Mörder und Marder
mag, versucht, diesen Mord aufzuklären. Je schneller desto besser. Und wir alle sollten helfen. Damit wir bald wieder ruhig schlafen können.«
Die grünen Augen lockten, drohten und versprachen, aber Baltasar räusperte sich und zwinkerte ihren Einfluß fort. »Ich danke für die freundliche Anrede«, sagte er.
Henry hielt den Marder hoch. »Jorinde ist dafür. Vespasian und ich auch. Du hast schon drei Stimmen.«
Genenger setzte sich wieder auf seine Tischkante. Er hob den Kopf ein wenig. »Vier.«
Arthur Melcher langte nach den hängenden Enden des Seidenschals, schlang sie sich um den schmalen Hals und blickte Matzbach an. »Ja, natürlich, ich auch.«
Adelheid Koslowski und Susanne Steul nickten gleichzeitig. Eva-Maria Rieseby preßte die Lippen zusammen und murmelte: »Bitte sehr, von mir aus.«
Baltasar nahm die Zigarre aus dem Mund, warf sie hinter sich in den Kamin und kratzte sich den Kopf. »Reizend von Ihnen. Ich danke für das mangelnde Vertrauen. Ich will aber Gleiches mit Gleichem vergelten. Ob Sie es mir auftragen oder nicht, ich
werde
den Mord aufklären. Was bilden Sie sich eigentlich ein, wer Sie sind, daß Sie mir Aufträge erteilen können? Außer Madame Hexe hat niemand es für nötig befunden, einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ich will. Oder nicht.« Er funkelte die Versammelten an, von denen nur Genenger und Hoff grinsten. Jorinde reagierte überhaupt nicht, und die anderen starrten ihn verblüfft an.
»Übrigens, damit das klar ist. Ich habe längst begonnen. Wenn Sie helfen wollen, bitte sehr. Wenn nicht, kann ich das auf die eine oder andere Weise auslegen. Aber ich bin nicht Ihr Befehlsempfänger.«
Er zwinkerte Henry unmerklich zu, stampfte an ihm und dem Sofa vorbei, ging zum Frühstückstisch und goß sich kalten Kaffee ein. Es kostete ihn Mühe, das zornige Gesicht zu wahren.
Er drehte sich auf den Absätzen herum. »Frau Steul. Sie haben den Frühstückstisch gedeckt.«
Die Portraitrice zog die Brauen zusammen. »Woher wissen Sie das?«
»Unwichtig. War sonst jemand dabei?«
»Heinrich. Und Arthur. Und Evita.«
Matzbach rümpfte die Nase. »Wer hat die Bilder auf dem Tisch entdeckt? Die, die den schnarchenden Schuster in seinem Chaos zeigen?«
»Ich. Aber nicht entdeckt, nur gefunden. Gesehen.« Arthur Melcher hob den Zeigefinger wie ein braver Schüler.
»Wo lagen sie?«
»Auf dem Tisch. Zusammen mit leeren Flaschen und Gläsern und dem Schachspiel.«
Matzbach nickte. »Henry und ich hatten keine Lust mehr zum Aufräumen. Aber Sie vergessen etwas in Ihrer Aufzählung.«
Melcher sah ihn fragend an.
»Aschbecher«, sagte Matzbach.
Evita seufzte. »Nein. Die hab ich in die Küche gebracht, bevor Arthur ins Zimmer gekommen ist.«
Baltasar warf ihr eine Kußhand zu, was sie mit einer beleidigten Grimasse quittierte.
»Also weiter. Die Bilder lagen bei dem restlichen Gerümpel. Was ist mit den Sachen geschehen?«
Susanne Steul schob die Unterlippe vor. »Ich hab die Bilder auf den Schrank gelegt. Arthur hat das Schachspiel eingeräumt, dann haben Evita und ich Gläser und Flaschen weggebracht und den Tisch gedeckt.«
»Und Sie? Sie waren doch auch dabei?« Baltasar wandte sich an den Privatbestatter.
Genenger nickte. »Ich hab den Kamin gesäubert und neues Feuer gemacht.«
»War noch Glut drin?«
»Kaum.«
Hoff klopfte auf den Couchtisch; der Marder schaute aufmerksam zu. »Du suchst nach den anderen Bildern, ja? Die Schuster oben gemacht hat. Wenn ich mich nicht irre, haben die gestern abend, als ich runtergekommen bin, auf dem Tisch gelegen. Ich weiß aber nicht, ob er sie mit raufgenommen hat oder nicht.«
Genenger hustete. »Auf dem Couchtisch waren sie nicht, und im Kamin auch nicht. Polaroids verbrennen nicht spurlos, ich hätte das gemerkt.«
»Können Sie das beweisen?«
Genenger zuckte mit den Achseln. »Die Asche ist in einem Eimer im Vorratsraum. Sieben Sie sie durch.«
Baltasar schnaubte. »Andere Frage. Wer hat Kaffee gemacht?«
Evita Rieseby stöhnte leise. »Hoffentlich haben Sie bald Fragen, die nicht immer ich beantworten muß. Mir ist lieber, wenn ich nichts mit Ihnen zu tun hab. Ich hab Kaffee gemacht.«
»Waren Sie die erste in der Küche?«
»Ich glaub ja.«
»Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?«
»In der Küche? Außer dem üblichen Durcheinander nichts.«
Baltasar zog die Oberlippe zwischen die Schneidezähne und kaute darauf herum. »Hmmm. Haben Sie den Herd angemacht?«
Evita wirkte unsicher. »Nnnein. Der war schon
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