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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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eine Kellnerin! So dachte man in Osterhofen und sprach es mehr oder weniger offen aus. Dass die Anna Kurz nicht die einzige war, mit der Sandner seine Frau betrogen hatte, kam dabei natürlich auch wieder ins Gespräch.
    Der Unmut gegen Sandner wurde auch politisch verstärkt. Die Konservativen nannten ihn einen Freigeist.
    So verdichtete sich das Gerücht, Frau Sandner sei keines natürlichen Todes gestorben.
    Im Oktober muss dann dieses Gerücht Sandner selbst zu Ohren gekommen sein. Denn am 19. schrieb er Anna: »Am 28. Oktober heiraten wir. Meine Liebe, sei unbekümmert, wir lieben, ehren und heiraten uns, ob man dies oder jenes sagt. Übrigens ist die ganze Sache so ziemlich plattgedroschen ...«
    Einen Tag später war die Überzeugung, Sandner habe seine Frau vergiftet, so weit in Osterhofen verbreitet, dass der Lehrer Preis in Gegenwart des Gendarmen Ottmann dem Doktor riet, er müsse jetzt selbst eine gerichtliche Untersuchung beantragen, um die Mordgerüchte ein für allemal aus der Welt zu schaffen.
    Am gleichen Tage hatte der Untersuchungsrichter Zimmermann aus Deggendorf in Osterhofen zu tun. Dr. Kufner, der wohl fürchtete, dass man ihm Fahrlässigkeit bei der Feststellung der Todesursache von Frau Sandner vorwerfen konnte, bat Zimmermann um eine Unterredung. Fr teilte ihm die Gerüchte über die Ermordung seiner Patientin mit und erklärte, er habe außer konvulsivischen Zuckungen der Sterbenden nichts Auffälliges wahrgenommen. Später aber, gegen Abend, sprach er anders. Da äußerte er zu Sandner, er halte es für möglich, dass seine Frau mit Strychnin vergiftet worden sei. Er teilte Sandner wohl auch mit, dass er mit dem Untersuchungsrichter gesprochen habe. Denn einen Tag später suchte Sandner Zimmermann auf und gab zu Protokoll:
    »Gestern habe ich zu meiner Bestürzung von einem Gerücht gehört, welches meine Ehre und Existenz zu vernichten droht, dessen Grundlosigkeit ich daher auf jede mögliche Weise an den Tag befördert sehen will. Meine Frau war viel älter als ich. Wir lebten bis zu ihrem Ende in voller Eintracht. Nur dann und wann gab es vorübergehend Eifersuchtsszenen ohne Grund und ohne Nachwirkungen.«
    Grundlose Eifersucht - diese Lüge konnte er dann wohl doch nicht aufrechterhalten. Denn im weiteren Verlauf der Unterredung musste er sich schließlich zur Beziehung mit Anna Kurz äußern. Er erklärte, um den Gerüchten zu begegnen, wolle er auf die Heirat mit ihr verzichten. Er beantragte sogar eine Obduktion seiner Frau.
    Der Untersuchungsrichter ordnete Hausdurchsuchungen bei Sandner und seiner Geliebten an und beschlagnahmte den Briefwechsel der beiden. Auch verfügte er Postkontrolle.
    Einen Tag später reichte Dr. Kufner als behandelnder Arzt von Frau Sandner einen schriftlichen Bericht über ihren Tod ein. Darin hieß es: »In mir war niemals die leiseste Verdächtigung aufgestiegen. Aber das Gerede veranlasste mich, noch einmal alles gründlich zu durchdenken und an meiner Erinnerung vorbeiziehen zu lassen. Auf jeden Fall kann ich mich heute vom medizinisch-wissenschaftlichen Standpunkt nicht mehr völlig der Annahme erwehren, dass die Krankheitserscheinungen und das rasche Ableben der Frau Sandner möglicherweise von Strychnin herrühren könnten.«
    Um die Gerüchte einzudämmen, versuchte Sandner inzwischen, Anna Kurz zu einem Verzicht auf die Heirat zu bewegen. Er schickte seinen Freund, den Lehrer Preis, und den Tagelöhner Bumberger, der seit Jahren den Liebesbriefträger zwischen ihm und Anna spielte, nach München. Sie sollten Anna 600 Gulden als Abfindung bieten, wenn sie der Auflösung der Verlobung zustimme.
    Anna lehnte das Angebot ab und bestand darauf, Sandner zu heiraten. Sie bekäme ein Kind von ihm. Das war allerdings eine Lüge, wie sich später herausstellte.
    Am 22. Oktober fragte Sandner einen Bekannten, den Arzt Dr. Forster, ob man in einer Leiche noch nach Monaten Strychnin finden könne. Auch dem Apotheker Seil stellte er die gleiche Frage, und als Seil es bejahte, murmelte Sandner: »Soso, man kann es also finden.«
    Dann musste ihm Seil die Einzelheiten einer solchen chemischen Untersuchung schildern. Seil wunderte sich über diese Fragen nicht, für ihn stand fest, dass Sandner seine Frau vergiftet hatte.
    Sandner setzte sich nun mit dem Straubinger Bankier Loichinger in Verbindung. Er bat ihn, einen Teil seiner Wertpapiere zu verkaufen, er brauche bares Geld. Aber der Bankier wusste von der gegen Sandner laufenden Untersuchung und weigerte

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