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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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los.«
    Also erzählte ich ihr von Haley und Philip. Frances drückte mir ihr Mitgefühl aus; ihr einziger Sohn lebt in London. Dann
     schwenkte ich zu der Ray-Sunshine-Geschichte um, erzählte von der Dinnerparty, der Schnüffelfahrt, die Mary Alice und ich
     unternommen hatten, und Häuptling Joseph.
    »Du warst dabei?«, unterbrach mich Frances. »Mein Gott. Ich habe darüber in der Zeitung gelesen. Ein Schweineschlachtmesser?«
    »Steckte im Linoleum.« Ich hörte, wie Frances schwer atmete, als ich zu Sunshines Verschwinden überging, dem blutigen Nachthemd
     und der Suche im Wald.
    Frances ist eine gute Zuhörerin, weshalb sie auch als Beraterin so gut ist, aber ich wollte ihre Geduld nicht überstrapazieren
     und ließ daher ein paar Details, wie etwa Gabriel, das Toilettenhäuschen und die Pornofilme, aus. Spannende Details, über
     die sie sich irgendwann einmal amüsieren würde, wenn wir einen ganzen Nachmittag für uns hätten.
    »Jedenfalls«, endete ich, »würde ich gern wissen, ob du für mich einen Blick in Sunshines Akte werfen könntest, nachschauen,
     was für eine Schülerin sie ist, ob sie irgendwelchen außerlehrplanmäßigen Aktivitäten nachgeht oder häufig den Unterricht
     schwänzt.«
    »Ich habe ihre Akte bereits geöffnet, Patricia Anne. Früher waren sie vertraulich, weißt du. Jetzt kann sie jeder, der einen
     Computer hat, einsehen. Wahrscheinlich werden wir irgendwann zu den alten braunen Pappmappen in Aktenschränken zurückkehren
     müssen. Gib mir eine Minute. Lass sehen, was wir da haben.«
    Ich konnte hören, wie sie mit der Maus herumklickte.
    »Ihre Noten sind ziemlich gut«, verkündete Frances. »Sie hat Nachhilfe in Chemie genommen.«
    »Hat sie häufig den Unterricht geschwänzt?«
    »Mein Gott, Patricia Anne. Es gibt nicht mehr diese Dreimal-gefehlt-und-du-bist-raus-Regel wie damals in der Eiszeit, als
     wir zur Schule gingen.«
    »Sie führen keine Anwesenheitsliste?«
    »Nein. Nicht so, wie wir das mussten, meine Liebe.«
    »Außerlehrplanmäßige Aktivitäten?« Ich wartete darauf, was die Suche ergab.
    »Ich sehe keine. Das ist aber nicht ungewöhnlich. Wir haben es hier mit Tagesschülern zu tun, die ansonsten ihren Jobs oder
     irgendwelchen Beschäftigungen zu Hause nachgehen.«
    »Die einzige Beschäftigung, der man bei ihr zu Hause nachgehen kann, ist die Kaninchenjagd.«
    »Am Redmont?«
    »Sie lebt in Locust Fork, Frances. In einem Wohnwagen. Bist du sicher, dass du das richtige Mädchen hast?«
    »Was glaubst du, wie viele mit Namen Sunshine Marie Dabbs hier eingeschrieben sind? Ihre Adresse ist mit 30535   Redmont Crest angegeben. Ist das nicht oben auf dem Red Mountain, in der Nähe von Mary Alice? Eines dieser schicken Häuser?«
    »Vielleicht ist sie umgezogen«, sagte ich lahm.
    »Nun, sie ist ein hübsches Mädchen, sogar auf diesem Schulfoto. Erinnert mich an Audrey Hepburn. Weißt du noch, wie wir uns
     alle Audreys Haarschnitt aus ›Ein Herz und eine Krone‹ verpassen ließen?«
    »Sie hat kurzes, dunkles Haar?«
    »Zumindest hatte sie das letzten Herbst.«
    Ich habe irgendwo gelesen, dass Haar zwölf Millimeter im Monat wächst. Es war vermutlich möglich, dass sich Audrey Hepburn
     innerhalb von elf Monaten in eine blonde Barbie verwandelt hatte. Allerdings – wenn manwie Audrey Hepburn aussah, warum sollte man das dann wollen?
    »Siehst du irgendetwas anderes Interessantes? Wer ist zum Beispiel als ihr Vater angegeben?«
    »Sie müssen die Angaben nicht mehr machen, Patricia Anne. Ich vermute, sie denken, es könnte jemand in ihren Akten herumschnüffeln.«
    Gott bewahre.
    »Hier steht, im Notfall solle man Edward Turkett kontaktieren.«
    »Das ist ihr Onkel.«
    »Tja, der wird unter derselben Adresse aufgeführt, die sie am Redmont angegeben hat.«
    »Das ist seltsam.«
    »Nicht unbedingt. Eine Menge dieser jungen Leute lebt bei Verwandten.«
    Ich hatte nicht die Absicht, Frances die Sache mit Meemaw und dem Wohnwagen zu erklären. Ich dankte ihr für die Informationen
     und versprach, dass ich Haley von ihr grüßen und ihr alles nur erdenkliche Glück wünschen würde. Und dass wir bald einmal
     zusammen zu Mittag essen würden.
    Mein Gott! Kein einziges dieser Puzzleteile passte zusammen. Wer um alles in der Welt waren die Turketts? Ich brauchte einen
     Gabriel, um es zu erfahren. Ich schloss die Augen und dachte an all die Fragen, die ich ihm stellen würde.

9
    Es war ein Fehler gewesen, die Augen zu schließen. Als ich aufwachte, war es

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