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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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nachzuschauen,
     was es bei uns zum Abendessen gab. Ich zog mich aus, ging unter die Dusche und heulte. Mein Leben war gerade dabei, sich total
     zu verändern, und ich komme mit Änderungen immer nur schwer klar.
    Als das Wasser kälter zu werden begann, fing ich jedoch an, mich am Riemen zu reißen. Sechs Monate. Es war nur für sechs Monate.
     Und wir würden sie besuchen. Warschau musste ein wundervolles Reiseziel sein. Wir würden jede Menge besichtigen. Meine bislang
     einzige Europareise hatte ich zusammen mit Mary Alice gemacht, nach Skandinavien, und zwar, wie es der Zufall wollte, zu der
     Zeit, als sich in Tschernobyl der Super-GAU ereignete. Wir sahen einen einzigen Fjord, bevor wir gezwungen waren, uns im Hotel
     aufzuhalten, während die radioaktive Wolke über uns hinwegschwebte. Alle tobten, weil wir bereits eine ordentliche Strahlendosis
     abbekommen hatten, bevor die Russen das Unglück eingestanden. Mary Alice hörte nicht auf, den Schweden zu erzählen, dass sie
     es für ausgesprochen abgeschmackt hielt, dass man sienicht informiert hatte. Ich denke, dass sie »ausgesprochen abgeschmackt« sicher problemlos verstanden.
    Ich stieg aus der Dusche, wickelte mich in ein Handtuch, trat ins Schlafzimmer – und stieß einen Schrei aus.
    Mary Alice, die in einer yogaartigen Position auf meinem Bett saß, ließ das Thunfischsandwich fallen, das sie im Begriff war
     zu essen. »Scheiße! Was hast du denn?«
    »Nichts. Du hast mich bloß teuflisch erschreckt.« Ich setzte mich ans Fußende des Bettes und brach erneut in Tränen aus.
    »Guter Gott!« Mary Alice reichte mir eine Papierserviette. »Ich dachte, du hättest dich unter der Dusche ausgeheult.«
    Ich griff nach der Serviette und wischte mir damit über die Augen. »Wie lange bist du denn schon hier?«
    »Etwa eine Viertelstunde.« Sie hob die Einzelstücke ihres Sandwichs auf und versuchte, sie wieder zusammenzusetzen. »Ist dieser
     Bettüberwurf waschbar?«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du da bist?«
    »Ich wollte dich nicht stören.«
    »Dafür hast du mir einen tödlichen Schrecken eingejagt.«
    »Hör mal, ein normaler Mensch ist nicht zu Tode erschreckt und kreischt, wenn er in sein Schlafzimmer spaziert und seine Schwester
     da ein Thunfischsandwich essen sieht.«
    »Was meinst du mit ›ein normaler Mensch‹? Ich bin normal.«
    »Hmmm.« Schwesterherz begutachtete ihr Sandwich und nahm einen Bissen.
    »Aber jetzt sag endlich, was du hier treibst. Ich dachte, du wolltest noch eine Weile draußen bei den Turketts bleiben und
     mit dem Sheriff reden.«
    »Sie sind sich alle in die Wolle geraten.« Sie nahm einen Schluck Tee und stellte das Glas auf den Nachttisch zurück.
    »Leg was drunter. Das hinterlässt Ringe. Nimm dir einen Untersetzer aus der Schublade.«
    »Ist da sonst noch was Interessantes drin?«
    »Das weißt du doch mit Sicherheit bereits. Du bist ja schon seit einer Viertelstunde hier.«
    »Was sind wir heute gereizt«, sagte Mary Alice, nahm sich aber einen Untersetzer und stellte ihr Glas darauf.
    »Wer ist sich in die Wolle geraten?«, fragte ich.
    »Howard und Eddie hauptsächlich. Howard meinte zu Eddie, seine
cojones
seien nicht größer als Erdnüsse, und Eddie hat das persönlich genommen. Männer sind derartig fixiert auf ihre Eier, weißt
     du?«
    »Wie kam er überhaupt dazu, so etwas zu sagen?«
    »Soweit ich es mitbekommen habe – ich habe nicht besonders darauf geachtet, bevor Eddie ihn geschlagen hat   –, ist Howard der Ansicht, dass Eddie mit seinem Geschäft expandieren soll, und der will das Risiko nicht eingehen.«
    »Er hat ihn geschlagen?«
    »Zu Boden geschlagen, nach draußen geschleift, was man in einem Wohnwagen eben so alles machen kann. Meemaw kam schreiend
     wie ein Todesgeist angestürmt und hat die Streithähne getrennt. Ich schwöre dir, Patricia Anne, ich hatte schon halb damit
     gerechnet, dass sie die beiden übers Knie legt und versohlt.«
    »Wo waren denn der Sheriff und Kerrigan? Immer noch in ihrem Wohnwagen?«
    »Wo sie war, weiß ich nicht. Er telefonierte in seinem Auto, und ich habe ihm gesagt, dass Henry und ich jetzt gehen würden.«
     Schwesterherz nahm einen weiteren Bissenvon ihrem Sandwich. »Das ist noch so eine dysfunktionale Familie da draußen, Maus.«
    »Hast du Pawpaw noch mal gesehen?«
    »Wir haben ihn über das Baumwollfeld verschwinden sehen, als wir aufbrachen. Wahrscheinlich ist er zum Angeln an den Fluss
     runtergegangen.«
    Ich stand auf und nahm

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