Moerderische Idylle
Hoffnung, dass seine Aktien es nach und nach ermöglichen würden, die vielen lecken Dächer zu reparieren, die er von seinen Eltern ererbt hatte.
»Wie sieht’s aus«, fragte Bäckström eine Stunde darauf per Telefon.
»Wie gestern«, sagte von Essen.
»Dieselbe Dame«, fragte Bäckström. Und wie laufen die Ermittlungen über die Gute, dachte er. Von Lewin und von dessen sogenannter Mitarbeiterin hatte er den ganzen Tag nichts gehört, obwohl er sie um Bild und Lebenslauf der Betreffenden gebeten hatte.
»Neue Dame, an die zwanzig, scheint von der etwas schlichteren Sorte zu sein«, sagte von Essen, ohne in solche Details zu gehen, die jemanden wie Bäckström möglicherweise in Wallung brachten.
»Wie oft hat er sich denn schon über sie hergemacht«, fragte Bäckström aus irgendeinem Grund.
»Dreimal in zwei Stunden«, sagte von Essen nach einem kurzen Blick ins Protokoll. »Aber jetzt ist er wieder da, es besteht also Hoffnung auf mehr.«
»Oh Scheiße, der Arsch muss doch krank sein«, ächzte Bäckström. »Bei dieser Hitze!«
Während der restlichen Nacht schliefen von Essen und Adolfsson abwechselnd im Bett des Kollegen. Gegen sieben Uhr morgens wurde Mänsson von seiner jüngsten Besucherin verlassen. Frisch und munter, und vermutlich lag das daran, dass die Arme in irgendeinem Pflegeheim arbeitete, dachte der Freiherr von Essen, während der Polizeiinspektor eine Notiz ins Protokoll schrieb. Mänsson dagegen schien den Schlaf der Gerechten zu genießen und hatte seine Dame offenbar nicht einmal an die Tür gebracht. Von Essen fühlte sich inzwischen selbst ziemlich müde und ärgerte sich ausgiebig über das Schnarchen seines Kollegen, das aus dem Wohnungsinneren ertönte. Höchste Zeit, dass etwas passiert, dachte er, gähnte heftig und schaute auf die Uhr. Im selben Moment klingelte sein Telefon. »Ist was passiert«, fragte von Essen.
78
Eine halbe Stunde zuvor hatte Enokssons Telefon gefiept. Da er ein Morgenmensch war, hatte er schon die Zeitung gelesen und das Frühstück vorbereitet, das er sodann seiner eher morgenmuffeligen Gattin servieren wollte. »Enoksson«, sagte Enoksson.
»Sitzt du gut«, fragte seine Bekannte aus dem Labor, und sofort wusste er, was sie jetzt sagen würde.
»Ja, beim Leibhaftigen«, sagte er zwei Minuten später, als sie ihre Mitteilung beendet hatte. Wunder gibt es ja doch immer wieder, dachte er, obwohl er dabei einen kleinen dicken Kollegen von der Zentralen Kriminalpolizei in Stockholm vor sich sah.
»Ist was passiert«, fragte von Essen.
»Jetzt können wir aus dem Arsch Leim kochen«, fauchte Bäckström am anderen Ende der Leitung, und damit wusste von Essen, dass für ihn und seinen Kollegen Adolfsson die Wartezeit zu Ende war. Für dieses Mal zumindest.
Bäckström und Rogersson hatten sich innerhalb einer halben Stunde ihren Ermittlern angeschlossen, hatten den Wagen hinter dem Haus abgestellt und traten jetzt mit aller erdenklichen Diskretion auf.
Bäckström trug Shorts, Hawaiihemd, Sonnenbrille und Sandalen mit Socken und hätte durchaus in einem alten Spionagefilm mit Handlung in Westindien mitspielen können. Rogersson dagegen sah ganz normal aus, aber da sie mit einer Minute Abstand voneinander das Haus betraten, fiel auch das nicht weiter auf.
Von Essen unterrichtete sie kurz über den aktuellen Stand der Dinge. Mänsson schien noch immer im Bett zu liegen. Vermutlich schlief er. Wenn er nicht vom Balkon oder aus einem der beiden Fenster auf der Rückseite des Hauses sprang, blieben ihm nur Haustür oder Kellereingang. Der ebenfalls vorne im Haus gelegen war.
»Dann gehen wir hoch und holen uns den Arsch«, sagte Bäckström tatendurstig. »Kann mir jemand ein Paar Handschellen leihen? Ich habe meine vergessen.«
»Bei allem Respekt, Chef, frag ich mich doch, ob das so klug wäre«, wandte Adolfsson ein.
»Du denkst an die kleine Einsatztruppe«, sagte Bäckström. Typisch. Immer zogen in letzter Minute die den Schwanz ein, von denen man es am wenigsten erwartet hätte. Obwohl der Junge es doch so weit hätte bringen können, dachte er.
Adolfsson hatte durchaus nicht an die kleine Einsatztruppe gedacht. Dagegen hatte er einige praktische operative Ansichten. Mänsson kannte vermutlich alle Beteiligten, mit Ausnahme von Rogersson. Bäckström würde er sicher wiedererkennen, da sie zwei Stunden lang im selben Raum gesessen hatten, und Rogerssons Aussehen sprach unter den gegebenen Umständen nicht für
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