Moerderische Fracht
Terroranschlag auf einen Öltanker nach sich ziehen würde. Welche Hilfe können wir von russischer Seite erwarten?«
Grygoriew lächelte maliziös und ließ sich mit der Antwort Zeit. Sein Ton war jetzt jedoch um einiges verbindlicher.
»Russische Sicherheitskräfte haben in Grosny die Wohnung von Ediew Chasimikow aufgespürt und festgestellt, dass er tatsächlich spurlos verschwunden ist. Bei der Durchleuchtung seines persönlichen Umfeldes sind wir darauf gestoßen, dass ein Bruder seiner geschiedenen Frau, ein gewisser Wassily Jedmajew, schon seit längerer Zeit verdächtigt wird, Kontakte zu illegalen Bandenformationen, also Separatisten, zu unterhalten. Er hat eine Export-Import Firma in Grosny und war nicht ganz einfach zu finden, aber wir haben ihn. Er wird zurzeit intensiv verhört. Etwaige Ergebnisse werden sofort an mich weitergeleitet. Der FSB ist allerdings der Meinung, dass Jedmajew eher ein wichtigtuerischer Kleinkrimineller ist als ein großer Terrorist. Wir werden sehen. Obwohl ich persönlich das Ganze für Unsinn halte, haben unsere staatlichen Stellen natürlich trotzdem eine Warnung an alle Frachtschiffe und Tanker herausgegeben, die unter russischer Flagge in der Nord- und Ostsee unterwegs sind. Doch lassen Sie mich Ihre Frage zurückgeben: Was werden Sie tun, um die Sicherheit russischer Schiffe in Ihren Gewässern zu gewährleisten?«
»Eine ganze Menge«, sagte jetzt Hannes Monk, »wie Sie wissen, liegt die Kadetrinne in internationalen Gewässern, trotzdem werden wir selbstverständlich alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Nach Abstimmung mit den zuständigen Stellen in Schwerin und Berlin werden wir einen Havariestab bilden, der die Tätigkeit unserer Einsatzkräfte koordiniert. Wir werden den Luftraum über der Mecklenburger Bucht überwachen und mit unseren Schiffen zur Schadstoffunfallbekämpfung vor Ort sein. Die Arkona und die Scharhörn sind sowieso in einer 24-Stunden-Bereitschaft, die Bottsand wird ebenfalls unterwegs sein. Aus der Nordsee ziehen wir gegebenenfalls die Schiffe Neuwerk, Mellum, Lüttmoor und Knechtsand hinzu. Die Depots mit den erforderlichen Mitteln zur Ölbekämpfung sind an der ganzen deutschen Küste verteilt. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie vor allem in Rostock und Stralsund, wir werden uns außerdem mit Lübeck, Hamburg, Bremerhaven und Kiel in Verbindung setzen. Hier in Cuxhaven haben wir ebenfalls ein Depot. Außerdem werden wir das Marinefliegergeschwader 3 in Nordholz in Alarmbereitschaft versetzen. Dort sind zwei Maschinen stationiert, die mit Scannern und Sensoren ausgestattet sind und aus der Luft Öl und andere Schadstoffe erkennen und bestimmen können. Sie sind das fliegende Auge der Kadetrinne. Über die Aktivitäten der deutschen und dänischen Sicherheitskräfte kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine genaueren Angaben machen, aber mit Sicherheit wird ein bewaffnetes Schnellboot der Bundesmarine patrouillieren. Reicht Ihnen das?«
Grygoriew nickte.
»Ich bin beeindruckt!«
Er lächelte gewinnend und schien tatsächlich zufrieden und nicht übermäßig besorgt zu sein. Das Nachlassen der Anspannung im Raum war deutlich spürbar.
»Darf ich eine Frage stellen?« Es war Annas Stimme, die erstaunlich ruhig und selbstsicher klang. Als Monk nickte, sprach sie weiter. »Sie haben uns ja erklärt, dass sich Schiffe, die einen deutschen Hafen anlaufen wollen, hier im Point of Contact in Cuxhaven anmelden müssen. Wissen Sie auch, wohin die Schiffe nach dem Verlassen der deutschen Häfen unterwegs sind?«
»Nun, wenn uns die Reiserouten von den Kapitänen korrekt angegeben wurden, haben wir Kenntnis davon, welchen Zielhafen ein Schiff ansteuert und welche Zwischenstopps geplant sind, aber ich ahne, worauf ihre Frage hinausläuft, und ich muss Sie enttäuschen: Wir können nicht genau wissen, welche Schiffe wann die Kadetrinne durchfahren. Ein Frachtschiff oder Tanker, der zum Beispiel von Ventspils nach Esbjerg unterwegs ist, ohne deutsche Häfen anzulaufen, muss sich bei uns weder an- noch abmelden.«
»Danke«, sagte Anna enttäuscht. Die Tür des Großraumbüros öffnete sich, und die Sekretärin, die am Vormittag bereits Monk über das Erscheinen von Grygoriew informiert hatte, blickte suchend in die Runde und kam schließlich auf unseren Tisch zu.
»Der Herr von der russischen Botschaft wird am Telefon verlangt«, sagte sie, und als Grygoriew erstaunt aufsah, fügte sie hinzu, »auf einer sicheren Leitung im
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