Moerderische Idylle
leider unvermeidlich, aber wir bedauern es natürlich, wenn wir jemandem unnötig Angst eingejagt haben. Wir haben übrigens durchaus mit dem Gedanken gespielt, die Umgebung evakuieren zu lassen, aber da es sich doch eigentlich um eine andere Art Übung handelte, als es zur regulären polizeilichen Tätigkeit gehört, haben wir beschlossen, darauf zu verzichten.«
Damit war der Fall erledigt. Die Leute von der Stadtreinigung fegten, überwacht von der normalen Polizei, Glasscherben und Splitter von Rasen und Straße vor dem Polizeigebäude, die normale Polizei entfernte ohne Hilfe der Stadtreinigung die Sperren, und alles kehrte zum Normalzustand zurück. Das Wetter war wie immer in diesem seltsamen Sommer gewesen. Zwischen zwanzig und dreißig Grad im Schatten, vom frühen Morgen bis zum späten Abend.
46
Växjö, Montag, 4. August Für die Ermittlertruppe hatte die neue Woche still und ruhig und mit fast akademischen Vorzeichen begonnen. Bei der Besprechung morgens hatte Enoksson die letzten kriminaltechnischen Ergebnisse vorgelegt, die das Labor und die anderen befragten Fachleute ihnen geschickt hatten.
Sie hatten sich die am Tatort gesicherten Fingerabdrücke angesehen. Fünf davon stammten von bisher nicht identifizierten Personen. Einer dieser Abdrücke müsste doch eigentlich vom Täter stammen, und sie konnten sich auch vorstellen, welcher das war. Da sie insgesamt nicht ganz sicher waren, hatten sie in den Fingerabdruckregistern der Polizei alle gesucht, hatten aber nichts gefunden. Schlimmstenfalls war es natürlich möglich, dass kein Abdruck vom Täter stammte und er dennoch im Register war. Das war der eine Aspekt der Angelegenheit.
Der andere war das Ergebnis der Haar- und Faserspuren, die sie ebenfalls gefunden hatten. Etwa ein Dutzend Schamhaare, zwei Körperhaare und mehrere Kopfhaare stammten vom Täter. Die DANN-Probe konnte das ganz klar sagen, und irgendeine wahrscheinliche Alternative gab es nicht. Die übrigen gerichtschemischen Analysen von Haaren, Blut und Sperma hatten weitere Informationen über den gesuchten Täter geliefert.
»Dass er sich offenbar so allerlei einverleibt haben könnte, war gar nicht schlecht geraten«, sagte Enoksson, und aus irgendeinem Grund nickte er Bäckström zu und nicht Lewin.
In den Haupthaaren waren Spuren von Cannabis gefunden worden. Da er sich offenbar seit zwei Monaten die Haare nicht mehr geschnitten hatte - halblange dunkelblonde Haare ohne graue Einsprengsel, vermutlich die häufigste Haartracht von nicht allzu alten Männern in Växjö und Umgebung -, konnten sie auch zu seinem Konsummuster etwas sagen.
»Er ist offenbar kein Großverbraucher. Die Leute vom Labor, mit denen ich gesprochen habe, meinen, es handelt sich um jemanden, der ab und zu mal was nimmt. Vielleicht einmal im Monat oder alle vierzehn Tage oder so. Einwandfrei kein Großverbraucher.« Enoksson zuckte mit den Schultern, sah aber zugleich ziemlich zufrieden aus.
»Außerdem«, fügte Enoksson hinzu, »scheint er mit mehreren Bällen zu jonglieren, denn die Gerichtschemie hat in dem Blut, das er hinterlassen hat, Spuren von zentralstimulierenden Mitteln gefunden. Obwohl es wirklich nicht sehr viel Blut ist. In einem solchen Zusammenhang, meine ich. Das ist nicht schlecht.«
»Eine Person, die ab und zu Haschisch raucht und außerdem Amphetamin einwirft. Hab ich das richtig verstanden?«, fragte Lewin.
»Ja«, sagte Enoksson. »Aber konsumieren wäre vielleicht das bessere Wort. Man muss Hasch nicht rauchen und Amphetamin nicht fixen oder knabbern. Die Einnahme administrieren, wie die Ärzte sich ausdrücken. Sagen wir mal so«, fügte er hinzu, »wir haben eine Person, die ab und zu, vielleicht sogar einmal pro Woche, Cannabis konsumiert, und zwar vermutlich, indem sie Hasch raucht… oder Marihuana. Das ist das üblichste Konsummuster, vor allem bei solchen eher zufälligen Verbrauchern, aber es gibt auch andere Möglichkeiten, wie viele von euch sicher wissen.«
»Das Amphetamin«, mahnte Lewin.
»Dieselben Vorbehalte«, sagte Enoksson. »Amphetamin oder ein anderes zentralstimulierendes Mittel. Es gibt auf dem Markt allerlei eng verwandte Mittel, und er hat entweder gespritzt, geschluckt oder getrunken. Dem Labor zufolge ist er auch hier kein Großverbraucher. Wenn die da oben in Linköping überhaupt einen Tipp wagen, dann glauben sie, dass er diesen Kram ungefähr so konsumiert wie Cannabis. Ab und zu eben, und das übliche Muster bei solchen
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