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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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schon das dritte Mal in drei Wochen ihr schwarzes sündhaft teures Tom-Ford-Kostüm an, das sie wirklich nur für Trauerfälle und Preisverleihungen aus dem Schrank nahm.
    Nachdem die Fotografen das Gesamtbild abgeblitzt hatten, erhob sich nun der Pressesprecher des Senders, ein smarter österreichischer Yuppie, dem man das Gewissen Tanyas Gefühl nach schon mit dem ersten Taschengeld abgekauft hatte und der zurzeit als Nachfolger von Peter de Bruyn gehandelt wurde. Wenn es um Skrupellosigkeit ging, kamen im deutschen TV -Geschäft nach den Holländern immer die Österreicher – das schoss Tanya durch den Kopf, während der Mann seine erwartungsgemäß gehaltlose Rede hielt. Beide Länder konnten Zynismus einfach besser verpacken als die Deutschen – die Holländer durch eine gewisse niedliche Tulpen- und Holzschuhmasche; die Österreicher durch den geölten Schmäh der Wiener Gesellschaft. Bei den Deutschen dagegen merkte man oft zu genau, wenn gemein gemein war. Es war eine Art Gemeinheit mit Scheitel. Deshalb hielten die Deutschen sich im Schnitt oft weniger lang im Sattel der etwas schlüpfrigeren Positionen im TV .
    Nach dem Pressemann des Senders war die Sprecherin der Produktionsgesellschaft dran, eine junge dünne blonde Frau mit einer Grace-Kelly-Hochsteckfrisur, die neu und unerfahren wirkte und offensichtlich vor kurzer Zeit noch an einem Messestand gestanden und etwas anderes verkauft hatte als Fernsehen. Sie las ihre Rede von Karten ab, was bei den von ihr vorgetragenen Gefühlen von »tiefer Trauer« und »unersetzbarem Verlust« so authentisch wirkte wie eine Stewardess in einer Soap-Opera. Als sie zum Ende der Rede auch noch versuchte, eine Träne aus den blassen Augen zu drücken, reichte es Tanya, und sie beschloss, die Kirche zurück ins Dorf zu schicken. Sie stand auf und spürte, wie alle Blicke sich auf sie richteten. »Xena war eine sehr gute Sängerin, ein sehr talentiertes junges Mädchen, das diese Sendung bereichert hat. Aber liebe Bärbel« – und hier schaute sie nicht einmal zur neuesten Marketing-Entdeckung des Produzenten hinüber – »sie war nicht Whitney Houston und auch nicht Amy Whinehouse. Es war ein schrecklicher Unfall, und wir trauern hier alle, jeder auf seine Weise.« Sie setzte sich wieder und merkte schon, wie Marco neben ihr murrte. Ihm wäre es natürlich lieber gewesen, seine brandneue Lieblingssängerin in der Reihe dieser großen tragischen Sängerschicksale zu sehen, das wäre besser für den zukünftigen Xena-Kult. Wahrscheinlich ärgerte er sich auch gerade, dass Xena in der Show keine Coverversion einer dieser beiden berühmten toten Stars gesungen hatte, die er nun auskoppeln konnte. Und wirklich – er kniff sie heimlich in den Oberschenkel.
    »Etwas mehr Gefühl!«, zischte er durch die Zähne, während er den kantigen Schädel in Pseudotrauer gesenkt hielt.
    »Etwas weniger Gier!«, zischte Tanya zurück und suchte mit ihrem Blick Nils, der hinter den Journalisten an der Seite stand.
    »Dieses neue Lichtdouble strahlt dich immer so zufrieden an … ich denke, du schläfst nicht rum auf der Arbeit …?«
    Tanya durchzuckte es. Verdammt! Marco entging einfach nichts. Sie hatte so gehofft, Nils am Chef vorbeischmuggeln zu können. Aber ein Fuchs blieb ein Fuchs. Da half nur die Flucht nach vorne.
    »Ich dachte, ich lass mich von dir inspirieren. Du bist für mich doch immer ein Vorbild!«, knurrte sie.
    Jetzt zog Marco seine Sonnenbrille leicht herunter und sah erst Nils und dann Tanya lange an. »Ich wusste ja, dass du auf Ashton Kutcher stehst …« Er grinste breit. »Aber das macht dich, rein optisch gesehen, nun wirklich nicht zu einer Demi Moore.«
    Wenn sie die Chance gehabt hätte, wäre Tanya jetzt einfach aufgestanden und gegangen. Stattdessen musste sie noch dem Ende von Pitterchens langem kölschem Geheule zuhören, der endlich mit einer wie immer allgemeinen rheinischen Lebensweisheit seinen Beitrag beendete. »Et hätt noch immer jot jejange!«
    Hat es eben nicht, dachte Tanya. Nicht für Xena/Heike Dehlen.
    Als sich Pitterchen setzte, atmete Tanya auf. Das Schlimmste war vorbei. Jetzt kamen nur noch Einzelinterviews, die sie mit dem Satz »Das geht heute nicht, ich bin noch zu geschockt!« zu umgehen gedachte. Und bis jetzt hatte auch Gott sei Dank niemand etwas gesungen – das hatten alle schon in der Sendung am Samstag erledigt. Aber gerade, als der neue PR -Hengst den Sack zumachen wollte, erhob sich Chantal, zog die große Bienenbrille von

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