Moerderische Idylle
Verbrauchern ist, dass sie Tabletten einwerfen oder auflösen und trinken.«
»Klingt nicht wie der übliche Junkie«, sagte Bäckström zufrieden. »Hat seine Finger nicht bei der Polizei, seinem Freund und Helfer, hinterlegen müssen, er wirft nur ab und zu was ein und lässt sich die Haare schneiden wie ganz normale Leute.«
»Sicher, Bäckström, sicher«, sagte Enoksson. »Andererseits scheint er eben Cannabis und Zentralstimulanzien zu benutzen. Was seine Fingerabdrücke angeht, können wir nicht ausschließen, dass wir sie vielleicht übersehen haben, auch wenn ich das nicht glaube. Und dann haben wir noch das eigentliche Problem. Das, was er mit Linda gemacht hat. So ganz normal scheint er ja doch nicht zu sein.«
»Vogel oder Fisch. Das ist die Frage«, sagte Olsson und nickte scharfsinnig.
»Nichts davon, wenn du mich fragst«, sagte Enoksson trocken. »Das Interessanteste hab ich nämlich bis zum Schluss aufbewahrt. Jaja«, sagte Enoksson und sah total entzückt aus, als er die Reaktion seines Publikums registrierte. »Jetzt kriegt ihr alle was zu beißen.«
Von Fensterbank und Fensterrahmen hatten sie Faserspuren gesichert. Eine hellblaue Textilfaser, die den Textilexperten vom Labor zufolge von einem dünnen Pullover stammte. Struktur, Dicke und sonstige Beschaffenheit der Faser wies auf einen Pullover hin, der dünn genug war, dass man ihn, zumindest abends, sogar beim derzeitigen Wetter in Växjö und in großen Teilen des übrigen Schwedens tragen konnte, ohne einem Hitzschlag zu erliegen. Und es war alles andere als eine normale Textilfaser.
»Das ist kein normaler Pullover«, sagte Enoksson. »Wir reden hier von einer Faser aus fünfzig Prozent Kaschmir und fünfzig Prozent aus einer anderen sehr exklusiven Wollqualität. Das Labor meint, dass wir es mit einem Pullover zu tun haben, der mehrere tausend Kronen kostet. Oder sogar noch mehr, wenn es eine ausreichend exklusive Marke ist.«
»Klingt fast wie etwas, das Linda von ihrem Papa bekommen hat«, sagte Sandberg skeptisch. »Kann sie nicht daher stammen? Eure Faser, meine ich?«
»Und Linda hat sie zum Trocknen aufgehängt oder so.«
»Genau mein Gedanke«, sagte Sandberg. »Typischer Frauengedanke. Seid ihr schon auf diese Idee gekommen, Jungs?«, fragte sie und ließ ihren Blick durch die Runde schweifen.
»Der Pullover war jedenfalls nicht in der Wohnung«, sagte Enoksson. »Und wir haben Blutspuren an zwei von den Fasern auf der Fensterbank gefunden. Also müssen wir feststellen, ob der Täter ihn von Linda oder ihrer Mutter geliehen hat und was er dann mit seinem eigenen Pullover angestellt hat, falls er nicht vorher mit nacktem Oberkörper herumgelaufen ist. Elementar, mein lieber Watson«, stellte Enoksson fest und nickte zu Olsson hinüber.
»Das wird sich doch wohl klären lassen«, sagte Bäckström und nickte seinerseits Rogersson zu. »Und wenn es sein eigener Pullover ist, dann klingt das wie etwas, das wir vielleicht zurückverfolgen können«, endete Bäckström.
»Wenn er ihn selbst gekauft hat«, sagte Olsson skeptisch. »Wenn hier die Rede von so einem Typen ist, wie ihn eure Kollegen von der TP-Gruppe im Profil beschreiben, dann hat er ihn wohl eher geklaut.«
»Genau, Olsson«, sagte Bäckström. »Ganz deiner Meinung. Und wenn er ihn nicht gestohlen oder einfach von einer Wäscheleine mitgenommen hat, dann hat er ihn sicher im Thailandurlaub am Badestrand gefunden. Aber bei einer Mordermittlung muss man die Situation eben mögen.«
»Ich verstehe, was du meinst, Bäckström. Ich nehme es zurück«, sagte Olsson und lächelte.
Kriechen kannst du auch, du kleiner Trottel, dachte Bäckström.
Die Jagd auf den exklusiven Pullover wurde per Telefon aufgenommen. Zuerst rief Rogersson Lindas Mutter an, die aber ganz sicher war. Einen solchen Pullover hatte sie nie besessen. Hellblau war ganz einfach nicht ihre Farbe.
Und was war mit ihrer Tochter? Hatte Linda einen hellblauen Kaschmirpullover gehabt? Ihre Mutter konnte sich an keinen solchen erinnern, Lindas Garderobe war aber auch so reichhaltig gewesen. Sicherheitshalber fand sie, Rogersson solle Lindas Vater fragen. Wenn der Pullover ein Geschenk gewesen war, dann sicher vom liebenden Papa »Hellblauer Kaschmirpullover«, sagte Henning Wallin. »Nicht von mir. Meines Wissens jedenfalls nicht. Blau war zwar ihre Farbe, aber hellblau nun wiederum nicht.«
Das Gespräch wurde damit beendet, dass Henning Wallin anbot, seine Haushälterin zu fragen. Die
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