Moerderische Familienbande
Rollstuhl vor einem der Apartments saß, winkte mir zu. Ich winkte zurück. Es war ein schöner Tag, und man konnte sich wunderbar draußen der Sonne erfreuen.
Er wedelte mit beiden Armen und versuchte, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich hielt an und ließ das Fenster herunter.
„Hallo!“, brüllte er, während er sich in meine Richtung vorwärts schob.
„Hallo!“
Ich stieg aus, um ihm entgegenzugehen, obwohl er problemlos klarzukommen schien.
„Sind Sie die Frau vom Tierschutzbund?“, fragte er.
„Nein. Ich hin nur auf der Suche nach einer Frau namens Heidi Williams. Aber warum? Stimmt irgendetwas nicht?“
„Es geht um ihren Hund. Den von Mrs. Williams. Er jault seit zwei Tagen. Ich könnte schwören, dass diese Frau sich vom Acker gemacht und das arme Tier ohne Futter oder Wasser zurückgelassen hat.“
„Hat denn niemand einen Schlüssel zu ihrer Wohnung?“
„Jedenfalls keiner von den Nachbarn. Ich bin der Einzige, der tagsüber hier ist, weshalb ich versprochen habe, den Tierschutzbund anzurufen.“ Er riss seinen Rollstuhl herum und fuhr zurück zu dem Apartment. Er war nicht so alt, wie ich zuerst gedacht hatte, sondern eher Anfang fünfzig; seine verkümmerten Beine waren die erkennbare Hinterlassenschaft einer Kinderlähmung. Er schien davon auszugehen, dass ich ihm folgte, was ich auch tat.
„Hier“, sagte er und deutete auf Apartment B. „Hören Sie!“
Er musste mich dazu nicht erst auffordern. Winselnde Klagelaute, durchsetzt von einzelnen Kläffern, drangen aus der Wohnung.
„Mein Gott!“, sagte ich. „Wann haben Sie denn den Tierschutzbund angerufen?“
„Heute früh. Sie haben aber gesagt, dass sie nicht in die Wohnung hinein dürften und dass ich die Polizei anrufen sollte, was ich dann auch getan habe. Die wiederum sagten mir, sie würden sich mit dem Tierschutzbund ins Benehmen setzen. So ging es hin und her. Hin und her.“
„Vielleicht liegt Mrs. Williams ja krank da drin.“ Ich wollte nicht sagen, was ich wirklich dachte. „Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?“
„Ich weiß nicht.“ Plötzlich streckte er den Arm aus. „Bill Mahoney.“
Ich schüttelte seine Hand. „Patricia Anne Hollowell.“
„Und sie ist nicht tot, falls Sie das denken. Heiß, wie es ist, hätten wir das mitbekommen.“
Ich ignorierte seine Worte. „Haben Sie die Polizei gebeten nachzuschauen?“
„Ich habe ihnen das von dem Hund erzählt. Sie sagten daraufhin, sie würden die Typen vom Tierschutz anrufen. Ich dachte die ganze Zeit, sie würden zusammen hier auftauchen, das sind sie aber nicht.“
Ich nahm den Gehweg zu Apartment B. Die Gardinen vor dem Raum, der das Wohnzimmer sein musste, waren zugezogen. Ich versuchte, durch sie hindurchzuspähen, aber es war mir nicht möglich. Die Fenster auf der Seite waren zu hoch, als dass man hätte hineinschauen können, und das arme Tier im Inneren heulte, als es meine Gegenwart spürte, noch lauter.
„Das treibt einem die Tränen in die Augen“, sagte Bill Mahoney, als ich von meiner Exkursion rund um die Wohnung zurückkam. „Er ist der netteste Hund, den man je gesehen hat.“
„Mrs. Williams hat zuvor noch niemals so etwas getan, oder?“, fragte ich.
„Nein.“
Ich habe keine Entschuldigung für das, was dann geschah. Da war er und machte sich Sorgen um den Hund und nicht um die Frau, und das machte mich plötzlich wütend. „Haben Sie das der Polizei gesagt? Sind Sie auf die Idee gekommen, dass sie vielleicht krank da drinnen liegen könnte? Hilfe von ihren Nachbarn brauchen würde? Nein. Sie würden sie sterben lassen und warten, bis ihre Leiche zu riechen anfängt? Was stimmt nicht mit Ihnen, Mann? Und wo ist Ihr Telefon?“ Meine Stimme zitterte vor Zorn.
„Apartment A. Und hören Sie, meine Dame, ich bin ein guter Nachbar - Wahrscheinlich fand er das tatsächlich. Wenigstens versuchte er doch, den Hund zu retten. Verdammt. Was zum
Teufel drosch ich hier auf einen Mann in einem Rollstuhl ein? Er hatte, ohne dass ich dazu etwas beitrug, genügend Probleme. Ich zwang mich dazu, mich abzuregen, während ich ihm auf dem Weg zu seinem Apartment folgte.
„Hier“, sagte er und öffnete mir die Eingangstür. Ich suchte Bo Mitchells Nummer heraus und rief sie an. „Ein halber Notfall“, sagte ich dem Telefonisten, dem ich meinen Namen und die Telefonnummer von Bill Mahoney gab.
Mahoney war mir in sein Wohnzimmer gefolgt, das mit allen möglichen Fitnessgeräten vollgestopft
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