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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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ihnen in sicherer Entfernung gefolgt, und schon nach wenigen Dutzend Kilometern hatten sie bei einer Badestelle am Nordufer des Helgasees gehalten. Dort hatten sie den Nachmittag über auf einer Decke gelegen, miteinander geredet und gebadet. Außerdem hatten sie ein schlichtes Picknick verzehrt. Siebenundzwanzig Grad Lufttemperatur, und auch von Essen und Adolfsson hatten sich so gut es ging abwechselnd und in diskreter und sicherer Entfernung von ihrem Objekt im Wasser erfrischt.
     
    Danach waren die beiden zu Mänssons Wohnung zurückgefahren. Hatten unterwegs ein paar Lebensmittel eingekauft. Hatten auf der Straße vor Mänssons Haus Abschied voneinander genommen. Die Besucherin war weggefahren, Mänsson hatte sich in seine Wohnung begeben, hatte als Allererstes die Kleider fallen lassen und fast eine halbe Stunde im Badezimmer verbracht und war dann mit dem bekannten blauen Badetuch um die Hüfte wieder aufgetaucht. Danach hatte er sich auf das Wohnzimmersofa gelegt und die Abendzeitungen gelesen.
    »Zuerst Aftonbladet und dann Expressen«, berichtete von Essen mit neutralem Tonfall.
    »Und sonst gar kein Scheiß«, fragte Bäckström unzufrieden. »Keine Freiluftnummer da draußen am Badestrand?«
    Nichts dergleichen, so von Essen, aber natürlich mit der Einschränkung, dass Mänsson ja im Badezimmer so allerhand mit sich angestellt haben konnte.
    Was treibt der Arsch da eigentlich, dachte Bäckström und schaute unzufrieden auf seine Armbanduhr. Schon sechs, und er hatte den ganzen Tag noch kein Bier trinken können. Immerhin etwas, das er jetzt umgehend korrigieren konnte, dachte er. Vorausschauend wie er war, hatte er schon am Vormittag Rogersson in einen auch samstags geöffneten Alkoholladen geschickt, um vor seiner letzten und vermutlich sehr langen Nacht in Växjö die Vorräte aufzufüllen. Und wenn diese Faultiere im Labor es nicht einmal schafften, ihre eigenen Versprechen zu halten, dann würde er einfach eine weitere Nacht bleiben, dachte Bäckström. Umgeben von Idioten und ganz normal untauglichem Pack, wo jede blöde Kleinigkeit eine Ewigkeit dauerte. Der Scheißlappe, den die Sozis ihm und seinen Schicksalsgenossen vor die Nase gesetzt hatten, würde sich schlimmstenfalls damit trösten müssen, sich sein Parteibuch in seinen fetten norrländischen Arsch zu stopfen. Niemand sollte sagen können, Bäckström habe seine Aufgabe nur halb erledigt, dachte Bäckström, der sich schon um einiges wohler fühlte in seiner Haut.
     
    Bengt A. Mänsson, A. wie in Axel, schien ein Mann mit festen Gewohnheiten und klaren Routinen zu sein. Zugleich war er ein Mann mit liberaler Haltung und großer Flexibilität, was die Wahl seiner Partnerinnen anging. Zuerst lag er zwei Stunden auf dem Sofa und sah fern. Dann erledigte er zwei Anrufe, begab sich in die Küche und deckte gegen halb zehn das schon bekannte Tablett. Brot und allerlei Zubehör, Teller und zwei Weingläser sowie der Dreiliterkarton Weißwein, den die Besucherin vom Vorabend offenbar vergessen hatte. Kluger Bursche, versucht, die Kosten niedrig zu halten, wer mag ihm wohl die Flasche geschenkt haben, die er der Blondine vorgesetzt hatte, überlegte Patrik Adolfsson. Geboren und aufgewachsen in Smäland, wie er war.
     
    Eine halbe Stunde darauf tauchte auf der Straße vor seinem Hauseingang eine Frau auf. Diese hier war brünett und um einiges jünger als die Blondine vom Vorabend, was vielleicht erklärte, warum sie zu Fuß kam und nicht im eigenen Wagen. Jedenfalls saß sie binnen fünf Minuten zusammen mit dem Gastgeber auf dem Wohnzimmersofa, und danach verlief alles wie gehabt.
    »Was Interessantes zu erzählen«, fragte von Essen, der am Küchentisch saß und die Morgenausgabe von Svenska Dagbladet las, während Adolfsson sich um die Überwachungsarbeit kümmerte.
    »Brünett, etwa zwanzig, um einiges mehr Busen als die Blondine«, fasste Adolfsson zusammen. »Außerdem hat sie sich offenbar die Muschi rasiert, aber das kann natürlich auch an der Hitze liegen.«
    »Lass mal sehen«, sagte von Essen, stand vom Küchentisch auf und nahm Adolfsson ohne weitere Bitten das Fernglas ab. »Scheint von der etwas schlichteren Sorte zu sein«, stellte er fest.
    »Vielleicht hat Mänsson keine Lust mehr, auf behaartem Fleisch rumzukauen«, schlug Adolfsson vor.
    »Du bist wirklich ein unverbesserlicher Romantiker, Bruderherz«, sagte von Essen seufzend, legte das Fernglas hin und widmete sich wieder den Wirtschaftsseiten der Zeitung, in der

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