Mörder sterben nicht im Bett
hier kreuz und quer gebumst, und
ich habe noch zwei herrliche Tage zu kriegen. Warum verduften Sie also nicht
endlich ?«
»Ich bin Privatdetektiv«,
berichtete ich, »und ich habe den Auftrag, Louise d’Avenzi zu finden .«
»Dann suchen Sie sie doch«,
fauchte er. »Hier ist sie jedenfalls nicht .« Wieder
kicherte er. »Das wäre ziemlich der letzte Ort, wo man sie finden könnte —
Louise, die Eiskönigin. Wissen Sie was? Meiner Ansicht nach ist sie immer noch
Jungfrau. Mit Männern hat sie’s jedenfalls noch nicht getrieben. Warum d’Avenzi
sie geheiratet hat, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich als Statussymbol.
Jedenfalls — von der hat er nichts gehabt !«
»Wann haben Sie sie zum letztenmal gesehen ?«
»Als sie Christkind spielte .« Sein aufgedunsenes Gesicht strahlte. »Können Sie sich das
vorstellen, Boyd? Mir nichts, dir nichts bietet sie mir an, hier eine Woche
umsonst zu verbringen, während ich für Marsha auf Geschäftsreise in Los Angeles
bin .« Langsam schüttelte er den Kopf. »Sie können sich
einfach nicht vorstellen, wie herrlich das war! All diese vielen Frauen, und
jede anders: da war dieses Cancangirl, und nachher die ganz primitive
Indianerin, und vorher Zwillinge, eineiige Zwillinge mit roten Haaren, so daß
man nie wußte, welche gerade — und dann...«
»Schon gut«, fuhr ich
dazwischen. »Warum ist Louise plötzlich so spendabel geworden ?«
»Danach habe ich sie gar nicht
erst gefragt. Wer schaut schon einem geschenkten Gaul ins Maul ?«
»Und wie steht’s mit dem neuen
Country Club ?«
»Von dem Mason, Carol Dorcas und Pembroke dauernd faseln? Das sind Träumer,
weltfremde Träumer! Louise wird das Haus hier niemals verkaufen, weil es ihr
so, wie es ist, viel zuviel Geld einbringt .«
»Und Sie selbst haben mit dem
Geschäft nichts zu tun ?«
»Ich doch nicht, Junge.« Er
blinzelte mir zu. »Für einen neuen Freizeitklub ist es das falsche Haus und die
falsche Lage. Dieser Esel Pembroke hat ja keine Ahnung. Sehen Sie sich mal bei
Gelegenheit dessen Haus an — da haben Sie das ideale Rohmaterial für einen
Country Club .«
Die Tür wurde aufgerissen, und
Eloise stürmte ins Zimmer, dicht gefolgt von einem Kerl, der mich stark an Carl
erinnerte. Er hatte den gleichen Körperbau und offensichtlich auch einen
ähnlich niedrigen Intelligenzquotienten. Außerdem hatte er einen Revolver in
der Hand.
»Das dulden wir hier nicht, Mr.
Boyd«, sagte Eloise eisig. »Sie schnüffeln im Haus herum, mißachten die
Privatsphäre meiner Kunden — schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren. Und
Sie haben ihn soeben so gut wie ruiniert !«
»Tut mir leid«, antwortete ich
milde. »Aber ich wollte nur ein bißchen mit Mr. Townley hier plaudern .«
»Dann richten Sie es anders
ein«, fauchte sie mich an. »Verabreden Sie sich irgendwo mit ihm .«
»Nur noch fünf Minuten ?« fragte ich ohne große Hoffnung.
»Chuck !« befahl sie.
Carls Doppelgänger richtete die
Kanone auf meine Brust. »Sie haben gehört, was die Dame sagte ?«
»Sie will mich rausschmeißen«,
wiederholte ich.
»Also raus!«
Er wurde Carl immer ähnlicher. Als
ich zur Tür ging, drängte sich Delia an mir vorbei und sprang mit einem Satz Townley wieder auf den Schoß. Beim Hinausgehen hörte ich
ihre Stimme.
»Denk nicht mehr an diesen
bösen Onkel, Süßer«, tröstete sie ihn. »Erzähl mir lieber noch ein bißchen von
damals, in der Scheune !«
Da fiel die Tür hinter uns zu,
und Eloise führte den Zug zur Haustür an. Sie öffnete sie und trat beiseite.
»In diesem Hause sind Sie nicht
mehr willkommen, Mr. Boyd«, sagte sie eisig. »Wenn Sie sich jemals wieder hier
blicken lassen, nimmt Chuck Sie in die Mangel. Gründlich!«
7
Im Hotel ging ich direkt auf
mein Zimmer. Jetzt, gegen fünf Uhr nachmittags, war es immer noch heiß. Fünf
Minuten später brachte mir der Zimmerservice eine Flasche Tom Collins, und ich
trank langsam, während ich nachdachte. Einen Klienten wie Louise d’Avenzi zu
haben, das war schlimmer, als arbeitslos zu sein. Wie sollte es jetzt
weitergehen? Fünf Minuten später hatte ich immer noch keine Antwort auf diese
Frage, als das Telefon läutete.
»Hier spricht Carol Dorcas «, sagte die Stimme, als ich mich meldete. »Haben Sie
Louise schon gefunden ?«
»Nein.«
»Dann glaube ich, sollten wir
uns mal unterhalten«, schlug sie vor.
»Gern. Wollen Sie auf einen
Drink zu mir ins Hotel kommen ?«
»Dort ist es mir ein bißchen zu
öffentlich«, lehnte
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