Moerderische Idylle
haben sie sicher irgendeinen anderen Scheiß angestellt«, sagte Bäckström. »Haben auf ihren Plumpsklos gesessen und über einem Haufen von Schmierblättern mit Pfadfinderknaben beim Nacktbaden gewichst. Was weiß denn ich, zum Teufel?«
»Du scheinst ja fast alles zu wissen, du, Bäckström«, sagte Rogersson. »Aber vor allem schätze ich dein Menschenbild. Du bist wirklich ein herzensguter Mann, wenn ich das mal so sagen darf.«
Was zum Teufel ist denn in Rogersson gefahren, dachte Bäckström. Scheint ja total verkatert zu sein. Da können wir nur hoffen, dass Lindas kleine Mama mit dem Bier genauso großzügig ist wie der Papa, dachte er.
Ein kleines rotes Haus mit weißen Ecken, ein alter Hofbaum, der dem kleinen Rasen vor dem Haus, wo sie ihren Wagen abstellten, Schatten spendete, Fahnenstange, Fliederlaube, Nebengebäude mit Abort, Bootssteg, Bootshaus mit Sauna und eigenem Uferstreifen am See. Sorgfältig geharkte Wege über das große Gelände, wo sorgfältig ausgewählte Strandsteine die Kanten der kurz getrimmten Rasenstücke markierten.
Der schwedische Sommersitz als solcher, und natürlich saßen sie am Tisch in der Laube. Natürlich ohne Bier und ebenso natürlich mit einem großen Krug selbst gemachten Johannisbeersafts mit viel Eis. Die Glaskelche stammten bestimmt aus einer nahe gelegenen Glasbläserei und hatten ebenso viel gekostet wie mehrere Lagen Bierdosen. Und wenn du mit deinen Augen nicht die ganze Zeit weit weg wärst, könntest du ein verdammt feines Frauenzimmer sein, dachte Bäckström und nickte Lindas Mutter mit milder Miene zu. Fünfundvierzig Jahre alt, und normalerweise siehst du sicher viel jünger aus, dachte er.
»Sagen Sie sofort Bescheid, wenn das hier zu schwer für Sie wird«, sagte Bäckström mit seiner allersanftesten Stimme.
»Das wird schon kein Problem sein«, sagte Lindas Mutter, und wenn diese Augen nicht wären, hätte ihre Stimme fast munter geklungen.
Wüsste ja gern, wie viel Valium du seit heute Morgen in dich reingestopft hast, Herzchen, dachte Bäckström.
Während der folgenden drei Stunden legte Kriminalinspektor Jan Rogersson auf höchst überzeugende Weise die Gründlichkeit an den Tag, die sein Kollege Kommissar Lewin ihm attestiert hatte. Zuerst erkundigte er sich nach Linda. Nach ihrer Kindheit und Jugend. Nach den Jahren in den USA, der Scheidung und der Rückkehr von Mutter und Tochter nach Schweden.
»Ein fröhliches, munteres kleines Mädchen, das alle mochte und von allen gemocht wurde, und so war es wohl immer mit Linda, auch als sie dann ein großes Mädchen war…«
»Eine schwere Zeit in unserem Leben…«, »Umstellung auf eine neue Umgebung…«, »Linda fand neue Freundinnen, fing an einer neuen Schule an…«, »ich fand eine Stelle als Lehrerin und machte zusätzlich eine Weiterbildung…«, »als ich meinen Mann kennenlernte, war ich Sekretärin… so haben wir uns kennengelernt…«, »nach unserer Hochzeit und nach Lindas Geburt wohnten wir in den USA, und da war ich wohl vor allem das Luxusweibchen…«, »mir fiel das jedenfalls schwer, während Henning sich wie ein Fisch im Wasser fühlte, und der Mensch, zu dem Linda und ich den wenigsten Kontakt hatten, war sicher ihr Papa…«, »wir haben eigentlich höchstens mal seinen Schatten gesehen…«
»Aber natürlich. Finanziell gesehen war ich sicher privilegiert. Wir hatten zwar einen Ehevertrag, aber als Erstes, nachdem ich mit Linda nach Schweden zurückgekehrt war, hat er mir das Haus geschenkt… wo das alles passiert ist… und wo wir gewohnt haben, bis Linda plötzlich… da ging sie schon aufs Gymnasium… einfach beschloss, jetzt, wo ihr Papa die Güte gehabt hatte, nach Hause zu kommen, da wollte sie draußen auf dem Land wohnen… bei ihm… aber wenn sie in die Stadt kam, war sie ja doch bei mir…«
Freunde?
»Der Erste war wohl ein kleiner Farbiger, der damals in den USA in Lindas Klasse ging… Linda war erst sieben, und er war genauso alt… er hieß Leroy und war so niedlich, man hätte ihn fressen mögen… das war Lindas erste richtig große Liebe…«
Und danach? Freunde, zu denen sie eine sexuelle Beziehung hatte?
Nicht sehr viele, meinte ihre Mama, unter dem Vorbehalt, dass Linda über solche Dinge nie viel gesprochen hatte. Lindas längste Beziehung hatte ungefähr ein Jahr gedauert und vor einem halben Jahr ein Ende genommen.
»Der Sohn von Bekannten unserer Familie. Eine der wenigen Familien, zu denen ich
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