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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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offenbar eine überzeugende Antwort, denn der Fragende trollte sich sofort von Ort und Stelle.
    Rogge ist in Ordnung, dachte Bäckström. Der hat nicht mal zu knurren und die Zähne zu fletschen brauchen, was sonst seine beste Disziplin ist.
    »Etwas anderes macht mir größere Sorgen«, sagte Bäckström. »Aber darüber können wir sprechen, wenn wir allein sind.«
     
    Die erste Gelegenheit dazu hatte sich erst geboten, als sie hinter verschlossenen Toren auf dem Hof des Polizeigebäudes standen.
    »Ich nehme an, dass alle schon die Morgenzeitungen gelesen haben«, sagte Bäckström.
    »Ich habe nur die Frühnachrichten gesehen, und die waren auch nicht viel besser«, sagte Lewin.
    »Auf gut Schwedisch ist das alles ein verdammter Mist«, stimmte Thoren zu, der offenbar anfing, seinen Widerwillen gegen zumindest die milderen Kraftausdrücke der schwedischen Sprache zu überwinden.
    »Was mir Sorgen macht«, sagte Bäckström, »ist, dass alles, worüber wir gestern gesprochen haben, heute schon in der Zeitung steht. Scheißt auf Formulierungen und so und die Drecksspekulationen und überlegt, welche sachlichen Auskünfte dort stehen, denn dann ist der einzig billige Schluss, dass dieser Kahn hier leckt wie ein Sich.« Bäckström nickte zum Polizeigebäude hinüber, das in der nächsten Zeit ihr Arbeitsplatz sein sollte. »Und wenn wir das nicht in den Griff kriegen, dann kriegen wir eine heißere Hölle, als wir es verdient haben.«
    Niemand von den anderen hatte irgendeinen Einwand.
     
    Zuerst hatte Bäckström sich mit dem Bezirkspolizeichef und dem Kollegen aus Växjö getroffen, der die Voruntersuchung leiten sollte und damit sein direkter Vorgesetzter war. Rein formal gesehen, dachte Bäckström, da es immer so gehalten wurde, wenn er und die Kollegen von der Zentralmord aufs Land hinausfuhren und versuchten, die von den Buschsheriffs hinterlassenen Scherben zusammenzufegen.
    »Trotz der traurigen Umstände bin ich froh und erleichtert, dass du und deine Kollegen uns zu Hilfe kommen konntet. Sowie mir klar wurde, was passiert war, habe ich deinen höchsten Chef angerufen… den Zettkazeh Nylander… und um Hilfe gebeten… wir sind alte Freunde aus Studienzeiten… und wenn ich ganz unnötig vor dem Wolf gewarnt habe, dann ist das einzig und allein mein Fehler. Danke, dass du gekommen bist, Bäckström. Herzlichen Dank.«
    Bäckström nickte. Was für ein verdammter Trottel, dachte er. Nimm zwei Valium und fahr nach Hause zu Frauchen, dann wird Onkel Bäckström für dich dem Wolf das Fell abziehen.
    »Und ich bin der Erste, der dem Chef hier uneingeschränkt zustimmt«, sekundierte Olsson. »Du bist mit deinen Kollegen willkommen und ersehnt.«
    Noch einer, dachte Bäckström. Wo nehmen die bloß solche Typen her?
    »Danke«, sagte Bäckström. Zwei kleine Trottel, die auf einem Zweig sitzen und um die Wette zwitschern, dachte er, und verdammt noch mal, wie wäre es, wenn wir endlich ans Werk gehen könnten?
     
    Ehe das möglich war, mussten jedoch die Arbeitsverteilung und vor allem die entsprechenden Formalitäten festgelegt werden.
    »Wir halten uns wie üblich an die Regeln«, sagte Bäckström. Denn lesen werdet ihr ja wohl können, dachte er.
    »Wenn du nichts dagegen hast, Bäckström, dann würde ich gern den Kontakt nach außen halten… also die Medien informieren und so… und mich dazu mit Personalfragen und der sonstigen Verwaltung befassen. Wir werden ja doch ziemlich viele sein. Da seid ihr sechs, und wir sind an die zwanzig. Wir haben Leute aus Jonköping und Kalmar geliehen, und so werden wir insgesamt mit an die dreißig Kollegen arbeiten. Da hast du doch nichts gegen, oder?«
    »Aber nicht im Geringsten«, sagte Bäckström. Nicht, solange sie tun, was ich sage, dachte er.
    »Dann haben wir noch ein praktisches Problem«, sagte Olsson und tauschte einen Blick mit seinem höchsten Chef. »Soll ich das erklären, Chef?«
    »Ja, tu das, Bengt«, sagte der Chef.
    »Das hier ist ja ein entsetzliches Ereignis, einfach schrecklich, und es ist Urlaubszeit, und wir haben nicht genug Leute, und viele Kollegen, die wir zu Hilfe geholt haben, sind jünger und vielleicht nicht besonders erfahren… also haben der Chef und ich schon gestern beschlossen, der Ermittlungsgruppe eine eigene Krisentherapeutin zur Seite zu stellen, damit alle, die sich mit dem Fall befassen, die ganze Zeit in professioneller Obhut sind und die Hilfe bekommen, die sie brauchen, um diese ganze Geschichte zu verarbeiten…

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