Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
Versprechen irgendwann sattbekommen und Schluss gemacht. Worauf er ihr abends und nachts aufgelauert hatte, um ihren Neuen zu sehen. Eines Abends ging er zu ihrer Wohnung und klingelte, leider ließ sie ihn ein, und dann ging es eben, wie es gehen musste. Bei ihm waren wohl alle Dämme gebrochen.«
    »Hatte sie denn einen Neuen?«, fragte Holt.
    »Nein, hatte sie nicht, aber da er ja offenbar beschlossen hatte, dass sie einen haben müsse, fing es sicher damit an. Einfache schlichte Polizeiarbeit«, sagte Johansson bescheiden und zuckte mit den Schultern. »Kein moderner Hokuspokus, wo man offenbar ein ganzes Labor braucht, um noch die einfachsten Selbstverständlichkeiten zu durchschauen.«
    »Und welchen Rat dürfen wir mit auf den Weg nach Växjö nehmen«, fragte Holt unschuldig.
    »Du und Lisa, ihr braucht doch keinen Rat von einem alten Dussel wie mir«, sagte Johansson mit falscher Bescheidenheit.
    »Ich wollte nur höflich sein«, sagte Holt.
    »Genau«, sage Johansson, der das nicht im Geringsten übelzunehmen schien. »Aber wo du schon fragst, würde ich ja doch zuerst mit Lindas Mama sprechen.«
    »Die Kollegen haben sie schon dreimal vernommen«, sagte Holt und nickte zu den Ordnern auf ihrem Tisch hinüber. »Eine Vernehmung war sogar ziemlich gründlich, wenn du mich fragst.«
    »Sie steht sicher noch unter Schock«, sagte Johansson und zuckte mit den Schultern. »Und ich glaube, sie sperrt sich auch, unterbewusst. Früher oder später wird sie sich zusammenreimen, was wirklich passiert ist, wenn sie das nicht schon getan hat.«
    »Dann sollten wir noch mal mit ihr sprechen«, sagte Mattei. »Einwandfrei«, sagte Johansson. »Alles andere wäre das pure Dienstvergehen. Und am besten, ehe sie auf dumme Gedanken kommt«, fügte er hinzu.
     
    Johansson und seine Gattin hatten das Wochenende auf dem Landsitz von guten Freunden in Sörmland verbracht. Hatten sich wunderbar amüsiert und waren am Sonntag erst nach dem Mittagessen nach Hause gekommen, was auch insofern von Vorteil gewesen war, als Johansson Anna Holt nicht mit Fragen nach dem Lindamord hatte belästigen können. Doch kaum hatte er seine Wohnung in der Wollmar Yxkullsgata betreten, da rief er sie auch schon an.
    »Wie sieht’s aus«, fragte Johansson.
    »Wir sitzen im Zug nach Växjö«, sagte Holt. »Und die Verbindung ist schrecklich schlecht.«
    »Ruf mich an, sowie du angekommen bist«, sagte Johansson.
    »Natürlich«, sagte Holt, schaltete ihr Telefon aus und seufzte ein wenig. »Wer war das«, fragte Mattei neugierig. »Rate mal«, sagte Holt.
    »Der Mann ist einfach phantastisch«, sagte Mattei und seufzte ebenfalls. »Lars Martin Johansson. Der Mann, der um Ecken schauen kann.«
    »Für ihn wäre es sicher besser, wenn er seine eigenen Füße sehen könnte«, meinte Holt. Und ich wüsste ja gern, was du für eine Beziehung zu deinem kleinen Papa hast, dachte sie.
    »Hüte deine Zunge, Anna«, sagte Mattei und hielt sich den Zeigefinger an die Lippen.
    »Du hast Angst, er könnte hören, was ich sage«, meinte Holt lächelnd.
    »Der Mann hört, was du und ich denken«, erklärte Mattei.
    »Sag Bescheid, wenn ich mich irre, oder… aber du wirkst fast ein bisschen verliebt in ihn«, sagte Holt.
    »Verliebt«, kicherte Mattei. »Ich liebe Lars Martin Johansson von ganzem Herzen.«
    »Ich finde trotzdem, er sollte auf sein Gewicht achten«, sagte Holt. Und etwa fünfzig Kilo abnehmen, dachte sie.
    »Ich finde ihn ziemlich niedlich, so wie er ist. Aber natürlich, zwanzig Jahre und dreißig Kilo weniger würden ihm nicht unbedingt schaden«, sagte Mattei und zuckte mit den Schultern.
     
    Als Holt und Mattei am Sonntagnachmittag in Växjö eintrafen, hatten sie plötzlich alle Hände voll zu tun. Holt dachte nicht eine Sekunde daran, ihren Chef anzurufen und per Telefon sinnlose Bemerkungen auszutauschen, und als sie dann endlich eine freie Minute hatte, war er ihr schon zuvorgekommen.
    »Du hast nicht angerufen«, sagte Johansson und klang fast ein wenig verletzt. Obwohl es schon bald neun Uhr abends ist, dachte er.
    »Hatte alle Hände voll zu tun«, antwortete Holt. Und wie soll ich das jetzt schaffen, ohne dass er einen Herzinfarkt oder eine Gehirnblutung erleidet oder beides auf einmal, überlegte sie.
    »Ist schon gut«, sagte Johansson, der durchaus nicht nachtragend war, wenn er keine Lust dazu hatte. »Wie läuft’s denn so?«
    »Hervorragend«, sagte Holt. »Der Fall ist schon geklärt.«
    »Wieso denn geklärt«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher