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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zu diesem Behuf nahm er sein Kinn von den Fäusten. »Sie sagen es. Außerdem ist alles eitel.«
    Baltasar fuchtelte mit der Zigarre und sprach schneller. »Sie alle leben von der Leichtgläubigkeit oder Versnobtheit Ihrer Mitmenschen. Ich will Henry mal ausnehmen; er tut vielleicht etwas Sinnvolles. Aber insgesamt, da stimmen Sie mir doch zu, ist das Humbug.«
    Genenger hob die Brauen, sagte aber nichts.
    »Humbug. Verrückter Humbug. Unsinn. Praktizierter Nonsens. Ich überspringe jetzt einige Argumente in der langen Kette, um Sie nicht zu langweilen. Ich stelle also fest, daß Sie allesamt Unsinn betreiben und davon gut leben. Die von Ihnen betriebenen Sorten Blödsinn sind aber dergestalt, daß ein normaler Mensch sie nicht durchzuführen vermöchte, nicht wahr?«
    »Das kommt auf die Definition von normal an.« Genenger grinste dabei.
    »Für Definitionen ist Henry zuständig«, sagte Matzbach. »Lassen Sie mich zum Schluß kommen, dem Ende der Kette. Die Sorten Unfug, die Sie machen, können nur einem Menschen einfallen, dessen Gehirn von vornherein in Windungen gelegt ist. Oder unter dem Zwang der Umstände gelegt wurde. Zum Beispiel durch, ahemm, ein Studium der Philosophie, wie auch ich es mir weiland nicht habe verkneifen können. Sie sehen, ich weiß, wovon ich spreche. Ich leite also aus dem Oberwähnten den Kernsatz ab:
Je akademiker desto bescheuert
. Und was, bitte ich Sie, wäre akademischer als ein Professor? Nehmen Sie also gefälligst Ihre unverschämten Anwürfe zurück?«
    Genenger nickte langsam. »Nein.«
    Matzbach grinste. »Nein? Dann ist der Fall für mich erledigt. Kommen wir auf ein anderes Thema zu sprechen. Eines, das uns beiden am Herzen liegt.«
    Genenger zupfte an seiner furchterregenden Nase. »Das wäre?«
    »Mord. Genauer gesagt: Mord an Gaspard Schuster.«
    »Ja.« Genenger schien nicht gewillt, nur wegen eines Mordes seine Wortkargheit aufzugeben.
    Matzbach zündete die erloschene Zigarre wieder an und schob sie in den rechten Mundwinkel. »Übrigens interessant«, murmelte er. »Eine durch Gestikulation erloschene Zigarre. Bemerkenswert. Ich hatte gestern von Anfang an das Gefühl, daß Sie alle acht außer nostalgischen Erinnerungen und dieser Horizontalgymnastik nicht mehr viel gemein haben.«
    Genenger stand auf, aber nur, um sich auf die Tischkante zu setzen. Er legte die Hände rechts und links von sich wie Klammern um das vorspringende Holz und trommelte mit den Fingern von unten dagegen. »Das ist zu grob«, sagte er. »Ein paar von uns kommen miteinander noch aus, andere nicht.«
    Baltasar nahm die Zigarre aus dem Mund, kniete auf dem zerschlissenen Teppich und starrte unter die Sessel und Sofas. Er verdrehte den Kopf wie ein Huhn und redete Genenger von unten nach oben an. »Ich weiß nicht, mit wem Sie persönlich auskommen, aber mit Schuster scheint keiner ausgekommen zu sein. Und umgekehrt auch, wie?«
    Genenger folgte interessiert den Verrenkungen. »Gaspard war eine Sau«, sagte er freundlich. »Was machen Sie da eigentlich?«
    Matzbach stand wieder auf und steckte die Zigarre zurück. »Ich habe nachgesehen, ob bestimmte Objekte per Zufall unter Möbeln gelandet sind. Wieso war Gaspard eine Sau?«
    »Zum Beispiel, weil er sich nicht gewaschen hat. Was für Objekte?«
    Matzbach nickte. »Obgleich Schweine eher reinliche Tiere sind. Fotos.«
    Genenger stieß sich von der Tischkante ab, ging zum Bauernschrank, langte hinauf und nahm die Bilder von der uneinsehbaren Oberfläche. »Das stimmt schon. Reinlich ja, aber trotzdem Schweine. Meinen Sie die?« Er kam Matzbach ein paar Schritte entgegen, blieb dann stehen und streckte die Hand aus.
    Baltasar ging ihm entgegen, blieb ebenfalls stehen und nahm die Bilder mit ausgestreckter Hand entgegen. Er warf einen Blick auf sie und runzelte die Stirn. »Wenn es nicht um die Reinlichkeit des Leibes geht, wieso war Schuster dann doch ein Schwein? Nein, diese Bilder meine ich nicht, sondern die von Ihren Orgien. Wie kommen die hier auf den Schrank?«
    Genenger lächelte. Das Spiel gefiel ihm offenbar. »Schuster hatte einen bösen Charakter, deshalb Schwein. Wo die anderen Bilder sind, weiß ich nicht; so was Ähnliches kriegen Sie aber in jedem Sex-Shop. Die hier lagen auf dem Eßtisch, und Susanne hat sie auf den Schrank gelegt, beim Tischdecken fürs Frühstück. Wer hat die gemacht?«
    Baltasar schloß einen Moment die Augen, um die Reihenfolge der Themen nicht zu vergessen. »Das mit dem bösen Charakter müssen Sie mir

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