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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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noch nicht dazu gekommen«, sagte Thoren gelassen. »Deshalb mach ich das jetzt.«
    Vollidiot, total unbrauchbar, dachte Bäckström. Flattern herum wie die geköpften Hühner, dachte er.
     
    »Nimm Platz, Lewin, nimm Platz«, sagte Bäckström herzlich und zeigte auf den Besuchersessel vor seinem Schreibtisch. »Wie geht’s mit deinen kleinen Strukturen? Kannst du da langsam Ordnung schaffen?«
    »Wird sich schon finden«, sagte Lewin neutral.
    Er selbst hatte zwei konkrete Vorschläge dazu, die sich als Schritt in die richtige Richtung erweisen könnten. Erstens sollte Lindas Mutter vernommen werden. Die beiden bisherigen Vernehmungen fand Lewin nicht tiefschürfend genug. Wenn er kritisch sein sollte, dann ergaben sie im Grunde nichts, was sie nicht auch so hätten erfahren können. Und zweitens wollte er noch einen Versuch mit Polizeianwärter Löfgren machen.
    »Du weißt, dass ich immer ein offenes Ohr für dich habe«, sagte Bäckström freundlich. Obwohl du mit dem Scheißneger fast die halbe Truppe blamiert hättest, dachte er.
    »Mein Vorschlag ist, dass wir Rogersson Lindas Mutter vernehmen lassen«, sagte Lewin. »Rogersson ist in solchen Dingen doch ungewöhnlich genau.«
    »Ja, komisch, was«, sagte Bäckström zustimmend. »Und dabei säuft er wie ein Scheißrusse und rennt die ganze Zeit aufs Klo.«
    »Davon weiß ich ja gar nichts«, sagte Lewin kurz. »Aber in der Hinsicht bist du vielleicht besser informiert als ich, Bäckström.«
    »Man erzählt sich so allerlei, wenn ich das mal so sagen darf«, sagte Bäckström und grinste. »Und der Neger? Wer soll sich um den kümmern?«
    »Wenn du Anwärter Löfgren meinst, dann spiele ich selber mit dem Gedanken«, sagte Lewin. »Ich stelle mir vor, dass er vielleicht gesprächiger ist, jetzt, wo wir ihn abgeschrieben haben.«
    »Sicher. Der wird dich bestimmt mit Wortschwallen überschütten«, sagte Bäckström. Und du, Lewin, kriegst sicher früher oder später irgendeinen Nobelpreis, dachte er.
     
    41
     
    Lindas Mutter hielt sich in ihrem Sommerhaus draußen auf Sirkön, zwanzig Kilometer von Växjö entfernt, beim Äsnensee auf. Eine Freundin war bei ihr, und die berichtete, dass die Mutter von einem Tag auf den anderen zu überleben versuchte. Da aber die Polizei gern mit ihr sprechen wolle, werde sie versuchen, nach besten Kräften behilflich zu sein.
    »Grüßen Sie sie, und sagen Sie vielen Dank«, sagte Rogersson. »Mein Kollege und ich werden in ungefähr einer Stunde bei Ihnen sein.«
    »Brauchen Sie eine Wegbeschreibung«, fragte die Freundin.
    »Das schaffen wir schon«, sagte Rogersson. »Schlimmstenfalls rufen wir an. Danken Sie ihr recht herzlich für ihre Hilfsbereitschaft.«
     
    Bäckström hatte beschlossen, Rogersson Gesellschaft zu leisten. Er hatte das Bedürfnis, an die Luft zu kommen und sich zu bewegen. Am liebsten in einem Dienstwagen mit Klimaanlage, während er und Rogersson in aller Ruhe über alle nicht anwesenden Idioten herziehen konnten, die ihnen ansonsten das Leben vergällten. Außerdem war er ein wenig neugierig auf Lindas Mutter.
     
    »Da unten auf der linken Seite siehst du den See«, sagte Rogersson eine halbe Stunde später und nickte zu dem blauen Wasser hinunter, das im Sonnendunst zwischen den Birken glitzerte. »Jetzt sind es nur noch an die zehn Kilometer bis Sirkön. Klassisches Terrain für Leute wie dich und mich, Bäckström.«
    »Ich dachte, aller Schnaps würde in Schonen gebrannt«, sagte Bäckström, der sich schon merklich belebt fühlte, trotz der unverdienten Hiebe und Schläge, die ihn in letzter Zeit getroffen hatten.
    »Schwedische Kriminalgeschichte«, erklärte Rogersson. »Einer unserer bekanntesten Verschwindensfälle der letzten hundert Jahre. Kann sich absolut mit Viola Widegren 1948 messen. Hier verschwand an einem kalten, windigen Aprilmorgen des Jahres 1967 der kleine Alvar Larsson aus seinem Elternhaus«, erzählte Rogersson und klang fast feierlich dabei. »Ich habe vor ein paar Jahren in Nordisk Kriminalkrönika einen interessanten Artikel darüber gelesen. Hörte sich nicht unbedingt nach Mord an. Also ist er vermutlich beim Spielen in den See gefallen und ertrunken.«
    »Glaub ich keine Sekunde lang«, sagte Bäckström. »Natürlich wurde er ermordet. Von so einem Pädognom. Wimmelt hier doch sicher von der Sorte. Sitzen in ihren roten Häuschen und laden sich aus dem Netz Kinderpornos runter.«
    »1967 wohl kaum«, sagte Rogersson. »Aus dem Netz, meine ich.«
    »Damals

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