Mörder sterben nicht im Bett
gefunden«, begann ich. »Jetzt habe ich alle Namen auf der
Liste meines Klienten überprüft, aber niemand hat sie gesehen oder von ihr
gehört .«
»Was für ein Jammer, Mr. Boyd.
Ich wollte nur, ich könnte Ihnen weiterhelfen .«
»Nach Ansicht meines
Auftraggebers ist ihr etwas Schlimmes zugestoßen«, fuhr ich düster fort. »Er
sagt, sie stand kurz davor, den Mörder ihres Mannes zu entlarven und auch sein
Motiv .«
»Wieso weiß Ihr Klient das
alles ?«
»So viel hat er mir nun auch
wieder nicht anvertraut .« Ich grinste säuerlich. »Aber
er befürchtet, daß sie entweder entführt oder ermordet wurde .«
»Louise ist nicht nur meine
Partnerin, sondern auch meine beste Freundin«, gestand Eloise. »Ihre Worte
machen mir richtig Angst. Aber Louise ist auch schon früher mal für eine Woche
oder so von der Bildfläche verschwunden. Manchmal fällt es ihr ein, nach San
Franzisko zu fliegen oder nach New York. Wenn ich Ihren Auftraggeber kennen
würde, müßte ich die Sache ernster nehmen. Nach allem, was Sie mir erzählt
haben, scheint er eine blühende Phantasie zu besitzen .«
»Sie erwähnten gestern, Louise
hätte das Haus nach dem Tod ihres Mannes verkauft. An Sie selbst?«
»Richtig.«
»Mason und Pembroke behaupten
etwas anderes. Sie wollen Louise dazu zwingen, dieses Haus zu verkaufen und
sich prozentual an einem gemeinsamen Geschäft zu beteiligen. Sie möchten hier
einen Country Club einrichten .«
»Ich bezeichne es selbst gern
als Klub«, lächelte sie.
»Aber damit haben Sie meine
Frage nicht beantwortet .«
»Also gut.« Sie machte ein
entschlossenes Gesicht. »Louise hat mir das Haus nicht wirklich verkauft, das
hat sie nur überall erzählt. Es sollte für sie damit leichter werden, weiterhin
in Santo Bahia wohnen zu bleiben. Auf diese Weise war sie nicht verantwortlich
für das, was ich mit dem Haus machte, wenn Sie verstehen .«
»Gewiß«, nickte ich. »Sie
schöpfte fünfzig Prozent von den Einnahmen eines Bordells ab, ohne dafür in schlechten
Ruf zu geraten .«
»Das trifft es in etwa .«
»Wen halten Sie für den Mörder
ihres Mannes ?«
»Keine Ahnung. Die Polizei hat
sehr gründlich ermittelt, ihn aber nie gefunden .«
»Jemand muß dazu ein ziemlich
starkes Motiv gehabt haben .«
»Was es auch war, ich kenne es
jedenfalls nicht«, antwortete sie. »Dieses Gespräch scheint zu nichts zu
führen, Mr. Boyd .«
»Stimmt .« Ich erhob mich. »Danke für Ihre Zeit, Eloise .«
»Ich hätte Ihnen gern
geholfen«, meinte sie. »Zwar weiß ich, daß ich mich damit wiederhole, aber es
ist die Wahrheit .«
»Sicher. Wer war das Mädchen,
das mir die Tür geöffnet hat ?«
»Oh!« Sie lächelte wieder. »Das
muß Delia gewesen sein .«
»Sie hat einen Kunden, der sie
schon seit einer Woche in Atem hält«, überlegte ich. »Also, der Mann muß nicht nur
unersättlich, sondern auch steinreich sein !«
Ihr Gesicht wurde verschlossen.
»Delia redet zuviel .«
»Sie hat nur Konversation
gemacht. Ihren seltsamen Aufzug und den riesigen Lutscher mußte sie ja
irgendwie erklären, nicht ?«
»Möglich.« Eloise paffte an ihrer
Zigarre. »Adieu, Mr. Boyd.«
»Auf Wiedersehen, Eloise«,
sagte ich. »Wenn ich es zu Geld bringe, komme ich bestimmt zurück und mach’
hier auch mal eine Woche Ferien .«
»Darauf freue ich mich schon«,
sagte sie ohne jede Begeisterung.
Ich verließ das Wohnzimmer und
ging zur Haustür. Mitten in der Diele blieb ich jedoch unvermittelt stehen:
seit fast einer Woche? Es war zwar ein verrückter Einfall, aber ich hatte
nichts zu verlieren, wenn ich ihm nachging. Deshalb öffnete ich die Haustür und
schlug sie von innen wieder zu, dann schlich ich die Treppe in den ersten Stock
hinauf. Oben zählte ich acht Schlafzimmertüren. Das Problem war, diejenige zu
finden, hinter der Delia ihren unersättlichen Freund bediente. Und es gab nur
eine Methode dazu.
Das erste und das zweite Zimmer
waren leer, damit blieben noch sechs. Als ich die Tür zum dritten Zimmer
öffnete, glaubte ich zunächst, meinen Augen nicht trauen zu können. Ein großer,
behaarter Kerl kroch auf allen Vieren so im Zimmer herum, daß er meiner nicht
gewahr wurde. Aber seine Reiterin hatte mich wohl entdeckt und lächelte mir
flink zu. Es war eine große Blondine, nackt bis auf Cowboyhut und
Sporenstiefel. Mit der Reitgerte winkte sie mir einmal kurz zu, dann ließ sie
sie wieder auf das behaarte Hinterteil ihres Kunden niedersausen. Gehorsam fiel
er in Trab. Leise schloß ich die Tür
Weitere Kostenlose Bücher