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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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grinste. »Aha. Du übst also nicht Fliegen, sondern positives Denken, ja?«
    Seit dem Ende ihrer gewinnbringenden, dramatischen Rutschpartie auf dem Eis vor Sankt Peter-Ording * waren sie einander nicht mehr in die Quere gekommen. Diese Veranstaltung hatte jedem Beteiligten an die 100.000 DM eingetragen.
    »Drei Monate lang«, sagte Hoff dumpf, »war mein Leben frei von deinen Sprüchen, deinem Benehmen und überhaupt deiner Existenz. Es war herrlich. Wollen wir einen Cappuccino trinken?«
    »Wenn du mich einlädst. Ich habe zuviel Geld für solche billigen Vergnügen.«
    Henry nickte und zupfte am Ärmel des Trenchcoats. »Na, dann kommen Sie, Mister Sherlock Marlowe, oder wie immer Sie in diesem Gewand heißen.«
    Im Snobcafé am Römerplatz setzten sie sich aufs Podest neben dem Eingang. Matzbach entglitt seinem Trenchcoat, dessen Taschen mit Utensilien gefüllt waren; der Kleiderständer schwankte. Den Hut behielt Baltasar auf dem Kopf. Draußen blieben zwei halbwüchsige Jungen stehen, deuteten durch die Scheibe auf ihn und krümmten sich vor Lachen.
    Baltasar preßte seine Nase gegen das Fenster. »Bastarde und Wechselbälger, ihr zwei. Habt ihr noch nie eine Hinterglas-Ikone gesehen?«
    »Sei mild gegen sie«, sagte Hoff. »Sie können dich nicht hören.«
    Eine schlanke, blonde Kellnerin in schwarzem Wams mit weißer Schürze kam, stellte einen frischen Aschbecher hin und erkundigte sich nach den Wünschen der Herren. Baltasar streckte seine Pfote aus und zupfte an der Schürze.
    »Ein nettes Schlabberlätzchen haben Sie da, Madame«, sagte er. Dann entdeckte er ihre abgekauten Fingernägel und schwieg erschüttert.
    »Zwei Cappuccino«, sagte Hoff.
    »Und zwei Cognac«, knurrte Matzbach.
    »Einen. Ich trinke so früh keinen Alkohol.«
    »Also zwei Cappuccino und drei Cognac. Für mich. Und was willst du, Henry? Einen Cappuccino? Mit Strohhalm?«
    Sie ergaben sich diffusem Schweigen, bis die Kellnerin mit drei Cappuccino und drei Cognac wiederkehrte. Demonstrativ zahlte Hoff mit einem Fünfhunderter.
    »Ist das der Rest von der Beute?« sagte Baltasar.
    »Nein, es ist noch etwas mehr da. Ich bin doch nicht du. Wie soll ein Mensch mit normalen Gewohnheiten in drei Monaten hunderttausend Mark ausgeben?«
    Matzbach betrachtete den ersten leeren Schwenker, spülte mit Cappuccino nach und leckte sich die sahnigen Lippen. »Wohl wahr. Aber mit normalen Gewohnheiten wäre ich nicht in die Lage gekommen, aus der du mit hunderttausend entronnen bist.«
    Hoff nickte stumm.
    »Und mehr als eine neue Hose ist nicht daraus geworden?«
    »Doch. Ich bin nicht mehr arbeitslos.«
    Matzbach beugte sich interessiert vor; der Stetson rutschte nach hinten. »Ah. Oh. Hast du eine Firma gekauft, wo man dich jetzt zum Dank Nachtwächter spielen läßt?«
    »Selbst für deine Verhältnisse bist du heute ungewöhnlich bösartig. Was ist dir über die Leber gelatscht? Eine Laus mit Holzschuhen?«
    Matzbach winkte ab. »Meine Leber geht dich einen feuchten bräunlichen Haufen an. Womit vertreibst du die Zeit, die dich ohnehin flieht?«
    Hoff zog ein Päckchen Pall Mall aus der Jacke und legte es auf den Tisch. »Mit Rauchen und Denken.«
    Matzbach griff zum zweiten Schwenker. »Das ist gut. Damit richtest du keinen Schaden an, außer wider dich. Immerhin brauchst du nicht mehr selber zu drehen.«
    Hoff zündete sich eine Zigarette an, blies eine Rauchfahne gen Baltasars Nase und rührte in seinem Cappuccino. »Ja. Soll ich mich jetzt bedanken, weil du mich auf diese Nordlandreise mitgenommen hast?«
    »Nein, nein. Du hattest Urlaub verdient. Du bist mir zwar nicht nützlich gewesen, aber man soll nicht nachtragend sein. Was hast du mit dem Geld angestellt?«
    Hoff bildete mit den Händen einen Schalltrichter. »Ich hab mich selbständig gemacht«, flüsterte er.
    »Als was?«
    »Als Philosoph.«
    Matzbach grinste, dann kicherte er. »Gut. Das finde ich sehr schön. Und wie? Hast du dir eine Tonne angeschafft und läufst jetzt zweimal täglich, außer sonntags, mit einer Taschenlampe durchs Bonner Regierungsviertel auf der Suche nach Menschen? Ich sage dir gleich: Es gibt dort keine.«
    »Ich weiß. Ich kenn deine Einstellung. Bitte erspar mir Vortrage über Politiker und Beamte.«
    »Ganz wie Sie wünschen. Aber wo philosophierst du denn?«
    Hoff verschränkte die Arme. Er schob die Unterlippe vor; die Zigarette richtete sich auf, als sträube sie sich. »Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen soll. Nachher behelligst du mich wieder

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