Moerderische Familienbande
Örtlichkeit?“
„Ich werd es schon finden. Was machen Sie denn im Gefängnis?“
„Sie werfen mir Einbruchsdiebstahl vor. Freundlicherweise haben sie mich jedoch bisher nicht eingesperrt. Ich habe ihnen von meiner Klaustrophobie erzählt, und sie waren höchst verständnisvoll.“
„Einbruchsdiebstahl?“
„In Bobby Haskins' Haus natürlich. Offenbar hat er so ein Sicherheitssystem, das die Polizei alarmiert. Ich habe ihnen gesagt, dass sie in Wahrheit ihn verhaften müssten, und glücklicherweise nahmen sie mich ernst und versuchen jetzt Bobby zu finden. Und ich kann, so habe ich es verstanden, freigelassen werden. Es geht da zwar noch um so eine Kleinigkeit wie die Kaution, aber darüber können wir ja reden, wenn Sie hier sind.“
„Kaution?“
Haley stand mittlerweile neben mir. „Wer ist das?“
„Trinity Buckalew“, flüsterte ich stumm, um dann ins Telefon zu sagen: „Ich komme.“
„Danke. Ich werde hier sein.“
Ich legte auf und drehte mich zu Haley um. „Einbruchsdiebstahl in Richter Haskins' Haus. Sie möchte, dass wir kommen und sie da rausholen.“
„So ein Spaß!“ Die Liebe hatte eine wundersame Wirkung auf Haley, beschloss ich. Wir hinterließen Fred einen Zettel auf dem Küchentisch, auf dem wir ihm mitteilten, dass wir unterwegs waren, um eine Freundin aus dem Birminghamer Cefängnis zu holen.
6
„Die Frau, die Selbstmord begangen hat, und die Frau im Gefängnis sind Cousinen von Henry, richtig?“, fragte mich Haley auf dem Weg in die Stadt. Wir fuhren mit ihrem Auto, weil sie hinter mir geparkt hatte.
„Cousinen ersten Grades seiner Mutter, wenn ich es richtig verstanden habe. Scheint eine interessante Familie zu sein.“
Haley hielt an einer Ampel an. „Weißt du, ich habe nachgedacht. Wir wissen gar nichts über unsere Familiengeschichte, oder?“
„Würdest du darüber gern etwas wissen? Ich kann die Familie für dich auf meiner Seite bis zu unseren Ururgroß-eltern zurückverfolgen. Da gibt es aber nichts Spektakuläres. Nicht einmal Landbesitzer. Nur Büroangestellte und Buchhalter. Ganz gewöhnliche nette Menschen eben. Die Hollowells sind da vielleicht interessanter. Dein Papa hat mir auf der Hochzeitsfeier gesagt, er wolle mehr über sie erfahren.“
„Philip sagt, es ist gut, wenn man etwas über seine Familie weiß. Genauer gesagt meinte er, jeder sollte darüber etwas wissen. Auch wegen der genetischen Erbanlagen und all dem Kram.“
„Mhm“, sagte ich. „Man sollte diese Gene im Auge behalten.“
Meine Kenntnisse hinsichtlich des Gefängnisses von Birmingham sind Gott sei Dank beschränkter Natur. Natur-
lieh kenne ich den berühmten Brief von Martin Luther King, den Trinity erwähnt hatte. Aufgrund meiner Fernseherfahrung war ich auf geschäftiges Treiben eingestellt, Verdächtige, die man hereinbrachte, Telefone, die klingelten, Cagneys und Laceys, die Anrufe beantworteten und nach draußen rannten. Ich war auf zwielichtige Typen, schmutzige Gänge, Schreien und gegen die Gitterstäbe hämmernde Fäuste gefasst.
Worauf ich überhaupt nicht vorbereitet war, war der freundliche weiße Raum, der zu einer Versicherungsgesellschaft oder einer Bank hätte gehören können. Mehrere uniformierte Polizisten saßen an Schreibtischen und sprachen entweder ruhig in Telefonhörer oder lasen.
„Sind wir hier richtig?“, flüsterte Haley.
„Nicht unbedingt.“
Eine hübsche junge Frau in Uniform kam zu uns herüber und fragte uns, ob sie uns helfen könne. Wir erklärten ihr, dass wir auf der Suche nach einer Dame namens Trinity Buckalew seien, die wegen Einbruchsdiebstahls festgehalten wurde, uns aber offenbar am falschen Ort befänden.
„Nein, das tun Sie nicht. Sie finden sie hinten den Flur entlang hinter der zweiten Tür rechts. Sie können durchgehen.“
„Einfach so durchgehen?“
Die Frau lächelte. „Natürlich.“
Haley und ich sahen uns an.
„Einfach da durch“, wiederholte die Frau und zeigte auf den Flur zu ihrer Linken.
„Das hier entspricht überhaupt nicht meinen Erwartungen.“ Haley sah sich in dem Raum um. „Wo sind all die Kriminellen?“
Die Polizistin lehnte sich vor und flüsterte: „Draußen auf der Straße.“ Als sie unseren verblüfften Gesichtsausdruck
sah, sagte sie grinsend: „Los, gehen Sie schon.“ Sie drehte sich um und kehrte an ihren Schreibtisch zurück.
„Mein Gott!“, murmelte Haley. „Meint die das ernst?“
„Wahrscheinlich.“
„Jesus.“
„Hör auf, den Namen
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