Moerderische Familienbande
für eine Nachricht ist es denn?“, fragte Trinity, während ich mich durch das „Ahnenforschungszeug“ durchspulte.
„Ach, eine, die Sie vielleicht hätte interessieren können. Nichts Besonderes, wirklich.“
Sie machte sich ausgehfertig und fragte mich nicht näher aus, wofür ich ihr dankbar war. Wie soll man die Stimme einer toten Schwester erklären, die „Hilf mir!“ flehte? Und wie erklärte man die Initialen MMB auf einer Aktentasche, die Castine Murphy durch die Gegend trug und in der sich ganz offenkundig ein Laptop befand?
Nach dem Abendessen überraschte ich Fred mit der Bemerkung, dass ich noch kurz zu meiner Schwester hinübergehen wolle.
„Warum?“, sagte er. „Warte noch eine Weile, dann taucht sie von allein hier auf. Wieso willst du denn zu ihr?“
„Wegen unseres Trips nach New Orleans.“
„Warum rufst du sie nicht einfach an?“ Ersah mich über seine Zeitung hinweg an. Er würde in zehn Minuten weggedöst sein; das wusste er so gut wie ich. Aber während er döste, wollte er gern, dass der Fernseher lief und ich ihm gegenüber las oder nähte.
„Das habe ich ja getan. Ich möchte, dass sie sich das Kleid ansieht, das ich anziehen will. Abgesehen davon ist ihre Masseurin gerade da.“
„Ihre was?“
„Die Frau, die Schwesterherz Massagen verpasst. Sie sagt, sie kann mich für eine dazwischen schieben.“
„Ich massier dich“, sagte Fred. „Ich will nicht, dass du nachts auf den Straßen herumgurkst, Patricia Anne. Das ist zu gefährlich.“
„Alter Esel“, sagte ich. „Ich bin wieder zurück, noch bevor du deine Zeitung zu Ende gelesen hast.“ Ich gab ihm einen Kuss und ging hinaus in unser von Verbrechen geschütteltes Viertel, das voll war von Joggern und sich in der späten Abenddämmerung über den Gartenzaun hinweg unterhaltenden Nachbarn. Ich vergaß, ein Kleid mitzunehmen, das ich Schwesterherz hätte zeigen können, aber zum Glück bekam Fred das nicht mit.
Mary Alice öffnete mir in einem Frotteebademantel. „Du bist zu spät“, sagte sie. „Francine musste gehen.“
„Das ist kein Problem. Ich kann sowieso nicht lang bleiben. Ich wollte nur kurz was mit dir besprechen.“
„Was? Komm mit in die Küche. Ich habe noch nicht zu Abend gegessen.“
Ich folgte ihr und setzte mich auf den Hocker neben Kater Bubbas Heizkissen. Ich legte die braune Aktenmappe, die ich von zu Hause mitgebracht hatte, neben ihn, woraufhin er aufsah und mir gähnend eine Begrüßung zumaunzte.
„Ich glaube“, sagte ich, „ich weiß, wer Megs Computer und Aktentasche hat.“
„Wer?“ Schwesterherz öffnete den Kühlschrank und sah hinein. „Ich glaube, ich muss diese überbackenen Nudeln mit Hühnchen essen. Sie haben genug für eine ganze Armee gemacht. Kommt bei dieser Pritikin-Diät eigentlich fertig zubereitetes Essen, oder bekommt man Rezepte, mit denen man sich selbst was kocht?“
„Verdammt, Mary Alice. Hast du gehört, was ich gesagt habe?“
Sie sah verblüfft auf. „Ich habe >Wer?< gefragt.“
„Aber du schenkst mir keine Aufmerksamkeit, und das ist entscheidend.“
„Kann ich diese Kasserolle in die Mikrowelle stellen, oder muss ich jetzt in Habachtstellung stehen?“
„Letzteres, verdammt. Cassie Murphy hat die Aktentasche, und ich bin mir sicher, dass sich darin der Computer befand.“
„Woher weißt du das?“ Sie schob die Kasserolle in die Mikrowelle.
Ich schilderte ihr, wie ich mich im Büro des „Stammbaum“ aufgehalten hatte und Cassie hereinspaziert war. „Ich habe ihr die Aktentasche gereicht“, sagte ich, „und man konnte den Computer darin fühlen. Und direkt auf der Klappe waren die Initialen MMB zu lesen.“
Schwesterherz nahm die Kasserolle aus der Mikrowelle, kam zum Küchentresen herüber und setzte sich auf einen Hocker, der protestierend unter ihr ächzte. „Ich muss ein bisschen abnehmen“, sagte sie.
Das wollte ich auf keinen Fall kommentieren.
„Bist du dir sicher, dass es die von Meg war?“, fragte sie.
„Ganz entschieden. Aber wie und warum ist sie in Castine Murphys Besitz?“
„Hmmm.“ Schwester herz nahm einen Bissen aus der Kasserolle, schob ihn von der einen Backe zur anderen und griff nach einem Glas Wasser. „Zu heiß.“
„Egal, ich denke jedenfalls, sie ist in die Sache verwickelt, was auch immer da läuft, und ich glaube“ - ich schob den braunen Umschlag mit den Briefen zu meiner Schwester hinüber -, „dass hier drin die Antwort zu finden ist.“
„Hast du nicht gesagt,
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