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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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durch Selbstmord oder Mord ums Leben. Ihre Schwester erzählt, es wäre der Mann gewesen, den ihr getroffen habt und der versucht hat, den Computer zu stehlen.“
    Mary Alice und ich sahen ihn an und nickten.
    „Ja und?“, sagte er, während er uns nacheinander anblickte.
    „Und was?“, fragte Mary Alice.
    „Glaubt ihr nicht, ihr solltet darüber reden?“
     
    „Okay“, pflichtete sie ihm bei.
    Wir setzten uns und sahen einander an.
    „Also gut“, sagte sie. „Ihr kennt doch bestimmt auch dieses Buch >The Tenth Good Thing about  Barney<. Das könnten wir doch auch mit Meg machen.“
    Fred warf mir einen Blick zu, der „Was zum Teufel will sie damit sagen?“ signalisierte.
    „Das ist ein Kinderbuch“, erklärte ich, „in dem es um Trauerarbeit geht. Ein Kater stirbt, und sie listen, um seinen Tod zu verarbeiten, seine guten Eigenschaften auf. Ich weine jedes Mal, wenn ich es lese.“
    „Ich fange an“, sagte Schwesterherz. Sie blickte auf ihre Hände herunter. „Meg Bryan war makellos. Ihre Fingernägel waren so sauber, dass es unwirklich aussah.“ Sie nickte mir zu.
    „Meg Bryan war gescheit“, sagte ich. „Sie verstand es, einen Computer zu bedienen und sogar eigene Programme zu schreiben.“ Ich nickte Fred zu.
    Der stand auf und schaltete den Fernseher wieder an. Die Hochzeitsmusik erschallte.
    „Siehst du“, sagte Schwesterherz, „hier komme ich den Gang entlang. Das Kleid sieht gut aus, oder? Diese verdammten Strumpfhosen lassen mich allerdings seltsam laufen. Merkt man das?“ Ich versicherte ihr, dass man ihr nichts anmerkte.
    Die Kamera schwenkte über den Mittelgang, und da saß Meg Bryan allein auf der Seite des Bräutigams — eine marineblaue Handtasche unterm Arm. Ihre Beine waren adrett übereinandergeschlagen, und sie lächelte. Zu Henry hinüber? Diesmal streckte ich die Hand nach der Stopptaste aus.
    „Hast du Henry angerufen?“, fragte ich Schwesterherz.
    „Noch nicht. Das mache ich morgen.“
    „Sie ist eine seiner wenigen Verwandten.“
     
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn anrufe.“ Schwesterherz streckte die Hand in Richtung Fernseher. „Kann ich das wieder anstellen?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Es macht mich traurig.“
    Zu meiner Überraschung sagte jedoch Fred: „Lasst es uns ansehen. Das ist ein Fest des Lebens.“
    Fest des Lebens? Dieser Ausdruck klang so wenig nach ihm, dass Mary Alice mich schräg ansah.
    „Mach an“, sagte ich.
    Und schon bald waren wir wieder in die Feier versunken. Da saßen wir und machten wie verrückt Kaubewegungen, und die Kamera schwenkte, um den Bräutigam und seinen Trauzeugen zu zeigen, wie sie ihre Kaugummis hinunterschluckten. Da waren die Brautjungfern - Marilyn, hochgewachsen und würdevoll, und Haley, die liebreizend und mit roten Wangen jemanden am Altar anlächelte. Und dann die Braut in ihrem wundervollen weißen Kleid.
    „Der HNO-Doktor!“, rief Fred aus und zeigte auf Philip Nachman. „Schaut, er und Haley machen sich schöne Augen.“
    Dann waren wir zu sehen, wie wir die Kirche verließen, uns mit Bonnie Blue unterhielten, in den Club gingen, Henry und Debbie beim Tanzen mit den Zwillingen zuschauten und Haley beobachteten, wie sie mit Philip tanzte. „Schaut euch das an!“, ließ Fred sich vernehmen.
    Und dann saßen wir mit Meg Bryan auf der Terrasse, unterhielten uns und blickten in die Kamera. Ich stellte fest, dass ich das Lächeln der Fernsehbilder erwiderte. Und als der Hubschrauber abhob, klatschte ich, wie ich es im Club getan hatte.
    „Danke“, sagte ich zu Fred, als der Helikopter in der Ferne verschwand und der Bildschirm dunkel wurde. „Ich bin froh, dass wir es gesehen haben.“
     
    Er lächelte.
    Mary Alice schnauzte sich laut in ein Papiertaschentuch. „Das war sehr schön. Sollen wir es uns noch einmal anschauen?“
    „Nein“, sagten Fred und ich wie aus einem Munde.
    „Ich hab euch übrigens eine Kopie mitgebracht, so dass ihr euch den Film jederzeit wieder ansehen könnt.“ Sie drückte auf „Eject“. „Ich habe auch noch Videos von den Kleinen dabei. Wollt ihr sie sehen?“
    Fred entschuldigte sich mit Arbeit, und ich machte Müdigkeit und totale Erschöpfung geltend. Was der Wahrheit entsprach. Aber ich fügte hinzu, dass ich sie mir später mal - und zwar mit großer Freude - ansehen würde, was ebenso der Wahrheit entsprach. Ich bin genauso verrückt nach diesen zweijährigen Zwillingsmädchen wie Schwesterherz.
    „Komm doch morgen früh rüber zu mir“,

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