Moerderische Familienbande
hineinpassen würde, aber Woofer wird alt. Wenn es schneit oder regnet,
denke ich mir Freude daran, dass er es kuschelig hat in seinem Iglu.
Ich nippte an meinem Tee und sah in meinen friedlichen Garten hinaus. Ich dachte an das Mittagessen, an Meg Bryan, die so fröhlich gewirkt hatte und dann eine Stunde später tot war.
„Höhen machen mir Angst.“ Waren das nicht ihre Worte gewesen? „Höhen machen mir Angst.“ Machten sie ihr Angst, weil sie den Drang zu springen verspürte? Davon hatte ich schon gehört.
Woofer kam aus seinem Iglu, zottelte hinüber zum Pfirsichbaum und hob das Bein. Ich klopfte ans Fenster, und er kam an die Tür.
„Bernard Baruch!“, brüllte Fred den Fernseher an. „Es ist Bernard Baruch, ihr Dummköpfe.“
Ich ließ Woofer herein und gab ihm einen Hundekuchen.
Vielleicht hatte sie ja auch jemand hinuntergestoßen. Ich kratzte die Reste vom Geschirr und schob es in die Spülmaschine. Jemand wie Richter Haskins, der hinter den Sachen her war, die sie auf ihrem Computer hatte. Er wusste, dass sie ihn bei uns gelassen hatte. Vielleicht auch, dass sie an einem neuen Programm schrieb. Vielleicht war es das. Raus aus dem Fenster mit ihr, sich den Computer schnappen und damit ein Vermögen verdienen. Wie dieser Typ, der Apple ins Leben gerufen hat. Nicht dass der irgendjemand aus dem Fenster geworfen hätte, aber ein Vermögen hat er verdient. Ich gab das Spülmittel in die Maschine, stellte sie an und warf die Speisereste mit solchem Lärm in den Müll, dass Woofer unter Hinterlassung einer echten Hundeduft-marke ins Wohnzimmer lief.
Ein Klopfen an der Hintertür ließ mich zusammenschrecken. Ich blickte auf und sah Mary Alice dort stehen.
„Sag Fred, dass ich geklopft habe“, sagte sie, als ich ihr die Tür öffnete.
>>Schwesterherz hat geklopft, Fred“, rief ich. Er beschwert sich immer, dass sie ohne Klopfen hereinschneit.
Er kam, die Hand auf die Brust gepresst, zur Wohnzimmertür. „Ich weiß nicht, ob ich diesen Schock überlebe.“
„Blödmann.“ Mary Alice kam mit einer großen Tragetasche in der Hand hereinspaziert, die sie mit einem dumpfen Geräusch auf dem Küchentisch abstellte. „Videoaufnahmen“, sagte sie. „Von der Hochzeit. Ich dachte, wir schauen sie uns an und lassen uns ein wenig aufheitern. Dieser Tag war die Hölle für mich und Patricia Anne. Hat sie dir erzählt, was heute alles passiert ist?“, fragte sie ihn.
„Genug, dass es mir die Haare gekräuselt hat.“
Mary Alice betrachtete seinen Kopf. „Du machst wohl Witze.“
Fred hat einen hübschen, vollen Schopf, der früher einmal aschblond war und sich allmählich zu graublond verfärbt hat. Es sind Haare. Was soll ich sagen? Aber jeden Morgen steht er vor dem Spiegel und überprüft seine Geheimratsecken. Und alle zwei Wochen geht er zu einer Friseurin namens Edna, die ihm ihre ganzen Frauenprobleme erzählt. Er schwört, dass nur sie seine Haare richtig schneiden kann, aber nachdem er sich den Bericht von ihrer dritten Fehlgeburt hatte anhören müssen, war er tagelang gebeutelt. Mary Alice weiß dies alles natürlich.
Fred kehrte zurück ins Wohnzimmer. Wir folgten ihm mit einem Video.
„Hast du mit Megs Familie Kontakt aufgenommen?“, fragte ich.
„Mit ihrer Schwester.“
Welcher?“
„Trinity. Sie sagt, sie käme morgen her, um alles Mögliche zu regeln und Bobby Haskins verharren zu lassen.“
„Den Richter?“ Fred machte einen Schritt über Woofer hinweg.
„Sie behauptet, er habe sie umgebracht.“ Mary Alice kniete sich neben dem Videorecorder nieder. „Wie macht man denn dieses Ding an?“
„An dem Knopf links. Aber warte einen Moment“, sagte ich, als Schwesterherz das Video einschob. „Sie sagte, dass der Richter sie umgebracht habe? Hat sie dir verraten, warum sie das denkt?“
Mary Alice schüttelte den Kopf. „Ich halte mich da raus.“ Sie drückte auf „Play“, und das Schmettern der Hochzeitsmusik in St. Mark's ließ uns hochfahren. „Zu laut!“ Mary Alice drehte die Lautstärke herunter.
„Schau, Fred“, sagte ich und zeigte auf uns, wie wir in der ersten Reihe saßen. „Da sind wir.“
„Und ich mache mich auf dem Gang startklar.“ Mary Alice kam von ihren Knien hoch und sank ächzend auf das Sofa.
Fred streckte die Hand aus und drückte auf „Stop“. Ich blickte erstaunt auf.
„Was ist denn los?“, fragte ich.
„Eine Frau, die mit euch beiden zu Mittag essen war, kam, fünf Minuten nachdem sie euch verlassen hatte,
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