verhalten gestern und vor allem ihr Bauchgefühl hatten ihr gesagt, dass er es ernst mit ihr meinte und nicht nur ein erotisches Autogramm einsammeln wollte. Die Gespräche nach und zwischen dem Sex waren dann endlich auch erwachsen geworden – je mehr sie ihm ihr Vertrauen gezeigt hatte, desto mehr hatte er sich entspannt und sich schließlich daran gewöhnt, mit seiner »Traumfrau« im Bett zu liegen. Die »Traumfrau« betonte er allerdings immer noch sehr ausdauernd. Aber dagegen hatte Tanya in Wirklichkeit nichts.
    »Du bist so munter, hast du schon was getrunken?«, murrte Pitter, der neben ihr ebenfalls für Probenreportagen geschminkt wurde. Klar, dass die alte verbeulte Spaßkanone sich außer Alkohol keinen Stimmungsmacher mehr vorstellen konnte. Seine Mundwinkel hingen wieder so tief, dass die Maskenbildnerin schon seit Minuten Puder in diesen Gräben versenkte. Das war nicht mehr Schminken, das war Aufschütten!
    »Ich habe nur viel Sport gemacht, Pitter!«, sagte sie und spürte, dass sie das Lächeln gar nicht mehr aus ihrem Gesicht bekam. »Ich bin gut gestretcht und komplett in Balance gebracht! Das solltest du auch mal öfter versuchen, nicht nur deinen Maso-Trimmpfad mit Marco beackern!«
    Pitter drehte sich schmollend ab, wie immer, wenn Tanya an einen wunden Punkt rührte. »Das sag ich Marco!«, zischte er ihr noch zu wie ein vierjähriger Rotzbengel, dem sein Bagger auf dem Spielplatz weggenommen worden war. Leider konnte er nicht zu seiner Mutter laufen, außer Maria Cron wäre doch ein Mensch und kein Schnaps gewesen!
    Tanya lachte laut heraus. Sie war so gut gelaunt, sie hätte zu Plasberg gehen können. Oder mit Tine Wittler Tapeten aussuchen! Kein Horror der deutschen Fernsehwelt konnte sie heute schrecken. Auch nicht all die kleinen Beyonces und Mini-Robbies, die da alle vor ihr probten und verbissen die Popkarriere als Boot Camp verinnerlicht hatten.
    Nur die Songtitel hätte Tanya nach dem Tod von immerhin drei Mitarbeitern der Show etwas vorsichtiger und pietätvoller ausgesucht. Ausgerechnet die James-Bond-Songs kamen ihr in dem Zusammenhang doch reichlich makaber vor: »View to a kill« (Fatima), »Licence to kill« (Mike D), »The man with the golden gun« (Lilly) und »You only live twice« (Mephisto) – ja, sogar der Mann in der Maske probte heute mit, weil er dieses Mal auch Ballettmädchen als Bond-Girls um sich herum haben würde. Aber wenigstens gab es noch die inhaltlich goldene Seite der Show mit

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