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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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wohl jemals war, überlegte Lewin.
     
    79
     
    Lewin widmete sich auch am Nachmittag den praktischen Dingen und informierte als Erstes die Staatsanwältin.
    »Heute Morgen kam der Befund aus dem Labor«, erklärte Lewin. »Vorher waren das vor allem vage Theorien, und da wollte ich dich nicht unnötig mit belästigen. Deshalb melde ich mich erst jetzt«, sagte er zu seiner Entschuldigung.
    Die Staatsanwältin hatte keinerlei Einwände. Im Gegenteil. Sie war nur erleichtert, und sowie ihr die endgültige Mitteilung des Labors, dass es sich um Mänssons DANN handelte, vorliegen würde, wollte sie Untersuchungshaft beantragen.
    Bis auf Weiteres war er ja im Arrest, und Lewin dürfe sie gern begleiten, wenn sie ihm ihre Entscheidung mitteilte. Sie wollte das nämlich selber übernehmen. Växjö war eine kleine Stadt, sie selbst war gerade im Dienst und auch ein wenig neugierig auf ihn.
    »Ich habe ihn ja noch nie gesehen«, sagte sie. »Noch etwas. Wo steckt eigentlich Olsson?«
    »Der hat übers Wochenende frei«, sagte Lewin. »Wir haben versucht, ihn anzurufen. Hoffentlich lässt er von sich hören.« Lewin zuckte mit den Schultern. Was immer wir mit ihm anfangen sollen, dachte er.
     
    »Ich fürchte, dass er nicht gerade viel hermacht«, sagte Lewin, als sie die Arrestabteilung betraten. »Wenn wir bedenken, was er getan hat, meine ich.«
    »Das tun sie doch nie«, sagte die Staatsanwältin. »Jedenfalls nicht die, die ich gesehen habe.«
     
    Mänsson machte wirklich nicht viel her. Er saß auf der heruntergeklappten Pritsche in seiner Zelle und wirkte fast abwesend. Genau wie alle anderen, denen zum ersten Mal im Leben ihre Identität auf die handgreiflichste Weise geraubt wird, die in einer Demokratie überhaupt möglich ist. Zuerst hatten sie ihm die Handschellen abgenommen und seine Personalien notiert. Dann hatte er seine eigene Kleidung abgeben und stattdessen Unterhose, Socken, Hemd und Hose der Arrestabteilung anziehen müssen. Dazu gab es ein Paar Filzpantoffeln, in die er die Füße schieben konnte, wenn er wollte. Und dann hatte er eine Quittung für seine Habseligkeiten unterschreiben müssen.
     
    Nach einer weiteren Stunde des Wartens tauchten zwei Techniker auf. Mänsson wurde fotografiert, er wurde gemessen und gewogen, ihm wurden Fingerabdrücke und die Abdrücke beider Handflächen abgenommen. Danach gesellte sich ein Arzt hinzu, der Mänsson Blut sowie Haarproben von Kopf, Rumpf und Geschlecht abnahm und seinen Körper inspizierte. Alles, was ihm abgenommen worden war, wurde in kleinen Tüten, Dosen und Gläsern verstaut, mit Etiketten versehen, versiegelt und unterschrieben. Mänsson musste im Arrest bleiben und sagte zum ersten Mal etwas, ohne vorher gefragt worden zu sein.
    »Darf man erfahren, was das hier eigentlich soll«, fragte er.
    »Die Staatsanwältin wird gleich hier sein«, versicherte einer der Techniker. »Die wird Ihnen sicher alles Nötige mitteilen.«
    »Mir geht es aber wirklich nicht sehr gut«, sagte Mänsson. »Ich muss verschiedene Medikamente nehmen, und die durfte ich nicht mitbringen. Sie sind bei mir zu Hause. Im Badezimmerschrank. Gegen Asthma und so.«
    »Darüber sprechen wir noch«, sagte der Arzt und lächelte freundlich. »Sowie wir mit dem anderen fertig sind«, sagte er und nickte den beiden Technikern zu.
     
    »Der sieht ja sehr gut aus«, meinte die Staatsanwältin, als sie und Lewin in die Räumlichkeiten der Ermittlertruppe zurückkehrten. »Du sagst, er ist nicht vorbestraft? Wenn wir an dieses Verbrechen denken, meine ich.«
    »Sieht aus wie früher die Filmstars«, sagte Lewin zustimmend. »Absolut nicht vorbestraft«, bestätigte er.
    »Aber es geht ihm wohl nicht so gut«, sagte sie und schien vor allem laut zu denken. »Glaubst du, er gesteht?«, fügte sie hinzu.
    »Das weiß ich wirklich nicht«, sagte Lewin und schüttelte den Kopf. »Das wird sich sicher zeigen.« Aber was spielt das schon für eine Rolle, bei allem, was wir haben, dachte er.
     
    Während alle herumflatterten wie die geköpften Hühner, drehte Bäckström eine Runde durch das Haus und heimste die wohlverdienten Glückwünsche ein. Alle freuten sich plötzlich mit geradezu kindlicher Freude. Sogar die zwei kleinen Textilermittlerinnen, die noch eine Woche zuvor sauer wie Essig gewesen waren, lächelten und kicherten, als sie ihn erblickten.
    »Klasse, dich zu sehen, Bäckström«, sagte die eine. »Herzlichen Glückwunsch übrigens«, fügte sie hinzu und wirkte noch

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