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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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verstärkte. Mit den Händen umklammerte ich meine Knie, um das Zittern zu verbergen, und dabei war mir klar geworden, dass Born mich mit voller Absicht in den Stuhl bugsiert hatte. Auch Polizisten wussten heutzutage, was eine posttraumatische Belastungsstörung war. Vermutlich hatte er den Rollstuhl auf dem Flur vor einem Krankenzimmer stehen sehen, kurz überlegt, wie dringend mein Wunsch, ihn allein zu sprechen, wohl sein mochte, und dann beschlossen, mir einen Tiefschlag zu verpassen, bevor auch nur ein Wort gewechselt worden war.
    Vorsichtig stand ich auf, ging um den Tisch und setzte mich auf einen normalen Stuhl. Mein Herzschlag schien sich wieder zu normalisieren. Born rauchte und beobachtete mich aufmerksam.
    »Gehts wieder?«, fragte er nach einer Weile.
    »Geldorf hat Ihnen viel bedeutet, nicht wahr?«
    Born zuckte etwas zusammen, und auf seiner Stirn erschien eine neue Falte.
    »Sie werden noch feststellen, wie viel!«, sagte er.
    »Ich werde Sie daran erinnern!«
    Er nickte nachdenklich.
    »Sie wollten mit mir allein reden. Also reden Sie. Wir sind unter uns. Keine Zeugen, keine Wanzen. Unser nächstes Gespräch wird ein Verhör sein. Menschen neigen dazu, im Angesicht des Todes die Wahrheit zu sagen. Als er starb, hat Geldorf dem Notarzt gesagt, Sie wüssten, wer ihn umgebracht hat, und ich kann mir überhaupt keinen Grund vorstellen, warum er gelogen haben sollte.«
    »Nein«, sagte ich, »hat er nicht!«
    Borns Gesichtsausdruck verfinsterte sich erneut, und ich sah, wie seine Muskeln sich anspannten. Vielleicht überlegte er, ob er seine Dienstmarke behalten konnte, wenn er in einem Krankenhaus einen frisch operierten Patienten angriff.
    »Geben Sie mir eine Zigarette?«
    »Nein«, sagte Born.
    »Auch gut! Wollen Sie wirklich die ganze Geschichte hören? Von vorn?«
    Er nickte und zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Okay, Kriminaloberkommissar Geldorf ist von dem gleichen Mann umgebracht worden, der auch Helen Jonas getötet hat. In einem Hotelzimmer in Mombasa hat er außerdem seiner Exfreundin die Kehle durchgeschnitten, und er ist es auch gewesen, der mich mit seinen Leuten überfallen und im Watt ausgesetzt hat. Sein ursprünglicher Name ist Zlatko Zevic, geboren in Serbien, aufgewachsen in Frankfurt am Main. Als ich ihn kennenlernte, war er belgischer Staatsbürger und nannte sich Yves Morisaitte. Helen Jonas hat er eigenhändig getötet, bei Geldorf wird es einer seiner Handlanger gewesen sein, aber er hat den Befehl dazu gegeben.
    Ich will versuchen, zumindest grob die Reihenfolge einzuhalten. Als ich damals von München nach Hamburg kam, weil ich mir Sorgen um Helen Jonas machte, bin ich schon ein paar Stunden nach meiner Ankunft bei Ihnen auf dem Kommissariat gelandet. Sie höchstpersönlich haben mir Helens Tod und den Stand der Ermittlungen mitgeteilt. Geldorf und Sie gingen von einer natürlichen Todesursache aus, aber Helens Schwester Anna und ich haben das nicht geglaubt, und es hat auch nicht gestimmt. Wir erfuhren, dass Helen Beweise für einen riesigen Umweltskandal im Zusammenhang mit schrottreifen Öltankern gefunden hatte. Und dass eine zwielichtige Wirtschaftsberatungsfirma in Brüssel alles daransetzte, um diese Fakten geheim zu halten. Yves Morisaitte hat für diese Firma gearbeitet, und er hat Helen ermordet.«
    »Wie?«, fragte Born. Er hatte sich entspannt und strahlte jetzt die wohlwollende Aufmerksamkeit eines Therapeuten aus.
    »Er hat sie mit einem Trick in diesen Fitnessklub gelockt, sie mit Rohypnol betäubt und ihr später in der Saunakabine tatsächlich Kaliumchlorid gespritzt. Wenn Sie genau wissen wollen, wie das pharmakologisch funktioniert, fragen Sie den zuständigen Pathologen.«
    Born schüttelte den Kopf.
    »Weiter!«, sagte er.
    »Anna und ich sind in Schweden in den Besitz des Beweismaterials gelangt, das Helen auf eine CD gebrannt hatte. Morisaitte und seine Leute hatten uns schon einmal bedroht, und deshalb wollten wir die CD nicht bei uns behalten. Also habe ich sie mit der Post an einen Freund in Hamburg geschickt!«
    »Der schwule Schönling von der Öko-Partei?«
    »Wenn er erst mal Innensenator ist, werde ich ihm von Ihnen erzählen«, sagte ich.
    Born schien nicht beeindruckt.
    »Weiter!«, sagte er, immer noch freundlich.
    »Anna und ich planten, das Material an Dr. Meiners in Warnemünde weiterzugeben, aber dazu kam es gar nicht. Morisaittes Leute haben Anna entführt und aus Deutschland herausgeschafft, um mich zu zwingen, ihnen die CD zu

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