Moerderische Familienbande
geht ihnen gut. Ich mache auf liebe Oma und gehe jeden Tag rüber zu ihnen, um mit ihnen zu spielen, damit Richardena auch mal eine Pause machen kann. Heute hat Fay May mit einem dieser Holzspielzeuge zum Hinterherziehen eins übergebraten, so dass sie eine Beule am Kopf
hatte. Sie bekam eine >Strafzeit< verordnet. Kaum, dass sie wieder zurück im Spiel war, hat May sie zurückgeschlagen. Jedenfalls sahen sie am Ende wieder gleich aus.“
„Hast du ihnen nicht erklärt, dass Schwestern sich nicht streiten?“
„Natürlich habe ich das“, sagte Mary Alice tatsächlich in vollem Ernst.
Wir bogen in meine Straße ein, wo der Hartriegel weiß aus den Gärten leuchtete.
„Weißt du, was ich denke?“, fragte Schwesterherz.
„Was?“ Ich genoss den friedlichen Anblick, die zeitige Früh Jahrsdämmerung.
„Ich glaube, es war wirklich Megs Stimme am Telefone“ Ich sagte nichts. Manchmal lösen sich, wenn ich ruhig bleibe, die Worte, die Schwesterherz in den Raum geschleudert hat, in Luft auf.
Diesmal war das jedoch nicht der Fall.
„Hast du mich gehört, Maus?“
„Leider ja.“
Mary Alice fuhr in meine Einfahrt und hielt an.
„Und, was denkst du?“
„Ich denke, dass du den Verstand verloren hast. Du hast den ganzen Nachmittag darauf beharrt, dass hier jemand einen üblen Streich gespielt hat.“
„Na ja, ich wollte Georgiana nicht aufregen. Abgesehen davon habe ich nachgedacht.“ Mary Alice öffnete ihre Tür. „Komm, lass uns den Geflügelsalat essen. Ich muss um acht zu einer Museumssitzung.“
Ich folgte ihr, so wie ich es seit sechzig Jahren tat, und sagte: „Warte mal einen Moment. Was erzählst du da?“
Wir gingen in die Küche. Schwesterherz warf ihre schwere Tasche auf einen Stuhl, zog sich einen anderen heran und setzte sich.
„Ich erzähl dir, was ich denke, während du das Abendessen machst.“
„Okay. Das will ich hören.“
„Meg Bryan lebt noch.“
Ich wusch mir die Hände und trocknete sie an einem Stück Küchenrolle ab. „Und wer ist dann vor dem Gerichtsgebäude gestorben?“
„Eine Obdachlose. Jemand, von der der Mörder wusste, dass niemand sie vermissen würde.“
„Aha.“ Ich holte das Huhn und den Sellerie aus dem Kühlschrank. „Und wie kommt es dann, dass der Richter sie identifiziert hat?“
„Sie ist zehn Stockwerke hinuntergefallen, oder?“
„Mit Megs Kleidern am Leib und ihrer Handtasche?“
„Die die obdachlose Frau ihr gestohlen hat.“
„Was der Mörder zufällig im Vorbeigehen mitbekommen hat. Ich meine diesen Kleider- und Taschenraub.“
„Ja, und dann hat er Meg entführt.“
Ich zerkleinerte den Sellerie. „Und warum?“
„Um an Megs Genealogie-Programm zu kommen, das er dann für einen Haufen Geld an Bill Gacy und Microsoft verkauft.“
„Gates, Schwesterherz. Bill Gates. Gacy war der Serienmörder.“
„Gates. Dieser nette junge Mann, der so reizend zu seiner Mutter war. Himmel, Patricia Anne, du weißt, wen ich gemeint habe.“
Ich fügte die Mayonnaise und eine Prise italienische Gewürzmischung hinzu. „Und wohin hat der Mörder sie verschleppt?“
„Du kennst doch diese Höhlen unterhalb vom Vulcanus? Die Polizei hat sie abgesperrt, um Jugendliche und Drogendealer von ihnen fernzuhalten, aber nach dem, was ich im
Fernsehen gesehen habe, sind sie nach wie vor leicht zugänglich. Man kann dort wunderbar jemanden verstecken, und ich wette, dass er sie dahin gebracht hat.“
„Gibt es Telefon in diesen Höhlen?“
Mary Alice dachte einen Moment lang nach. „Der Kidnapper hatte ein Handy dabei, das Meg in die Finger bekommen hat. Er hat sich schlafen gelegt, und sie hat sich an ihn herangeschlichen und es sich geschnappt.“
„Du bist gut, weißt du das?“
Mary Alice strahlte.
Ich stellte den Geflügelsalat auf den Tisch. „Und du hast dich an der Uni in den Kurs >Wie schreibe ich einen Roman?' eingetragen.“
„Hat Debbie dir das erzählt?“
„Das war gar nicht nötig.“ Ich holte Teller und Gabeln und stellte eine Packung Cracker auf den Tisch.
„Weißt du“, sagte ich, während ich mir einen Stuhl nahm und mich setzte, „in deiner Geschichte gibt es ein großes Problem. Wenn sie sagt, wo das Programm ist, ist sie tot. Wenn sie es nicht sagt, ebenfalls.“
Mary Alice tat sich einen großen Löffel Salat auf. „Nun ja“, sagte sie. „man kann nicht immer Glück haben.“
Das Telefon klingelte, bevor ich noch den ersten Bissen genommen hatte. Es war Haley, die mir erzählte, dass
Weitere Kostenlose Bücher