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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Johansson.
    »Bäckström und Kollegen haben den Täter heute Vormittag festgenommen. Die Staatsanwältin hat schon den Haftbefehl ausgestellt, und morgen wird sie Untersuchungshaft beantragen.«
    »Bäckström? Willst du mich verarschen«, fragte Johansson düster. Was redet die da nur, dachte er.
    »Bäckström und Kollegen«, erklärte Holt.
    »Bäckström hat doch in seinem ganzen Leben noch keinen Fall geklärt«, schnaubte Johansson.
    »Wenn du versprichst, dich zu setzen und mich nicht die ganze Zeit zu unterbrechen, dann erzähle ich dir alles«, sagte Holt.
    »Ich sitz doch schon«, sagte Johansson, der beim Anrufen auf dem Sofa gelegen hatte und jetzt schnurgerade auf nämlichem Möbelstück saß. Bäckström, dachte er.
    »Wie gut«, sagte Holt. »Was passiert ist, ist im Wesentlichen heute passiert, und das ist kurz gefasst Folgendes…«
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Johansson. Was ist bloß los, dachte er.
    »Mir schon klar«, sagte Holt. »Aber es wäre besser, wenn du mir nicht dauernd ins Wort fallen würdest.«
     
    Als sie ihr Gespräch mit Johansson beendet hatte, nahm sie Lewin beiseite.
    »Gratuliert hab ich ja schon«, sagte Holt. »Aber jetzt lass bitte für Lisa und mich den Film zurücklaufen. Erzähl. Seit unserem letzten Gespräch muss doch eine Menge passiert sein.«
    »Danke«, sagte Jan Lewin. »Ungefähr Folgendes, wenn ihr es in groben Zügen wissen wollt. Dass es schnell geht, wenn es erst mal passiert, brauche ich dir ja wohl nicht zu sagen, und wir haben wirklich nicht versucht, etwas geheim zu halten.«
    »Erzähl«, sagte Anna Holt.
     
    72
     
    Der Mord an Linda Wallin hatte seit einiger Zeit in den Spalten von Smälandsposten immer weniger Platz eingenommen, und in der vergangenen Woche hatte man sich damit begnügt zu berichten, dass es über die Ermittlungen nicht viel zu berichten gebe. Keinen besonderen Fortschritt, einwandfrei keinen sogenannten Durchbruch. Zugleich schienen die Ermittlungen aber auch nicht festgefahren zu sein oder auch nur auf der Stelle zu treten. Eher seien sie in eine »ruhigere und systematischere Phase« eingetreten, in der die Polizei »breit und vorbehaltlos« arbeite, wie es von den nicht namentlich erwähnten Quellen innerhalb der Ermittlungsleitung, mit denen die Zeitung gesprochen habe, zu hören sei.
    Am Mittwoch hatte dann die lokale Kriminalität ihren Platz auf der ersten Seite wieder eingenommen, und zwar unter der appetitanregenden Schlagzeile:
    STREIT UM BISAMPANTOFFELN HINTER FRAUENMISSHANDLUNG!
    Das war zwar schon im Januar passiert, ein halbes Jahr vor dem Mord an Linda Wallin, aber da die Ermittlungen sich als langwierig und kompliziert erwiesen hatten, war die Sache erst jetzt in Växjö gerichtlich geklärt worden. Und so war am Vortag ein fünfundvierzig Jahre alter Mann zu hundert Tagessätzen und einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, da er seine ehemalige Lebensgefährtin, zweiundvierzig, misshandelt hatte.
     
    Jan Lewin hatte den Artikel mit großem Interesse gelesen. Er war spannend und regte zum Nachdenken an, und für den Profi, der zwischen den Zeilen zu lesen verstand, schien ungefähr Folgendes geschehen zu sein:
    Irgendwann nach Neujahr hatten der Angeklagte und seine Lebensgefährtin sich zur Trennung entschieden, und da die Wohnung der Frau gehörte, hatte er ausziehen müssen. Die genaueren Gründe der Trennung ließ Smälandsposten links liegen, aber Lewin hatte doch den klaren Eindruck gewonnen, dass die Frau ihn einfach sattgehabt und deshalb vor die Tür gesetzt hatte.
    Auf jeden Fall schien sie seine Sachen gepackt zu haben, um endlich mit ihrer Wohnung machen zu können, was sie wollte, und als ihr ehemaliger Mitbewohner in seiner neuen Notunterkunft bei einer Arbeitskollegin, dreiunddreißig, die sich offenbar seiner erbarmt hatte, ans Auspacken gegangen war, hatte er entdeckt, dass sein allerliebster Besitz fehlte. Ein Paar sechzig Jahre alte Bisampantoffeln, die er von seinem Vater geerbt hatte, der sie wiederum von seinem Vater, also dem Großvater des Angeklagten, bekommen hatte.
    Der Angeklagte war umgehend zu seiner Verflossenen gefahren und hatte sie zur Rede gestellt. Wo steckten die Bisampantoffeln? Als sie ihm mitteilte, dass sie die in den Müll geworfen hatte, drehte er durch, packte sie am Arm, stieß sie zu Boden, schlug sie mehrere Male mit der offenen Hand ins Gesicht und trat nach ihr, wie sie da so auf dem Boden lag. Die Nachbarn riefen die Polizei, die der Sache ein Ende bereitete, den

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