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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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Meiner Meinung nach wollte Geldorf in Ruhe seine Pension genießen. Er hätte niemals etwas ausgeplaudert, doch Morisaitte hat das offenbar anders gesehen. Vielleicht hat er befürchtet, Geldorf könnte sein Schweigen brechen, wenn die Überreste eines gewissen Thomas Nyström in einem Rollstuhl an Land geschwemmt würden. Er wollte sich rächen und keine Spuren hinterlassen. Anna Jonas stand auch noch auf seiner Liste.«
    »Warum, verdammt noch mal, haben Sie nie die Polizei eingeschaltet?«
    »Ich habe Geldorf nicht vertraut – zu Recht, wie sich herausstellte. Als ich erfahren habe, dass er mit den Entführern zusammenarbeitete, hatte ich überhaupt kein Vertrauen mehr zu Ihrem Verein. Außerdem hatten wir selbst eine Reihe von Gesetzesverstößen und Straftaten begangen, die dabei zur Sprache gekommen wären …«
    »… und deren Aufdecken Ihnen jetzt offenbar überhaupt kein Kopfzerbrechen mehr macht! Da kommt einiges zusammen: Behinderung der Polizeiarbeit, uneidliche Falschaussagen, schwere Körperverletzung, Totschlag, versuchter Mord … – und jetzt versuchen Sie auch noch das Andenken eines verdienten Polizeibeamten in den Schmutz zu ziehen!«
    Born hatte zu seiner Wut zurückgefunden. Er knüllte seine leere Zigarettenpackung zusammen, holte aus seiner Hemdtasche ein neues Päckchen Lucky Strike, riss es ungeduldig auf und zündete sich mit fahrigen Bewegungen eine neue Zigarette an.
    »Geldorf war mein Freund, Sie Arschloch!«, sagte er.
    Es schien ihn jetzt erhebliche Mühe zu kosten, nicht auf mich loszugehen, und ich beschloss, es nicht darauf ankommen zu lassen. Hauptkommissar Born war eindeutig ein Fall für den Polizeipsychologen, trotzdem konnte ich ihm eine kleine Erläuterung der tatsächlichen Sachlage nicht ersparen.
    »Ihr Freund und Ihr Partner. Ich weiß das! Und ich respektiere es! Machen Sie sich keine Sorgen, und hören Sie mir noch einen Augenblick zu. Dies war ein vertrauliches Gespräch. Wie Sie schon sagten, keine Zeugen, keine Wanzen. Und für nichts von all dem, was ich Ihnen erzählt habe, gibt es irgendwelche Beweise, glauben Sie mir – außer für die Bestechlichkeit von Geldorf. Dafür steht nämlich meine Aussage und die von Mischka Leonard. Dem man zweifellos glauben wird. Als Geldorf und ich uns damals geeinigt haben, stand es unentschieden. Er hatte mich in der Hand, aber er wusste auch, dass wenn ich in einem Verhörraum der Polizei landete, ein paar Dinge zur Sprache kommen würden, die seine Pensionsansprüche erheblich tangiert hätten. Nun, die Situation hat sich grundlegend geändert. Weil das, was Geldorf gegen mich in der Hand hatte, nicht mehr existiert. Er selbst hat es vernichtet. Ich bin jetzt in der Vorhand.«
    »Was wollen Sie?« Borns Stimme vibrierte vor Anspannung.
    »Nur eine Kleinigkeit! Sie haben vorhin gesagt, Geldorf habe Ihnen viel bedeutet. Das ist gut so. Sie wollen auf keinen Fall, dass sein Ruf im Nachhinein beschädigt wird, ich will das auch nicht. Eine einfache Sache. Lassen Sie mich in Ruhe, und alles ist bestens. Keine Verhöre, keine Überwachung, keine Anschuldigungen. Es gibt da weder ein juristisches noch ein moralisches Problem. Morisaitte ist ein Mörder und Kriegsverbrecher, was auch für die beiden anderen Männer gilt, die durch mein Verschulden gestorben sind. Mein Anschlag auf Morisaitte und die Schießerei in Flandern fallen sowieso nicht in Ihre Zuständigkeit. Die belgische Polizei hat in dieser Sache niemals ermittelt. Konzentrieren Sie sich meinetwegen auf die Suche nach dem Mörder Ihres Chefs, aber versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Sollte es Ihnen tatsächlich gelingen, ihn aufzuspüren, werden Sie einen Mann im Rollstuhl vor sich haben, dem Sie noch nicht einmal beweisen können, dass er Geldorf überhaupt kannte. Die belgischen Behörden werden Sie auslachen, wenn Sie ihnen Morisaitte als Mörder präsentieren. Falls er sich überhaupt noch in Belgien aufhält, was ich bezweifle. Er wird in einem Land sein, wo Ihre Dienstmarke einen Scheißdreck wert ist: Falls Sie dort allerdings eine Möglichkeit sehen, ihn eigenhändig zu erschießen und damit durchzukommen – zögern Sie nicht! Für Geldorf!«
    Born schwieg. Er war jetzt sehr blass und schien seine gesamte Energie zu benötigen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Zeit, Schluss zu machen.
    »Um Ihre schönen Worte zu gebrauchen: Deal or no deal?«, sagte ich, »Sie haben erfahren, was Sie wissen wollten, und Sie konnten dabei rauchen. Also, was ist

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