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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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Menschen herum. Das ist doch nur Asche.“
    „Wenn du's sagst.“
    Das Paket fühlte sich warm in meiner Hand an, was, wie ich wusste, Einbildung war. Ich trug es ins Wohnzimmer, wohin Fred und Trinity mit ihrem Kaffee gegangen waren.
    „Was hast du da bekommen?“ Fred lächelte. „Den Badeanzug?“
    Der Ausdruck in meinem Gesicht alarmierte ihn, da bin ich mir sicher. Einen Augenblick lang stand ich da, dann stellte ich das Paket in die Mitte des Couchtisches und sagte: „Trinity, Richter Haskins hat das für Sie abgegeben. Es ist Meg. Und er sagte, ich solle Ihnen ausrichten, dass er nichts mit ihrem Tod zu tun habe.“
    Trinity sah erst die Schachtel und dann mich an. „Megs Asche?“
    „Ja.“
    Was dann passierte, hatte ich am allerwenigsten erwartet. Trinity Buckalew fiel in Ohnmacht. Haley, die dachte, Trinity wäre schwindelig geworden, streckte den Arm aus, um sie zu stützen, und landete schließlich unter ihr auf dem Boden.
    „Mein Gott, Mama“, keuchte sie. „Schau nur, was du angerichtet hast.“
    Die nächsten Minuten waren das reinste Durcheinander. Fred und ich befreiten Haley, die versicherte, dass alles mit ihr in Ordnung sei, und unverzüglich Trinitys Puls fühlte und ihr in die Augen sah.
     
    „Wir sollten ihre Füße aufs Sofa legen“, sagte sie.
    „Meinst du, ich sollte den Notarzt rufen?“, fragte ich.
    „Nein“, war Trinitys Stimme schwach, aber energisch zu vernehmen. „Wo ist der Black Jack?“
    Ich sah Haley an, und als diese nickte, rannte ich in die Küche und holte den Bourbon. Diesmal hielt ich mich nicht wegen eines Clases auf. Keine Zeit für Etikette. Es war aber auch gar keines nötig. Trinity, die jetzt ans Sofa gelehnt dasaß, setzte die Flasche an und nahm einen kräftigen Schluck.
    „Es tut mir so leid“, sagte ich zu ihr. „Es tut mir so leid“, sagte ich zu Haley. „Es tut mir so leid“, sagte ich zu Fred.
    Fred hielt mir den Mund zu. „Sei still!“, sagte er sanft. „Nichts davon ist deine Schuld.“
    Das war natürlich richtig, aber irgendetwas in meiner Psyche sorgt dafür, dass ich mich an allem, was schiefläuft, schuldig fühle. Ich bin davon überzeugt, dass die Quelle dieser kosmischen Schuld den Namen Mary Alice trägt. Sie schafft es, dass ich mich sogar schuldig fühle, wenn wir ein Picknick geplant haben und es regnet. In der aktuellen Krise war Haleys „Schau nur, was du angerichtet hast“ nicht hilfreich gewesen.
    „Es tut mir leid“, sagte Haley.
    „Es tut mir leid“, sagte Trinity und setzte erneut die Flasche an.
    Falls das Paket auf dem Tisch plötzlich „Es tut mir leid“ gesagt hätte, wäre ich, glaube ich, nicht verwundert gewesen. Seien wir ehrlich. Schuldgefühle sind ein universelles Frauenproblem.
    Haley holte einen kalten Lappen für Trinitys Kopf, und wir halfen ihr hoch aufs Sofa. Fred trug die Whiskyflasche wieder zurück in die Küche. Ich hörte die Wandschranktür schlagen. Genug.
    „Es geht mir wirklich schon besser“, sagte Trinity. „Das
     
    habe ich öfter, dass ich einfach so in Ohnmacht falle. Die Arzte sagen, das käme daher, dass ich zu groß bin. Das Blut schafft es nicht bis in meinen Kopf oder so.“
    Ich sah Haley an, die zustimmend nickte. „Es ist dasselbe, wie wenn man zu schnell aufsteht“, erklärte sie.
    „Und Bob wollte nicht hereinkommen und mir gegenübertreten.“ Trinitys Stimme wurde durch den über ihrem Gesicht liegenden Waschlappen gedämpft.
    „Er kam mir aufgelöst vor. Ich glaube, er hatte geweint.“
    „Es ist Frühling. Er hat Heuschnupfen.“
    „Nein, er war aufgelöst.“
    „Von mir aus.“ Trinity faltete den Waschlappen zusammen und hielt ihn an ihre Augen. „Ich glaube, ich wollte es bis jetzt nicht wahrhaben. Meg ist wirklich von uns gegangen, stimmt's?“ Sie schob den Lappen nach unten und blickte auf das Paket. „Zumindest fast.“ Sie hickste und setzte sich auf. „Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich muss mal für kleine Mädchen.“
    „Den Flur runter“, sagte ich. „Brauchen Sie irgendwie Hilfe?“
    „Danke, ich komme klar.“ Sie hickste ein weiteres Mal, stand auf, schwankte einen Moment lang und ging dann den Flur hinunter. „Ich komme klar“, rief sie noch einmal zurück.
    Fred, Haley und ich sahen uns und das Paket an, das so unpassend mitten auf dem Couchtisch thronte.
    „Richter Haskins war wirklich mitgenommen“, sagte ich. „Ich glaube nicht, dass er etwas mit Megs Tod zu tun hat.“
    „Mit Sicherheit hat er sie jedenfalls nicht

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