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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Sommer ist.«
    »Aber was hat das mit den Indianern zu tun«, beharrt Jan. »Warum sagt man, dass es ein Indianersommer ist?«
    »Die haben sicher besseres Wetter als wir«, sagt Papa, und dann lacht er und fährt dem Sohn durch die Haare, und als Antwort reicht das wirklich aus. Und in diesem Sommer bringt Papa ihm Radfahren bei.
    Kieswege, Brennnesseln im Gebüsch und im Straßengraben. Der Geruch von Kreosot. Papa läuft hinter ihm her und hält den Gepäckträger fest, während Jan den Lenker mit kleinen verschwitzten Händen umklammert und mit seinen braun gebrannten Stöckchenbeinen aus Leibeskräften strampelt.
    »Jetzt lass ich los«, ruft Papa, und obwohl Jan weiß, dass er gleichzeitig lenken und strampeln muss, schafft er das einfach nicht. Entweder strampelt er, oder er lenkt, und ab und zu bekommt Papa ihn nicht mehr zu fassen. Zerschrammte Knie, blaue Flecken an den Waden, brennende Nesseln, Disteln und Dornen, die ihn stechen.
    »Jetzt machen wir noch einen Versuch, Jan«, sagt Papa und fährt ihm durch die Haare, und dann sitzt er wieder da.
    Lenkt und strampelt, lenkt und strampelt, und Papa lässt los, und diesmal kann er ihn nicht mehr erreichen, ehe Jan hinunterfällt.
    Und als er sich umdreht, ist es nicht sein Papa, der ihm auf die Beine helfen und ihm durch die Haare fahren soll, sondern Kollege Bäckström, der feixend hinter ihm steht.
    »Wie blöd kann man eigentlich sein, Lewin«, sagt Bäckström. »Du kannst doch verdammt noch mal nicht mit Strampeln aufhören, bloß weil ich nicht mehr schiebe.«
    Und dann wurde er wach, stapfte ins Badezimmer, ließ das kalte Wasser laufen und massierte sich Augen und Schläfen.
     
    40
     
    Växjö, Montag, 28. Juli - Montag, 4. August Bei der ersten Morgenbesprechung in dieser Woche konnte der Leiter der Voruntersuchung, Bengt Olsson, zufrieden mitteilen, dass sie einen neuen schwedischen Rekord aufgestellt hatten. Die Olssonsche Speicheloffensive in Växjö und Umgebung ging unter Volldampf weiter, und schon am Wochenende hatten sie die fünfhundert überschritten. Außer den Freiwilligen hatten sie noch einige Proben, deren Ursprung nicht ganz klar war, denn sie bestanden unter anderem aus einem Tabakspriem, einem blutigen Papiertaschentuch, einem Kerngehäuse und einer früheren Laboranalyse, deren Registriernummer eingeschwärzt war.
     
    Der angehende Kollege, Anwärter Löfgren, hatte mit Hilfe des üblichen Wattestäbchens abgeschrieben werden können, während der Kollege mit den psychischen Problemen vermutlich durch seine gesunden Ernährungsgewohnheiten und ohne überhaupt etwas davon zu wissen ebenfalls abgeschrieben werden würde. Aus irgendeinem Grund hatte Lewin berichtet, aufweiche Weise der soeben gebrochene alte Rekord aufgestellt worden war. Er und die Zentralmord waren nämlich auch damals dabei gewesen. Ein Frauenmord oben in Dalarna, der Petramord, hatte zu knapp fünfhundert Speichelproben geführt, aber obwohl er jetzt mehrere Jahre zurücklag, war er noch immer nicht aufgeklärt, und in der Praxis waren die Ermittlungen eingestellt worden. Danach hatte Lewin leider eine viel zu lange persönliche Betrachtung zu diesem Thema vorgetragen.
    »Ich kann mich an meinen ersten Mordfall erinnern, bei dem es um eine junge Frau ging«, sagte Lewin und schien vor allem mit sich selbst zu reden. »Es ist jetzt fast dreißig Jahre her, und viele von euch waren damals wohl noch gar nicht geboren. Es war der Katarynamord, wie er in den Zeitungen genannt wurde. Damals hatten wir von DANN noch nicht einmal gehört, und wir wussten alle, dass wir unsere Fälle grundsätzlich auf die alte Weise aufzuklären hatten, ohne Hilfe von Kriminaltechnik und wissenschaftlichen Methoden. Kriminaltechnik war etwas, mit dem die Gerichte sich amüsierten, wenn wir normalen Polizisten den Täter schon gefunden hatten.«
    »Entschuldige, Lewin«, unterbrach ihn Bäckström und zeigte auf seine Armbanduhr. »Könntest du bis zur Mittagspause wohl zur Sache kommen? Wir anderen haben nämlich noch etwas zu erledigen.«
    »Bin gleich so weit«, sagte Lewin unangefochten. »Damals hatten wir bei Mord einen Aufklärungsquotienten von über siebzig Prozent. Heute schaffen wir um einiges weniger als die Hälfte. Trotz aller Technik und aller neuen Methoden, und mir fällt es schwer zu glauben, dass unsere Fälle heute so viel komplizierter sein sollen als früher.« Lewin nickte nachdenklich.
    »Woran kann das denn liegen?«, fragte plötzlich Kollegin Sandberg. »Da

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