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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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neblige Wasserwelt hinein. Bald zitterte Sue vor Kälte. Das hatte er vorausgesehen. Er zog eine Flasche Gin aus der Tasche. »Nimm einen kräftigen Schluck, das wärmt dich auf.« In den Gin hatte er ein starkes Schlafmittel gemischt. Sue würde einschlafen, dann wollte er sie in der Nähe des Ufers ins Wasser werfen und das Boot zum Kentern bringen. Es würde aussehen wie ein Unfall durch Ertrinken. Er selbst würde ans nahe Ufer zurückschwimmen und sich die dort versteckte trockene Kleidung anziehen.
    Dieser Ablaufplan war sein zweiter Fehler.
    Er hatte zu viel Schlafmittel in den Gin gegeben. Zusammen mit dem Alkohol wirkte es auf Sues wahrscheinlich schwachen Kreislauf wie eine Bombe. Sie sank auf den Boden des Bootes. Er beugte sich vorsichtig hinab und hob ihren Körper empor, um ihn ins Wasser zu werfen. Sein Triumph, wie schnell und sicher das Gift gewirkt hatte, verwandelte sich in Entsetzen.
    Sue war tot.
    Damit war sein Plan, einen Tod durch Ertrinken vorzutäuschen, zunichte geworden. Ertrinkende atmen im Todeskampf Wasser ein. Bei Menschen dagegen, die bereits tot ins Wasser gelangen, sind die Lungen frei von eingeatmetem Wasser. Keine Chance also mehr, einen Unfalltod glaubhaft zu machen. Dann läge ein Mordverdacht nahe. Eine Obduktion wäre notwendig. Sie würde die tödliche Mischung von Alkohol und Schlafmittel offenbaren.
    Die Spur führte direkt zu ihm.
    Und nun beging Hadley den dritten Fehler. Er wickelte Anker und Ankerkette um die Tote und versenkte sie im Fluss.
    Er brachte das Boot zum Verleiher, holte Sues und sein Gepäck aus dem Hotel und kehrte ins Lazarett zurück.
    Sues Verschwinden erklärte er auf die gleiche Weise wie so mancher seiner mörderischen Kollegen - wie Ruloff, Crippen, Ruxton. Sues Eltern teilte er mit, Sue sei nach Südamerika gereist und dort verstorben und bestattet worden.
    Vorerst schienen Sues Verwandte sich mit dieser Nachricht abzufinden. Es ist nicht überliefert, ob sie Hadleys Geschichte bezweifelten oder sogar nähere Informationen und Nachweise von ihm forderten. Hadley glaubte, alle Hindernisse für eine Heirat mit Cheryl aus dem Weg geräumt zu haben. Beide schwelgten in Zukunftsplänen.
    Ob dem Doktor, wenn er nachts bei seiner Geliebten lag, wie in der Moritat das bleiche Gespenst der Toten erschien, ist nicht anzunehmen. Aber Hadleys Geschichte endete ebenso unheilvoll wie in dem alten Lied. Zwar beging er keinen Selbstmord, weil er Reue nicht kannte. Aber einige Wochen nach dem Mord trieb Sues Leiche aus dem Wasser empor und konnte identifiziert werden.
    Hadley erfuhr durch die Presse, dass er der Tat verdächtigt wurde. Er hatte sein Millionenspiel verloren. Noch bevor er verhaftet werden konnte, floh er und tauchte in Mexiko unter.
    Zwei Jahre später hatte die intensive Fahndung nach ihm Erfolg. Man spürte ihn auf, er wurde verhaftet und in die USA zurückgebracht.
    Er gestand den Mord.
    Der Mordprozess erregte großes Aufsehen. Als Mörder angeklagt war ein bemerkenswerter Mensch. Dieser Mann war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. In seiner Jugend hatten ihn religiöse und soziale Grundsätze geprägt. Er hatte sich zum Priesterberuf bestimmt gesehen und sich schließlich mit Energie zu einem erfolgreichen Arzt entwickelt. Dieser Arzt hatte sich für seine asketische Jugend durch ein ungezügeltes Sexualleben, die Gier nach Reichtum und Einfluss entschädigen wollen und deshalb die Frau ermordet, die ihn trotz alledem geliebt hatte. Hadley wurde zum Tode verurteilt und auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet.
    Eine alte Geschichte. Ein altes Lied, das sich dennoch immer wieder in Variationen wiederholt.

    »Mörderische Wissenschaft«

    1930 ereignete sich in Lübeck ein Massensterben von Säuglingen, die kurz zuvor gegen Tuberkulose geimpft worden waren. Von 243 erkrankten Kindern starben in wenigen Wochen 68 an Tuberkulose und ihren Folgeerscheinungen.
    Die Untersuchung dieser Katastrophe mündete in einem Monsterprozess, der fast vier Monate dauerte. Er wurde damals unter dem Namen »Calmette-Prozess« nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt bekannt.
    Im Calmette-Prozess ging es um das Schicksal eines Impfstoffs, den der französische Wissenschaftler Calmette Anfang der 20er Jahre entwickelt hatte.
    Damals war dieser Impfstoff in der Fachwelt heftig umstritten.
    Der von diesem Impfstoff angeblich verursachte Tod so vieler Kinder brachte den wissenschaftlichen Streit zum offenen Ausbruch. Anhänger und Gegner der

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