Moerderische Idylle
über Lindas Freundinnen gesprochen. Was ja an sich kein Wunder war, fand Löfgren, da er mehrere von ihnen gekannt und außerdem mit zweien von ihnen geschlafen hatte. »Wusste Linda das«, fragte Lewin.
»Nein. Du spinnst doch, Lewin. Niemand hat das gewusst. Darum geht es doch gerade. Frauen niemals so was zu erzählen. Das ist eine typische Frauenkiste«, meinte Löfgren. »Nur Frauen erzählen sich so was gegenseitig. Ich meine, wenn ich was mit der Freundin von einem Kumpel hätte, wäre ich doch nicht so bescheuert, dem das zu erzählen. Dann könnte ich mir ja gleich neue Kniescheiben bestellen.«
»Linda kann also sehr wohl gewusst haben, dass du mit zwei von ihren Freundinnen geschlafen hast«, sagte Lewin.
»Davon hat sie jedenfalls nichts gesagt«, sagte Löfgren sauer. »Aber natürlich.« Er zuckte mit den Schultern. »Mädels reden ja wahnsinnig viel.«
Löfgren zufolge gab es einen Menschen, der für Linda wichtiger gewesen war als fast alle anderen zusammen. Nämlich ihr Vater.
»Typischer Fall von Papas kleinem Mädchen«, sagte Löfgren. »Für sie drehte sich alles um den Alten. Einerseits, weil sie alles bekam, worauf sie nur zeigte. Sie brauchte nicht mal bitte zu sagen. Total Beverly Hills. Ich weiß nicht, ob du ihn kennengelernt hast, aber die sind sich wirklich… oder waren sich… total ähnlich. Wenn sie gleich alt gewesen wären, hätte man sie für Zwillinge halten können. Er hat sie auch pausenlos angerufen. Eines Abends, als sie bei mir war, hat er sie gleich dreimal angerufen. Und dann haben sie miteinander geredet, obwohl sie sich eigentlich gar nichts zu sagen hatten. Hallo, Herzchen, selber Hallo, Papa, mir ist da noch was eingefallen, Herzchen. Diese ganze Kiste, falls du verstehst.« Löfgren ahmte die Szene nach, indem er sich ein fiktives Telefon ans Ohr hielt.
»Du konntest Lindas Vater nicht leiden«, sagte Lewin.
»Ich war wohl weniger das Problem«, schnaubte Löfgren. »Das war eher er selbst.«
»Ich dachte, du seist ihm nur einmal begegnet«, sagte Lewin.
»Das eine Mal war mehr als genug«, sagte Löfgren. »Ich habe direkt gesehen, was er von mir hielt. Von solchen wie mir, meine ich.«
»Wie meinst du das?«, fragte Lewin.
»Farbiger Pimmel«, sagte Löfgren. »In seiner kleinen Welt war alles andere uninteressant. So einer wie ich war von Anfang an abgehakt. Sicher kein Zufall, dass er ewig lange in den USA gelebt hat. Lindas Vater ist ein echter Rassist.«
»Aber Linda war doch nicht so«, sagte Lewin.
»Nein, sie war eher auf dem Tripp, dass man solche wie mich mögen muss. Hundert pro, dass sie das wirklich gedacht hat. Dass sie solche wie mich gemocht hat, weil wir eben solche wie ich sind. Was glaubst du, was das für ein tolles Gefühl ist?«
»Hast du mit Linda darüber gesprochen?«, fragte Lewin. Kann ja wirklich nicht so ganz lustig gewesen sein, wenn es nun stimmt, dachte er.
Einmal, laut Löfgren. Da hatte er nämlich gesagt, was er von ihrem Papa hielt und dass der bestimmt ein Rassist sei.
»Sie war stocksauer«, sagte Löfgren. »An sich war sie ja meiner Meinung, aber trotzdem hat sie behauptet, das sei nicht die Schuld des Alten. Eigentlich. Das sei so eine Generationenfrage, und im Grunde sei er der netteste Mann der Welt, und für ihn gehe es nur um das einzelne Individuum und den jeweiligen Menschen und solchen bullshit.«
»Und Lindas Mutter«, fragte Lewin. »Was hat sie von ihrer Mutter gehalten?«
»Nicht viel, wenn du mich fragst«, sagte Erik Roland und grinste. »Die haben sich wie blöd gefetzt, und ich habe sogar einmal mit angehört, wie sie per Telefon aufeinander losgegangen sind. Die reinsten Wildkatzen.«
»Ich dachte, Linda hat ziemlich oft bei ihrer Mutter gewohnt?«
»Wenn sie in der Stadt war, ja, und wenn sie wusste, dass die Mutter nicht zu Hause war. Sonst ist sie lieber nach Hause zum kleinen Paps gefahren. Ab und zu hat sie von der Stadt aus ein Taxi zu Vätern genommen, obwohl das sicher an die fünfhundert Eier gekostet hat.« Löfgren schüttelte den Kopf.
»Warum war sie denn so sauer auf ihre Mutter«, fragte Lewin.
»Ich glaube, es lag daran, dass ihr Vater sozusagen ein Gott für sie war«, sagte Roland. »Sie hat immer wieder davon geredet, dass ihre Mutter ihren Vater verlassen hat, dass die sich nur für sein Geld interessiert hat und überhaupt. Dass ihre Mutter den kleinen Paps im Stich gelassen hat und an seinem Herzanfall schuld war und so auf die Tour.«
»Bist du Lindas Mutter
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