Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Offenbar war Solberg nicht die erste Person, die in L. A. untergetaucht war. Vielleicht war das für viele Leute in der Tat der Reiz dieser Stadt. Möglicherweise auch für mich. »Wie lautet der Name der vermissten Person?«
»J. D. Solberg.«
»J.D.?« Mit zermürbender Langsamkeit hob sie ihren Blick und starrte mich fragend an.
»Jeen, glaube ich.«
Sie verlagerte ihr Gewicht. Das dauerte eine Weile. »Glauben Sie?«
»Der Name ist Jeen«, gab ich zurück und machte mich insgeheim bereit für das Duell. Um Himmels willen, es war Samstagmorgen, und ich kam meiner verdammten Pflicht als Bürgerin nach!
Sie notierte etwas auf ihrem Block. »Seit wann ist sie verschwunden?«
»Er ist ein Mann.« Na ja, in gewisser Hinsicht jedenfalls. Ich scharrte ein wenig mit den Füßen. »Und er ist nicht wirklich … verschwunden. Er ist nur eben nicht wieder aufgetaucht.«
Sie runzelte die Stirn und bedachte mich mit einem finsteren Blick. Diese Frau war zickig ohne Ende. Ich bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch.
»Was?« Sie sprach das kleine Wörtchen so aus, als würde es mit vier »s« geschrieben. Einschüchterung gehörte zu ihrem Handwerkszeug. Sie hätten ihr eine Dienstmarke geben und sie dann auf die Straße stellen sollen, mit nichts außer diesem finsteren Blick und einem Kopfschütteln. Sie hätte ihre Sache echt super gemacht.
Ich räusperte mich, richtete mich auf und widerstand der Versuchung, über meine Schulter zu sehen. Ich besaß das Recht, hier zu sein, und die Chancen, dass Rivera hinter mir auftauchen und mich daran erinnern würde, dass ich mich kürzlich wie ein übereifriges Pornosternchen verhalten hatte, waren astronomisch gering. Es gab also keinen Grund, nervös zu werden. »Er ist zu einer Tagung gefahren und nicht wiedergekehrt«, erklärte ich ihr.
»Wann ist er abgereist?«
»Vor achtzehn Tagen.«
Ihre Laune hellte sich nicht gerade auf. »Und was sind Sie?«
»Wie bitte?«, fragte ich und schlug dabei meinen professionellen Therapeutinnenton an. Sie verzog den Mund und starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ihre Augenbrauen waren so weit ausgezupft, dass kaum noch etwas davon übrig war, dafür machte jedoch ihr Haar alles wieder wett, das sich wie ein Bienenstock oben auf ihrem Kopf auftürmte. »Sind Sie seine Schwester? Mutter? Oder was?«
Seine Mutter! Die hatte vielleicht Nerven! Wahrscheinlich killte sie Gangster wie Stubenfliegen, aber immerhin bin ich Irin, und ich war mir absolut sicher, dass ich es locker mit ihr aufnehmen könnte, sollte es zum Äußersten kommen. »Ich bin eine Bekannte von ihm«, gab ich zurück.
»Eine Bekannte!«
»Korrekt.« Ich straffte die Schultern. »Ich bin eine Freundin, und er …«
»Ich kann keine Anzeige von einer Freundin aufnehmen«, sagte sie und wackelte bekräftigend mit dem Kopf.
»Wovon reden Sie?«
»Sie müssen schon eine Verwandte sein. Wo ist er denn hin?«
»Bitte?«
Ihrer Miene und den geschürzten Lippen nach zu schließen, musste ich davon ausgehen, dass ihre Geduld bald zu Ende war. »Wo fand die Tagung statt, von der er nicht zurückgekommen ist?«
»Oh. Die Tagung. Ich glaube, die fand in Las Vegas statt.«
Sie zog eine Augenbraue hoch und stützte ihren Kopf auf einem fleischigen Arm ab. »Las Vegas.«
»Ja.«
»Mädchen, wissen Sie irgendwas über Las Vegas?«
»Jetzt hören Sie mal …« An dieser Stelle büßte ich womöglich ein wenig mein professionelles Verhalten ein.
»Ihr J. D., stand der auf Frauen?«
Mein Mund öffnete sich.
»Die rennen da nämlich scharenweise rum. Mehr Mädchen, als ich Rechnungen hab! Und alle mit mächtig Holz vor der Hütte!« Bewundernd oder ungläubig, das war schwer zu sagen, schüttelte sie den Kopf.
»Jetzt nehmen Sie endlich die verdammte Anzeige auf!«, blaffte ich sie wütend an.
Sie machte ein beleidigtes Gesicht und schnaubte durch die Nasenlöcher. »Schon gut, aber wenn Sie mich fragen, dann ist Ihr Mann für immer weg.«
Womöglich habe ich beim Sprechen etwas gegeifert. »Er ist nicht mein Mann!«
Sie zuckte die Achseln, sah mich träge an und wackelte wieder mit dem Kopf. »He! Vielleicht sind Sie ohne ihn besser dran!«
»Er ist nicht mein Mann«, wiederholte ich mittlerweile ziemlich entnervt.
»Dann ist eben Ihr« – sie grinste hämisch und malte Anführungszeichen in die Luft – »Bekannter abgehauen. Die Tanzmäuschen da haben Hintern so prall und straff wie Aprikosen …«
Ich schlug mit der
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