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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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schwummrig.“
    „Oh, aber allein die Vorstellung, einen Mittagsschlaf machen zu können“, begeisterte sich Frances. „Ich habe ent-
     
    schieden, dass ich definitiv dieses Jahr in den Ruhestand gehe. Warum auch nicht? Ich habe meine dreißig Jahre voll.“
    „Du wirst die jungen Leute vermissen“, warnte ich sie, „und die Schule.“
    „Ungefähr so sehr wie du.“
    Und zwar ziemlich stark. Es gab da ein großes Loch in meinem Leben, das ich nach wie vor nicht aufgefüllt hatte.
    „Jedenfalls habe ich dir doch erzählt, dass ihre Eltern durch Blitzschlag ums Leben kamen, als sie auf dem College war, ja?“
    „Ja, und dass sie entgegen allen Erwartungen nicht das Geld erbte. Sie hat es aber doch noch geschafft, ihre Ausbildung zu beenden?“
    „Offenbar dank des Richters, der neulich ermordet wurde. Richter Haskins. Er wurde nämlich ihr Vormund. Besagter Brief ist die Kopie eines Gratulationsschreibens, das ihm aus Vanderbilt zugeschickt worden war, um ihn dazu zu beglückwünschen, dass Castine zu den besten fünf Prozent zählte und einen Abschluss mit Auszeichnung machen würde.“
    Mir war nicht mehr schwummrig zumute. Vielmehr war ich hellwach. „Richter Haskins war Cassies Vormund?“
    „Zum Glück. Denn ihr Vater hatte, kurz bevor er starb, noch Konkurs angemeldet. Sie hätte es vielleicht auch so geschafft, aber das gute Kind hätte eine harte Zeit gehabt, wenn sie ohne Hilfe das College hätte schaffen müssen.“
    „Richter Haskins war Konkursrichter“, sagte ich und zählte zwei und zwei zusammen. „Ich wette, sie haben sich auf diesem Weg kennen gelernt.“
    „Da konnte das Mädchen ja von Glück sagen, dass der Richter so für sie eingetreten ist.“
    „Mhm.“
     
    „Egal, ich wollte dich jedenfalls informieren, damit du, wenn du sie wieder triffst, ihr mein Beileid zum Tod des Richters übermitteln kannst.“
    „Danke.“ Ich hörte es im Hintergrund läuten.
    „Ich muss los, Patricia Anne. Bis bald.“
    Ich legte das Telefon auf, sagte: „Verdammt will ich sein“ und nahm den Zettel in die Hand, auf dem Meg Murphy, Williams, Trinity, Bobby, Georgiana notiert hatte. Ein Wespennest, dachte ich und wurde neugieriger und neugieriger. Richter Haskins war also der Vormund der jungen Cassie gewesen. Womöglich eine interessante Beziehung. Womöglich aber auch nicht. Vielleicht war sie ja auch rein geschäftlicher Natur und von väterlichem Wohlwollen geprägt gewesen.
    ja, sicher.
    Vielleicht sollte ich Frances warnen, dass man im Ruhestand zynisch wurde, anfing, mit sich selbst zu reden und sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen.
    Ich hatte Trinity versprochen, ihr später was zu essen vorbeizubringen. Vielleicht konnte sie mich hinsichtlich der Cassie-Richter-Haskins-Beziehung aufklären. Mir zumindest ihre Version servieren. Ich teilte die überbackenen Nudeln mit Hähnchenfleisch, die Schwesterherz mir mitgegeben hatte, und füllte einen Teil davon in eine kleine Kasserolle. Das war aber nicht genug. Ich brauchte noch grünen Salat, aber der einzige Kopfsalat, den ich hatte, war an den Rändern gelb und schlaff wie eine schlechte Dauerwelle. Ich stellte die Kasserolle wieder in den Kühlschrank zurück, kämmte meine Haare, trug schnell etwas Lippenstift auf und machte mich auf den Weg zu Piggly Wiggly.
    Der Zettel mit Heidi Williams* Adresse und Telefonnummer fiel heraus, als ich in meiner Handtasche nach dem Geld suchte. Hollywood Boulevard. Das war nur ein
     
    paar Blocks weiter. Sie harre nicht zurückgerufen. Aber was sollte es? Falls sie verreist war, wusste vielleicht irgendein Nachbar, wie man sie erreichen konnte.
    Ich bog in den Hollywood Boulevard ein und suchte die Hausnummern ab. Heidi wohnte in Apartment B in einem Komplex von sechs Wohnungen, die ein „U<- bildeten. Der Außenputz deutete auf die Zwanzigerjahre hin, aber wie die meisten Häuser in dieser Gegend war der Komplex sehr gepflegt. Vom Cellweg entlang der Straße führte ein weiterer breiter Gehweg in die Mitte des „U<-, von dem aus hübsch umrandete weitere Wege zu den Eingangstüren der individuellen Wohnungen abgingen. Diese hatten, wie ich wusste, hohe Decken und bogenförmige Durchbrüche zwischen Wohn- und Esszimmer. Überall würde es Wandfriese geben, und die Küchenschränke hätten Glasscheiben. Die Wohnungen in dieser Gegend waren nicht billig.
    Ich bremste ab und versuchte zu einem Entschluss zu kommen, ob ich an die Tür gehen und klopfen sollte. Ein älterer Mann, der in einem

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