Mörderische Aussichten
Geschichte.«
»Jesus und Maria. Eine komplizierte Geschichte. Ich fahre Ihnen hinterher.«
12
Ray saß auf der Veranda, aß Cornflakes und sah ›Der Preis ist heiß‹, als wir hereinkamen. Er trug khakifarbene Shorts und
ein ausgebleichtes blaues Hemd, das aussah, als hätte es schon eine Reihe von Tauchfahrten mitgemacht. Er wirkte erheblich
ausgeruhter als am Abend zuvor.
Wir stellten ihn Bo Mitchell vor, die ihm mitteilte, sie habe uns auf dem Redmont Crest auf der Lauer liegen sehen und verhaftet.
»Eddie Turkett wohnt dort«, erklärte Mary Alice ihrem Sohn. »Sunshine hat die Adresse am Jeff State angegeben, weshalb wir
uns einfach mal dort umgesehen haben.«
»Setzen Sie mich ins Bild.« Bo lehnte sich in ihrem Korbsessel zurück und nahm die Cola entgegen, die ich ihr anbot. »In aller
Ruhe.«
»Es ist eine lange Geschichte«, wiederholte Mary Alice.
»Kommt mir entgegen.«
Also erzählten wir ihr die ganze Geschichte von Sunshine (mit Rays Hilfe), sämtlichen Turketts und dem toten Indianer, der
keiner war, sondern ein Mann aus Bradford mit Namen Dudley Cross. Schwesterherz zeigte ihr den Zettel mit den Grüßen an ihren
Sohn, und ich erzählte ihr von dem Truthahn und wie ich mir fast den Schädel eingeschlagen hatte, als ich über ihn stolperte.
Bo sah zufrieden aus, als wir unsere Geschichte beendeten. »Sie sind die einzigen mir bekannten Menschen, die ständig über
Leichen stolpern. Sie haben ein richtiges Talent dafür.«
»Nicht ich, nur Mary Alice«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. »Sie hat immer mit seltsamen Leuten zu tun.«
Ray setzte zur Verteidigung seiner Frau an: »Sunshine ist nicht seltsam.«
»Nein, das ist sie nicht«, pflichtete ich ihm bei. »Aber sie meinte ich auch gar nicht.«
»Dieses Wohnwagenlager ist jedoch wirklich seltsam. Warte, bis du es gesehen hast, Ray.« Mary Alice goss ihm noch etwas Orangensaft
ein. »Du musst einen Stock in der Hand haben, damit die Pitbulls dich nicht angreifen.«
Ray stellte das Saftglas auf den Tisch. »Man muss die Hunde schlagen?«
»Nein. Natürlich nicht. Du zeigst ihnen nur den Stock. Und wenn du mit Pawpaw sprichst, musst du brüllen, weil er in einem
Toilettenhäuschen festsaß, als neben ihm eine Rakete startete.«
»Was sehr traurig war«, fügte ich hinzu.
Bo blickte Ray an. »Hören Sie sich diese Frauen an. Wissen Sie eigentlich, was für ein Glück Sie haben? Wie selig unter den
Männern Sie sich preisen dürfen?«
Ray grinste. »Manchmal.«
Bo ließ sich ihr Colaglas nachfüllen. »Gott, ist es heute heiß.« Sie hielt es hoch, sagte »Prost«, nahm einen großen Schluck
und rülpste leise. »Raketen und Pitbulls mal beiseitegelassen: Glauben Sie wirklich, dass die Frau dieses reizenden Jungen
da oben im Haus ihres Onkels ist?«
»Es ist zumindest eine Möglichkeit«, sagte ich.
Bo leerte den letzten Rest ihrer Cola. »Lassen Sie mich kurz aufs Töpfchen gehen, dann werde ich es überprüfen.«
»Wie wollen Sie das denn anstellen?«, fragte Schwesterherz.
»Indem ich das tue, was jeder normale Mensch tun würde, nämlich an der Tür klopfen und fragen, ob Sunshine Dabbs Crane da
ist. Und wenn es heißt, nein, dann werde ich sagen: Zu schade, denn sie ist zur Miss Jefferson State gewählt worden, und ich
bin hier, um ihr die Schönheitskrone zu überreichen.«
»Ich glaube nicht, dass man Ihnen das abkauft«, warf Schwesterherz ein.
Bo seufzte. »Ich weiß. Ich werde versuchen, mir auf der Fahrt dort hinüber etwas Besseres einfallen zu lassen.« Sie stand
auf und ging in Richtung Toilette. »Sie könnten doch im Sterben liegen, Mary Alice, und nach ihr verlangen.«
»Versuchen Sie etwas anderes«, rief Mary Alice den Flur hinunter.
Ray wischte sich seinen Bart mit einer Papierserviette ab.
»Bist du dir sicher, dass all diese Haare hygienisch sind?«, fragte seine Mutter.
Ray trommelte sich auf die Brust. »Ich Tarzan.«
»Tarzan hatte keinen Bart.« Mary Alice drehte sich zu mir um. »Wie kommt es, dass Tarzan keinen Bart hatte, Maus?«
»Jane hätte es nicht geduldet.«
»Nein, ich meine, wie konnte er sich rasieren? Ich glaube mich zu erinnern, dass Jane ihm einmal die Haare schnitt. Und das
ist das Nächste. Woher hatte sie eine Schere?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. »Ich war zu sehr damit beschäftigt, ob jemand den Elefantenfriedhof finden würde.«
»Die Alligatoren haben mir immer Angst gemacht«, warf Ray ein. »Wie sie so am Wasserrand
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