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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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bringen. Sie haben mich für den Austausch an einen Ort in Flandern bestellt, in ein abgelegenes Naturschutzgebiet etwa eine Autostunde von Antwerpen entfernt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das Material war noch bei Mischka Leonard, und ich war mir sicher, dass der Austausch letztendlich eine Falle war. Sie wollten Anna, mich und die CD. Wir waren mit dem Auto meines Vaters von Schweden nach Hamburg gekommen, und im Kofferraum befand sich sein altes Jagdgewehr. Das brachte mich auf die irrsinnige Idee, Anna mit Waffengewalt zu befreien, und dazu musste ich die polizeiliche Überwachung in Hamburg loswerden.«
    »Ja«, sagte Born gleichmütig, »Ihr kleines Täuschungsmanöver in dem Café. Wir haben Sie unterschätzt. Geldorf hat mir deswegen eine Woche lang die Hölle heißgemacht! Aber, wie weit wollen Sie mit dieser Geschichte denn ausholen? Ich meine, der Tag ist ja noch jung, aber …«
    »Gut, lassen Sie mich die Sache abkürzen. Meine Befreiungsaktion ging gründlich in die Hose, und es kam zu einem Schusswechsel, bei dem ich einen der Entführer getötet habe.«
    »Sie?«, fragte Born und schien offenbar ein Grinsen zu unterdrücken, »nicht schlecht für einen Psycho-Heini aus Bayern. Entschuldigung, so hat Geldorf Sie immer genannt, wenn wir allein waren.«
    Unschuldig lächelnd wartete Born ab, wie ich auf die Provokation reagieren würde, und mir wurde bewusst, dass er um Klassen besser war als Geldorf und Winter. Er war der manipulativste Mensch, dem ich jemals begegnet war.
    »Anna hatte für Geldorf auch einen Ausdruck, wenn wir allein waren«, sagte ich, »sie nannte ihn Korrumpel. Korrupt, aber ein Kumpel. Ich glaube, sie hatte die Wortschöpfung aus einem alten französischen Krimi!«
    Born wurde blass, und die freundlich mitfühlende Fassade wich augenblicklich kalter Wut.
    »Passen Sie auf, was Sie sagen!«
    »Mach ich! Ich habe also einen der Männer in Notwehr erschossen, doch letztendlich war ich den Typen nicht gewachsen. Ich wurde niedergeschlagen und landete bewusstlos neben Anna Jonas, die, zu einem handlichen Bündel zusammengeschnürt, auf dem Waldboden lag. Was dann geschah, weiß ich nur aus Annas Erzählungen. Die Gangster erhielten einen Anruf, brachen daraufhin die ganze Aktion ab, säuberten den Tatort und verschwanden. Anna und mich ließen sie einfach liegen.«
    »Was war passiert?«
    »Sie hatten in der Zwischenzeit das Beweismaterial in Hamburg in ihren Besitz gebracht. Wir hatten es nicht bei uns, und sie haben einfach zwei und zwei zusammengezählt. Wen kannten wir in Hamburg? An wen konnten wir es geschickt haben? Sie haben ein Foto von Anna und mir an einen Mittelsmann in Hamburg gemailt, und der ist damit auf gut Glück zu Mischka Leonard gegangen. Angesichts der Lage, in der wir uns befanden, blieb dem gar nichts anderes übrig, als die CD herauszugeben.«
    »Kommen Sie mal auf den Punkt!«
    »Klar doch! Dieser Mittelsmann war Geldorf!«
    Born zündete sich eine neue Zigarette an, und ich hatte den Eindruck, dass seine Hände ein klein wenig zitterten, aber vielleicht war das auch reines Wunschdenken. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
    »Das ist eine Lüge«, sagte er.
    »Nein! Geldorf hat es mir später selbst erzählt. Er hatte sich acht Jahre zuvor mit einer großen Geldsumme bestechen lassen, und damit hatten sie ihn in der Hand. Er war korrupt, trotzdem hat er Morisaitte davon überzeugt, dass es nicht nötig war, uns umzubringen. Korrupt, aber ein Kumpel. Eben ein Korrumpel!«
    »Und das können Sie alles beweisen?«
    »Könnte ich, es wird allerdings nicht nötig sein.«
    »Was war mit diesem Morisaitte?«
    Born blies seinen Zigarettenrauch unentwegt in meine Richtung und starrte mich aus kalten Augen an.
    »Ich habe versucht, ihn mit Insulin umzubringen. Leider ist er nicht daran gestorben, sondern landete mit einem schweren Schlaganfall in einer belgischen Reha-Klinik. Dort saß er zwei Jahre im Rollstuhl. Seit dem Frühjahr ist er raus.«
    Born hatte sich zu mir vorgebeugt und angefangen, kleine Rauchringe in die Luft zu blasen. Er wirkte angespannt und konzentriert, jedoch nicht mehr so feindselig. Offenbar gefiel ihm, was ich da so alles freimütig zugab.
    »Sie haben es also vermasselt, und dieser Morisaitte ist seitdem auf dem Kriegspfad. Dass er Sie in einem Rollstuhl verrecken lassen wollte, kann ich gut verstehen, den Mord in Mombasa ebenfalls, nur warum hat er Geldorf umgebracht?«
    »Es war nichts Persönliches, aber er war ein Mitwisser.

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